RE: NOCTHA 2 - Story - 4

Auch wenn mir die Sache mit dem fangen eines dieser Untoten im mehr oder weniger lebenden Zustand alles andere gefiel, musste ich Sam recht geben. Wir waren auf dem Weg nach Toronto, wegen Tia. Weil Tia glaubte, dort die Ergebnisse zu finden, die Dr. Streeck ihr nicht mehr hatte zeigen können. Es ergab also wenig Sinn, jetzt etwas auszuschlagen, von dem Tia sich ebenfalls Erkenntnisse erhoffte.
Blair musste ich jedoch auch zustimmen. Wir waren alles andere als in Top Form. Rhain war verletzt und kam derzeit ohne Schmerzmittel nicht über die Runden. Tias eine Gesichtshälfte schimmerte in verschiedenen blau und grün Tönen und vor nicht einmal zwanzig Minuten hatte sie von dem was passiert war nicht einmal den Hauch einer Ahnung. Meine Schusswunde als in Ordnung zu bezeichnen, wäre mehr als Übertrieben. Sam konnte nur noch aus einem Auge gut gucken und mein Bruder schien gleich im Stehen einzuschlafen. Im Ansatz Fit in diesem Raum waren Dana und Blair. Dana konnte sich verteidigen, dass hatte sie in unseren Übungsstunden mehrmals bewiesen. Bei Blair hatte ich keine Ahnung, wenn sie so Talentiert war wie Tia, sah ich Schwarz.
"Machen wir es, wie Sam vorgeschlagen hat. Ins nächste Krankenhaus und wenn uns so ein Vieh über den Weg läuft, gut. Aktiv nach einem Zombie suchen sollten wir erst, wenn wir wieder einiger Maßen auf dem Damm sind."

Ich nehme den Kaffee entgegen, den Dana mir unter die Nase hält und folge dem Gespräch. Ein Krankenhaus ließ sich in Charleston mit Sicherheit finden. Eine Stadt der Größe hatte mindestens eins. Mir wäre es dennoch lieber, wir würden einen großen Bogen darum machen. Solange, bis die Schusswunde von meinem Bruder ansatzweise verheilt war.

"Davon einmal abgesehen, sollen wir nicht eingespielt sein? Seit einer Woche schlagen wir uns durch Charleston, ihr beiden zeigt uns wie Waffen funktionieren, Dana etwas Nahkampf und wie wir uns verteidigen. Wenn zwei Brüder nicht eingespielt sein sollen, wer dann?"

Ich nehme einen Schluck aus dem Kaffeebecher. Wohl war. Jared und ich waren ein eingespieltes Team. Wir verstanden uns meistens blind und konnten ungefähr abschätzen in welchen Situationen der andere eine riesen Dummheit begehen könnte. Keiner von uns würde den anderen im Stich lassen und wir wussten, wie wir uns im Notfall verteidigen konnten. Das Argument zog hier aber gerade nicht wirklich. Wenn einer nur zu 10% Belastbar war, wenn überhaupt, brachte ein das eingespielte Team rein gar nichts.
"Ergebnisse hin oder her. Ja Toronto ist das Ziel, weil Tia da hoffentlich Informationen findet. Es wäre toll, wenn Tia neue Erkenntnisse bekäme, wenn sie ein Gehirn untersucht. Aber Blair hat recht. Wir sind nicht fit und ob Tia das Gehirn eines Zombies heute oder morgen scannt macht keinen Unterschied." Mein Blick wandert von Tia zu Sam. "Wenn das der einzige Grund ist, sollten wir warten bis Jared wieder fit ist. Ich würde sogar sagen, wir bleiben zwei, drei Tage hier und ziehen erst dann weiter. Wenn du Medikamente brauchst, sollten wir uns eine Apotheke suchen oder eine Arztpraxis. Kein Krankenhaus. Zu groß. Zu unübersichtliche für zwei Leute, die nicht perfekt aufeinander eingespielt sind." Ich deute erst auf Dana und dann auf mich. "Und das sind wir nicht." Ich nehme noch einen Schluck Kaffee. Gott, tat das gut.

