[b][/b]
[i][/i]
[u][/u]
[code][/code]
[quote][/quote]
[spoiler][/spoiler]
[url][/url]
[img][/img]
[video][/video]
Smileys
smile
smile2
spook
alien
zunge
rose
shy
clown
devil
death
sick
heart
idee
frage
blush
mad
sad
wink
frown
crazy
grin
hmm
laugh
mund
oh
rolling_eyes
oh2
shocked
cool
[pre][/pre]
Farben
[rot][/rot]
[blau][/blau]
[gruen][/gruen]
[orange][/orange]
[lila][/lila]
[weiss][/weiss]
[schwarz][/schwarz]
Uli
Erzherzog*in
Beiträge: 719 | Zuletzt Online: 24.03.2024
avatar
Name
Gründerin
Geburtsdatum
29. Dezember 1993
Registriert am:
18.04.2012
Geschlecht
weiblich
    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 09.04.2022

      Einen Moment bleibe ich noch unschlüssig im Gang stehen, starre ihn hinab, als könnte ich jeden Moment erwarten dass da eine Leiche wankend und stinkend hinab torkelt. Doch es bleibt weiterhin ruhig. Trotzdem läuft mir ein kalter Schauer über den Körper, getränkt mit Unbehagen.
      Also folge ich Tia und Hammond und bediene mich ebenfalls am Kleiderschrank. Einen großen Hoodie, ein TShirt, eine Jogginghose mit Band, ein paar dickere Socken und Unterwäsche krame ich hervor und halte die Sachen wie ein Schatz an mich gepresst.
      "Lasst uns beeilen und schnell wieder zu den anderen gehen. Mir behagt es nicht, dass wir getrennt durch diese Klinik laufen. Nach meinem Gefühl geht das nur wieder schief", flüstere ich den beiden zu und atme tief durch. Meine Begeisterung, Maddy's Ebenbild Kija näher kennen zu lernen hält sich zwar in Grenzen, aber da musste ich wohl leider durch.
      Die Erschöpfung wird stärker und auch mein Magen beginnt sich leererweise immer heftiger zu melden. "Eine schnelle Dusche, und dann würde ich vorschlagen ein paar Matratzen in die Cafeteria zu ziehen. Dort haben wir einen großen Raum, den wir verschließen können und essen".
      Die Nase rümpfend sehe ich an mir herab. Blut und Dreck lassen mich bald selbst aussehen wie ein Monster. "Keine Ahnung wie wir jemals so tief sinken konnten ...", jammere ich leise vor mir hin und schlurfe zurück zur Tür, um vielleicht eines der großen Pflegebäder auf der Station zu erwischen. Meine Hoffnung auf warmes Wasser ist zwar gering, aber nicht ganz über den Haufen geworfen.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 05.04.2022

      Mit aufgeplusterten Backen bleibe ich zunächst zurück, lasse die Luft dann zischend entweichen und folge den Zweien Augenrollend die Treppe hoch. Tia hatte Recht. Es brachte jetzt nichts hier eine Diskussion zu führen, die gar keinen Ursprung hat. Mein Problem war Kija und nicht Hammond. Ich war ihm nur nicht geheuer. Wenn er meine wahre Vergangenheit kennen würde... lieber den Mund halten. Sein Befehlston geht wie Durchzug an mir vorbei, sodass ich hinter den zweien etwas langsamer die Treppe hoch komme. Die Strapazen des Tages lassen es mich nun deutlich spüren, sodass ich mich oben am Geländer einige Sekunden festhalten muss, ehe der Schwarze Bildschirm vor meinen Augen verschwindet und alles aufhört sich zu drehen. Komischerweise spüre ich dabei erneut wieder dieses Stechen im Brustkorb, ein Ziepen, wie kleine Stromschläge. Oder bilde ich mir das vielleicht nur ein? Aber wie konnte ich es erklären ohne vollkommen für verrückt erklärt zu werden?
      Da waren diese Gesichter gewesen, dieser Schmerz als der Stromschlag mein müdes Herz schlagartig wieder zum Leben erweckt hat.
      Mit einem Kopfschütteln vertreibe ich die Bilder, schließe zu Hammond und Tia auf.

      Auf der Station für Geburtshilfe bleibt es still. Gespenstisch still. Nur Tia's Frage die irgendwann durch den Raum hallt, während wir wie Raubtiere auf das Stationszimmer zu gehen. Auf den Gängen stehen einige Betten. "Ich glaube auf der Wochenbettstation haben wir mehr Glück mit Kleidung. Ich will mir hier keine Horrorzimmer ansehen, nachdem das alles hier mal Fluchtartig verlassen wurde. Was wenn hier vergammelte Leichen herum liegen und damit meine ich nicht die, die wieder aufstehen, sondern echte", flüstere ich Tia und Hammond zu, was jedoch sehr eindringlich klingt.
      Auch wenn mir eigentlich nicht danach ist und ich solch eine Station vorher nie von Innen gesehen habe, wage ich es trotzdem.
      Mit einem Finger deute ich auf eine Tür vom Gang aus, gehe die wenigen Fuß darauf zu und stupse sie mit der Fußspitze auf. Die Tür öffnet sich leise nach innen.
      Ein Raum mit verschiedenen bunten Bildern, Ein Geburtsbett, Monitore, eine Wanne und ein Sideboard auf dem verschiedenste Materialien stehen. Dieser Raum ist schon mal leer. Ich zucke die Schultern, wende mich schnell wieder ab.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 04.04.2022

      Am Ausgang der Cafeteria holt Tia mich ein.

      "Rhain du solltest nicht alleine gehen."
      "Ich brauch auch neue Klamotten und Lieutenant Hammond gibt uns freundlicher Weise Geleitschutz."


      Ich verdrehe die Augen, als sie Hammond erwähnt, aber insgeheim will ich hier auch nicht ohne Waffe durch das Gebäude steuern. Wer weiß was hier drin lauern mochte. Ich bin mir unschlüssig ob einer der Dunford's noch eine Waffe bei sich tragen. Darauf habe ich in der Tat nicht mehr geachtet. Gut möglich, dass Travis seine im Feuer verloren hat.
      "Fantastisch", bringe ich trocken hervor und schenke Tia ein Nicken zur Bestätigung. Meine miese Laune, geht eigentlich gegen keinen von beiden. Ich bin nur super angefressen, dass ausgerechnet die Neue auf die wir treffen, auch zum Dunford Clan gehört und in meinen Augen mehr Schaden anrichten wird, als sie nutzen hat. Noch immer weilt in