2 Wochen früher... 28.08. -- 0612 MEZ Air Force Base Glendale
Julien wartete an an der offenen Seitentür der Boing. Er sieht zu den Menschen, die in den Jet steigen. Gespannt sieht er sich immer wieder um, während Kampfjets ihre Runden drehen.
Quinn und Burton, rennen über das Rollfeld. In der Hand einen Seesack.
Sie erreichen uns. Ich nehme den Seesack. Er ist schwer. Ich sehe die zwei an. "Wir müssen den Vogel hochkriegen! Sorgt ihr für den freien Start. Ich bleibe hier.“
Die zwei sehen mich an. „Sind sie sicher, Lieutenant?“, fragt Burton.
Ich schüttel den Kopf. „Nein, aber einer muss es tun. Sichert ihr die Airbase!“
Die Zwei nicken und laufen los. Ich trage den Seesack in den Jet, schaue ob alle an Bord sind und schließe die Tür.

Julien begibt sich zu den Hangars und zurück zur Zentrale. Der Jet startet im Hintergrund, während explodierende Raketen den Start der Flugzeugturbinen übertönen. Er merkt gar nicht, wie der Jet mit den Leuten am Horizont verschwindet. Es vergehen einige Minuten ehe die Mutanten unter Verlusten besiegt werden können.
Während die Reparaturen an der Basis über die 2 Wochen andauern, gibt es schließlich einen neuen Einsatz. Einen Professor aus Charleston zu evakuieren. Hammond startet mit 3 anderen Soldaten zu einem Flug. Der Black-Hawk verlässt am 11.09. die Glendale Airforce-Base.

Am Rande von Charleston:
Als der Black-Hawk über einem Waldstück Nähe Charlston fliegt prasseln Kugeln auf die Panzerung des Helis. Julien duckt sich. Er sieht knapp aus dem Fenster. Auf einer Anhöhe, steht eine kleine Holzhütte. Unten verstreut 5 oder 6 Personen in orangen Overalls. Sie feuern mit Sturmgewehren auf den Heli. Der Pilot flucht und dreht ab. Der Kamerad hinten, greift sich die Minigun. Unter lautem Krach und fliegenden Patronenhülsen erwidert der Helikopter das Feuer auf die angreifende Gruppe. Charleston voraus.

"Ein MRT..." "Mit freundliche Grüßen! Die Welt liegt..." 'Du Arschloch! Vielleicht war es wichtig? Außerdem hatten wir den Gag schon...'
"Vielleicht ist es auch der Schlüssel für..." für? FÜR?
"Es könnte helfen zu verstehen. Vielleicht gibt es Anomalien beim Blutfluss, oder Kleinhirn-, Hypophysen- und Hirnstamm arbeiten anders, als bei uns." Ich hasse Ärzte. Versteht kein Mensch. Ich beginne daran zu zweifeln, dass alle Ärzte eine Sauklaue haben, über die sich immer beschwert wird. Sie schreiben einfach nur die Worte, die wir schon beim Hören nicht identifizieren können. Gesprochene Glyphen.

"Machen wir es, wie Sam vorgeschlagen hat." Was? "Was?" "Ins nächste Krankenhaus und wenn uns so ein Vieh über den Weg läuft, gut. Aktiv nach einem Zombie suchen sollten wir erst, wenn wir wieder einiger Maßen auf dem Damm sind." Mit leicht geöffnetem Mund schaue ich Jared an. Hält er meinen Plan wirklich für eine gute Idee? Meinen? Ich setze mich aufrecht hin, als wäre ich gerade geadelt worden.

"Ergebnisse hin oder her. Ja Toronto ist das Ziel, weil Tia da hoffentlich Informationen findet. Es wäre toll, wenn Tia neue Erkenntnisse bekäme, wenn sie ein Gehirn untersucht. Aber Blair hat recht. Wir sind nicht fit und ob Tia das Gehirn eines Zombies heute oder morgen scannt macht keinen Unterschied." Travis schaut mich an. "Wenn das der einzige Grund ist, sollten wir warten bis Jared wieder fit ist. Ich würde sogar sagen, wir bleiben zwei, drei Tage hier und ziehen erst dann weiter. Wenn du Medikamente brauchst, sollten wir uns eine Apotheke suchen oder eine Arztpraxis. Kein Krankenhaus. Zu groß. Zu unübersichtliche für zwei Leute, die nicht perfekt aufeinander eingespielt sind. Und das sind wir nicht." Oh, okay. Ich sinke auf meinem Sitz wieder zurück in die 'Ich wurde von einer Frau mit einer Klobürste verprügelt' Pose. "Ehrlich, der wird nie langweilig. Hahahaha!"

Ich meine zu Travis: "Naja, Augentropfen vielleicht. Geht da nicht auch ein Kamillenbad?" Meine Oma hat für absolut alles ein Kamillenbad empfohlen. Zahnschmerzen? Nimm mal ein Kamillenbad. Kopfschmerzen? Nichts wogegen ein Kamillenbad nicht hilft. Schultergelenk ausgekugelt? Hast du drüber nachgedacht ein Kamillenbad zu probieren? Hinter dem Diner von einem Typen der nach Waschpulver riecht und den du erst seit 20 Minuten kennst geschwängert werden? Probier es mal mit einem Kamillenbad. Und kipp ordentlich Gin rein. Gin half ihrer Meinung nach bei allem, wo ein Kamillenbad nicht genug war. Hach ja, meine Cousine und ihr Instantbaby. Ich wollte den kleinen spaßeshalber OMO nennen, wäre aber enterbt worden. Jetzt heißt er Eric. Ob ich ihnen diese lustige Geschichte erzählen sollte?

Auf einmal höre ich Geräusche einer Waschmaschine. Hach OMO. Nein, FUCK! Das ist ein Helikopter! Tia steht auf und schaut raus. Ich folge ihrem Blick, kann zwar nur noch Zwei-Dimensional schauen, aber erkenne auch einen Hubschrauber. Hoffentlich sind das bessere Piloten als Rhain! "Dachte ich auch gerade."

Plötzlich: Schüsse! Der Helikopter dreht und feuert auf uns! Nein, doch nicht. Über uns? Ach was weiß ich! Panik! Ich springe auf. "Weg vom Fenster!"

"Hear the sound of a machine gun! Hear it echo in the night! Mortals firing rains the scene! Scars the fields! That once were green!" 'Kannst du mal deine Fresse halten?!?' "Was würde besser passen als Sabaton du Banause?" 'Ein Bunker vielleicht?' "So silent before the storm! Awaiting command! A few has been chosen to stand! As one outnumbered by far! The orders from high command! Fight back, hold your ground!" 'Alter, ich lass dich doch raus schneiden!'

Am Rande von Charleston:
Der Helikopter zieht einen Halbkreis. Patronen fliegen nach unten. Das war Mal was Neues. Keine X-Rays sondern Menschen.
Ich höre nur noch von hinten rufen: "RPG! Auf 5 Uhr"
Der Blackhawk duckt sich nach unten weg. Die Rakete zischt knapp über dem Hauptrotor drüber weg. Ich klettere vom Co-Piloten Sitz nach hinten. Greife mir die Ausrüstung. Einen Rucksack und ein Gewehr.
"Wir müssen raus!", rufe ich.
Der Helikopter fliegt weiter nach Charleston und hält über einem Dach. Ich werfe ein Seil raus und Seile mich ab.
Warte unten auf die Kameraden. Da knallt es. Eine Rakete trifft den Helikopter. Er explodiert. Wie ein Stein fällt die Stahlstruktur senkrecht nach unten. Ich laufe los und springe vom abgeflachten Dach eines Hauses, ehe der Kopter durchs Dach kracht und ausbrennt.

Ich hebe die Augenbrauen und sehe meinen Bruder an. Irgendwo hatte er recht. Voll belastbar war ich nicht, aber eine Waffe halten und mich verteidigen konnte ich immer noch. Die Kugel hatte ein Loch in meinem Bein hinterlassen und nicht in meinem Armen.
Laufen ging auch, wenn auch nicht so schnell wie ich gerne hätte. Die Welt war am Arsch und ob wir hier hingen und uns etwas zu stieß, oder in einem Krankenhaus war meiner Ansicht nach völlig Banane.

Das Geräusch eines sich nähernden Hubschraubers unterbricht die Diskussion. Tia stellt sich ans Fenster und guckt nach draußen. Ich folge ihrem Blick. Just in dem Moment, indem ich den Hubschrauber der Airforce entdecke, erklingen Schüsse und Sam brüllt: "Weg vom Fenster!"
Wirklich Zeit zu reagieren, bleibt ab diesem Augenblick allerdings nicht. Der Helikopter dreht ab und erwidert das Feuer mit seiner Minigun. Eine Rakete zischt an den Rotorblättern vorbei, dann verschwindet der Heli aus meinem Sichtfeld. Dem Lärm nach zu urteilen, befand er sich jetzt direkt über uns. Es folgt ein Knall, gefolgt von einer Explosion. Kurz darauf kracht es ohrenbetäubend. Die Küchenwände erzittern, die Schränke beben. Ich höre Geschirr zerbersten.
Blair und Rhain sind mir am nächsten. Ich hechte nach vorne und reiße die beiden mit mir zu Boden, gerade als eines der Rotorblätter die halbe Küchenfenster einreißt. Schutt prasselt auf uns nieder und Staub hüllt uns ein. Ich huste, während mein Blick an die Stelle gleitet, an der gerade eben noch die Küchentür gewesen war. Flammen fressen sich durch den Helikopter, strecken ihre Fühler aus und suchen außerhalb des Wracks nach brennbaren Material. Noch immer ächzt und stöhnt das Haus und macht mehr als deutlich, dass die übrig gebliebenen Wände nicht mehr ewig stehen würden. Es grenzte ohnehin an ein Wunder, dass die Küche weitgehend verschont geblieben war.
"Raus hier!" Mein Brüllen wird durch Husten unterbrochen. Ich kämpfe mich in die Höhe und sehe nach den anderen.

Es knallt. Waren das eben Schüsse?
"Weg vom Fenster!"
Irritiert schaue ich mich zum Fenster um und sehe ein riesigen Hubschrauber auf uns zurasen. Mein Herz sackt mir in die Hose und für einen Moment denke ich, das Ding kracht wirklich gleich durch’s Fenster, doch dann kann ich das Wummern der Rotorblätter über uns hören. ‘Er fliegt nur über uns drüber’, denke ich erleichtert.
Gerade will ich mich wieder zu den anderen drehen, da kracht es erneut. Doch diesmal keine Schüsse. Eine Explosion. Es klingt, als würde etwas einstürzen. Die Wände zittern, Holz knirscht, Glas zerbricht. Was ist hier los? Ein Erdbeben? Ich muss an den Film ‘San Andreas’ denken. Ich werde zu Boden gerissen.
"Raus hier!", höre ich jemanden neben mir brüllen. Aus den Augenwinkeln sehe ich Flammen züngeln. Ich atme tief ein und bereue es sofort. Rauch und Staub füllen meine Lungen und ich huste. Ich halte mir mein Shirt vor Mund und Nase und versuche etwas in diesem Chaos zu erkennen. Metall knirscht, es rumpelt erneut. Ein Holzbalken knallt unweit neben mir zu Boden und Dämmung rieselt herab.
‘Warum genau schaust du dir alles an als wäre das nur ein VR-Spiel? Renn verdammt!’, ermahne ich mich selbst. Ich schaue mich nochmal um. Das Feuer breitet sich aus. Wo war der Ausgang? Meine Augen brennen, ich kann nichts deutlich sehen, aber ich rapple mich hoch und hechte gebückt in eine Richtung. Keuchend und hustend passiere ich einen Türrahmen und höre es hinter mir erneut krachen. Wände verziehen sich, eine erneute Explosion. Zumindest klingt es so. Aber hinter mir! Hinter mir ist gut! Also weiter!
Ich laufe, überall liegt Zeug herum. Zuerst Holzteile, Tapeten, Möbel, dann Deko, Bilder und Zeitschriften. Etwas weniger Rauch und Staub. Wo bin ich? Couch, Sessel, Fernseher. Wohnzimmer! Wohnzimmer haben Türen zum Garten! Ich renne zur Fensterfront, reiße an der Tür herum bis ich sie aufbekomme und laufe nach draußen. Frische Luft! Zumindest kann ich hier besser atmen, aber der Rauch verpestet auch draußen alles. Ich renne noch ein Stück weiter und schaue zurück. Ein dunkelschwarze Rauchsäule schlängelt sich über dem Haus in die Luft. Der Hubschrauber ist durch das Dach gekracht und halb im oberen Stockwerk und der Garage gelandet. Ein Rotorblatt sticht heraus wie ein Stäbchen aus einer Reisschüssel. Die eine Hälfte des Hauses brennt schon. Warum mussten diese Amerikaner nur alles aus Holz bauen?
Keuchend blicke ich mich um. Wohin als nächstes? Warte mal. Wo sind die anderen? Scheiße, ich muss ihnen helfen! Ich laufe zurück zur Terrassentür. Rauch schlägt mir wieder entgegen und ich huste heftig. Fuck, ich kann doch da nicht wieder rein?!
“Dana!”, brülle ich so laut ich kann, “Sam! Tia!” Wie hießen nochmal alle? “Jared, Rhain, Travis! Hier geht es raus!” Durch den Rauch versuche ich etwas zu erkennen.

Plötzlich geht alles so schnell. Sam schreit, danach Jared. Das ganze Haus vibriert, die Fenster zerspringen, Feuer bricht aus, der Rauch verbreitet sich. Ich sehe mich um. Die Wände knacken, Holzsplitter fliegen durch die Gegend. Ich stehe vom Stuhl auf, verliere aber durch eine Erschütterung das Gleichgewicht und knallte zuerst gegen die Küchenzeile, ehe ich zu Boden falle. Scheiße, ich habe Angst. Die Flammen kommen näher, klammern sich an mein Bein, meinen Rücken. Höllische Schmerzen breiten sich in meinem Körper aus. Ich will schreien, doch der Rauch breitet sich in meiner Lunge und Stimmbänder aus.
Jemand packt mich an der Schulter und rüttelt diese. Wieder im Hier und Jetzt, drehe ich meinen Kopf zur Seite, doch ich sehe nur verschwommen. Ich bin nicht am Set, es ist auch nicht Alex, der versucht mich auf die Beine zu ziehen. Ich bin wieder in diesem Haus, wir saßen gerade beim Frühstück. Und jetzt liegt es in Trümmern. Naja zur Hälfte. Die Umrisse der Küche kann ich noch erkennen. Ich werde auf die Füße gezogen und voran getrieben. Wer es ist, kann ich nicht sagen. Sam? Travis? Jared? Keine Ahnung.
Ich komme draußen an. Meine Lunge füllt sich wieder mit frischer Luft. Die Sonne blendet mich, sofort spüre ich die Hitze ihrer Strahlen.
Jemand ruft meinen Namen direkt neben meinem Ohr. Blair? Ich sehe sie an, lege meine Hand auf ihre Schulter und lasse mich auf den Hintern fallen. Ich kann wieder klarer sehen und erkenne nun Sam und Blair vor mir. Sie stürzen sich wieder ins brennende Haus. Was machen sie denn? Ich will Blair aufhalten, Sam ist schon zu weit vorne, aber ihre Hose gleitet mir aus den Händen. Nein, sie dürfen nicht da rein. "Kommt zurück!", krächze ich. Mein rechtes Bein fühlt sich taub an, aber der Schmerz ist nicht echt. Ich versuche es mir immer wieder einzureden, aber mein Körper gehorcht mir nicht. Ich kann nicht aufstehen, ich kann nichts tun! Komm schon, Dana. Steh auf!, höre ich Alex Stimme in meinem Kopf. Der Schmerz ist nicht echt. Komm schon.
Langsam rapple ich mich auf und sehe mich um. Ich muss den anderen helfen. Ich ziehe mein T-shirt über die Nase und will gerade ins Haus laufen. Doch meine Beine wollen nicht, wie ich will. "Ach, kommt schon!", schimpfe ich, bleibe aber doch im Garten stehen. Was ist überhaupt passiert? Ich gehe rückwärts und schaue mir das Desaster an. Ein Helikopter ist ins Haus gefallen. Das... Hab ich auch noch nicht gesehen. Klar, im Film, aber so? Hm...wer auch immer diesen Vogel geflogen ist, wird unmöglich noch am Leben sein, also unnötig danach zu suchen.
Ich gehe näher zur Tür. "Travis! Jared!" durch den Rauch versuche ich jemanden zu sehen, aber dieser wird zu dicht. "Sam! Blair! Kommt zurück!", ich muss auf Abstand stehen und Husten. Als ich mich wieder gefangen habe, rufe ich nochmal rein:"Tia! Rhain! Versucht meiner Stimme zu folgen! Hierher!!"
So eine scheiße! Wieso immer die Häuser, in denen wir Zuflucht suchen?!

Das dröhnen des einstürzenden Daches des Banfield Pet Hospital immer noch in den Ohren kauere ich über meine Hündin "Buffy" gebeugt. Mit dem Schlimmsten rechnend bleibe ich schützen über sie gelehnt und regungslos liegen. Eine Minute... oder doch eher eine Stunde? Wer weiß das schon. Alles was ich höre ist dieses eindringliche Piepsen in meinen Ohren, nach dem großen Knall der zusammenbrechenden Gebäudedecke. Nach einer gefühlten Ewigkeit gesellt sich das Rauschen von Wasser aus den defekten Leitungen dazu. Langsam beginne ich wieder etwas von der Umgebung wahrzunehmen. Die letzten Schuttbrocken, die um mich herum herabrieseln, der aufgeregte, hechelnde Atem von Buffy, der sich mit meinem eigenen Keuchen und Husten mischt und das Jaulen und Wimmern der Tiere irgendwo weiter Hinten in den Ruinen. Ich bleibe gut und gerne noch eine weitere halbe Stunde angsterfüllt in den Trümmern liegen. Immer irgendwie in der Hoffnung, das Bergungstruppen in den verschütteten Überresten dessen, was ich als Gasexplosion abtue, nach Überlebenden suchen. Niemand kommt.

Niemand... "Raus hier!"

Buffy verschwindet in meinen Armen. Das jaulen der Tiere hört auf. Das Banfield Pet Hospital wandert zurück in meine Erinnerungen, wird zu einem Teil meiner Vergangenheit. Die Trümmer bleiben. Die Trümmer, die Asche, die Hitze, das Feuer... die Panik! "Fuck, fuck, fuck, fuck..." Was zur Hölle. Von wegen zur Hölle! Wir sind schon mittendrin. Ich bleibe am Boden, versuche auf allen Vieren zu krabbeln ohne zu wissen wohin. Ständig verändert sich die Umgebung. War eben noch der umgestürzte Tisch neben mir, ist es nun ein brennender Balken. Vor mir der Linoleum Bode über den ich zu kriechen versuche beginnt Wellen zu werfen und zu schmelzen. Die Hitze ist unerträglich. Der Rauch beißt in der Lunge, den Augen, der Nase. Hier unten am Boden geht es gerade so. Ich zapple weiter und meine Füße finden keinen Halt, rutschen immer wieder weg, als vor mir etwas auftaucht an dem ich mich festhalte. Dana! Sie sieht mich panisch an, ihre Augen sind weit geöffnet, als habe sie einen Schock. Ich muss sie beruhigen, irgendwie! Nein, keine Zeit! Nicht hier, nicht jetzt! Ich weiß nicht, wie ich es schaffe aufzustehen, aber plötzlich stehe ich und ziehe sie hoch, ziehe sie mit mir, nur raus, raus, raus. Ihre Beine spielen mit und ich muss sie nicht tragen, nur schieben, aber wohin? Alles ist grau und rot und orange und...

“Dana! Sam! Tia! Jared, Rhain, Travis! Hier geht es raus!”

Ich folge dem schottischen Akzent! Nie klang ein schottischer Akzent schöner! Nie zuvor hatte ich einen gehört! Egal, ich folge ihm. Vorbei an der Couch, dem Schrank, dem Bett, welches durch die Decke kracht und lichterloh brennt! "How do we sleep, while our beds are burning?" 'Nicht hilfreich!' "Du bist in einem brennenden Haus, dass dir gerade auf den Schädel regnet, schleifst eine Fahrlehrerin raus, die du seit eineinhalb Wochen kennst und hast eine Panikattacke. Keine Pille der Welt könnte mich jetzt vertreiben! nicht einmal, wenn ich wollte." 'Fein... dann eben mit dir!' "Oh und deine Nase blutet..."

Irgendwie schaffe ich es trotzdem raus. Irgendwie. Dana fällt auf die Wiese und ich schaffe es nicht sie zu halten. Kann ja mich kaum auf den Beinen halten Blair hat es vor uns raus geschafft und beugt sich zu Dana runter. Alles klar, die beiden sind in Sicherheit. Ich renne zurück ins Haus.

"Kommt zurück!" Ja, das sollte ich... Ich komme an der Tür an. Hole tief Luft. Gehe einen Schritt durch die Pforten der Hölle. Hinein ins Inferno.

"Sam! Blair! Kommt zurück!" Blair hört auf sie. Sollte ich auch. Wirklich. Drinnen angekommen gehe ich sofort wieder auf die Knie. Laufend kann man nicht mehr atmen. Der Rauch von irgendwelchen Kabeln oder Platinen oder Chemikalien erlaubt es einem nicht mehr. Dennoch kämpfe ich mich weiter. Taste den Boden ab bis meine Hände blutende Blasen aufweisen. Taste mich blind voran bis ich etwas spüre. Einen Ärmel. Ein Hemd! Und es steckt jemand drin. Ohne zu überlegen ziehe ich daran. Schwer. Oder meine Kräfte haben mich schon verlassen. Ich lasse mich nach hinten fallen, die Person mit mir ziehend. Hoffe, die Richtung stimmt. Weiter auf dem Hintern, mit den Hacken gegen den Boden gestemmt. Weiter, weiter, weiter. Millimeter um Millimeter. Meine Atmung setzt aus. Das schaffe ich nie. Wir schaffen es nie...

"Tia! Rhain! Versucht meiner Stimme zu folgen! Hierher!!" Keine 2 Meter! Komm schon Sam! Nochmal alles geben. Wenigstens einmal im Leben nicht aufgeben. Los. Meine Hand schlägt auf die Schiene der Terrassentür und sofort werde ich gepackt und raus gezerrt. Meine Finger krallen sich in das Hemd desjenigen, den ich mit raus ziehe. Fühlt sich an, wie neu geboren zu werden! Raus, einfach nur raus. Keine Ahnung ob ich bei der Geburt Kratzer am Rücken hatte, zwei Fingernägel abgebrochen sind und ich gehustet habe, wie ein 60 Jähriger Kettenraucher, aber ich denke nicht, dass es so war. Ich rolle mich auf der Wiese draußen im Garten auf den Rücken, keine Chance, so ersticke ich in wenigen Sekunden. Dann auf den Bauch. Hustend beginne ich zu erbrechen, kann dadurch aber besser Atmen. Ich versuche mich aufzuraffen. Drinnen sind immer noch Leute, doch mein Körper quittiert mir den Dienst. Ich schaffe es gerade so, nicht in meiner Kotze zu landen und sacke zusammen.

Räuspert sich.

"Da du jetzt Sendepause hast, Sam, würde ich gerne ein paar Worte an dich richten. Du hast dich gerade todesmutig aufgeopfert um jemandem das Leben zu retten. Trottel... Du hast deine Gesundheit wieder mal aufs Spiel gesetzt. Idiot... Oh und deine Nase blutet natürlich fröhlich weiter. Du hast, wie hast du es genannt? Die Pforten der Hölle durchschritten?"

"Gut."

"Gewöhn dich dran."

"War nicht das letzte Mal!"

Wie konnte man so verdammt viel Pech haben? Wie konnte es angehen, dass schon wieder etwas in unmittelbarer Umgebung explodierte? Erst der Unterschlupf von Dana, die Granate auf dem Jahrmarkt und jetzt ein Hubschrauber in der Villa.
Warum zum Teufel rutschten wir von einer Katastrophe in die Nächste?
Warum auch immer der Hubschrauber über diesem Haus explodiert und mit einem ohrenbetäubenden Krachen durch das Dach der Villa kracht, er tut es. Er bringt das ganze Haus zum Beben, reißt Wände und Decken ein, als wären sie aus Pappe, setzt alles in Brand und bringt uns einmal mehr in eine lebensbedrohliche Situation. Der dicke, schwarze Rauch und der Staub und Schutt sorgen sehr schnell dafür, dass man die Hand vor Augen nicht mehr erkennt und das Atmen eine einzige Qual wird.
Raus.
Wir mussten hier dringend raus, bevor wir bei lebendigem Leib verbrannten.
Ich halte mir einen Arm vor Mund und Nase. Ich höre die anderen Husten und Brüllen, kann durch das Knistern der Flammen und das Ächzen der Villa aber nicht verstehen was sie sagen. Mein Bruder war am Esstisch gewesen, zusammen mit Blair, Sam, Rhain und Dana. Tia hatte neben mir an der Küchenmesser gestanden und nach dem Hubschrauber gesehen.
Hubschrauber... Fenster!
Ich taste blind und hustend in der unmittelbaren Umgebung herum und bekomme schließlich jemanden am Handgelenk zu fassen.
Fenster... Scheiße... wo war das Fenster gewesen? Die Hitze wird immer unerträglicher und das Atmen fast unmöglich. Ich taste blind vorwärts, die Hand umklammert. Keine Ahnung wie lange ich herum irre bis ich einen Griff zu fassen kriege und daran zerre. Ahnung wie lange es dauert, bis ich das Fenster geöffnet kriege und frische Luft durch meine gereizten Atemwege strömt. Ich schiebe, wen auch immer ich am Handgelenk habe, aus dem Fenster und klettere anschließend hinter her. Hustend gehe ich in die Knie, gönne mir einen Augenblick Ruhe, bevor ich mich wieder auf die Beine kämpfe und zu der zerstörten Villa blicke.
Von irgendwo höre ich Danas Stimme.
Drei.
Drei von sieben.
Waren die anderen noch drinnen? Oder waren sie bei Dana?
Ich trete neben das Fenster, versuche durch den dicken Rauch irgendetwas zu erkennen. Oder irgendjemand.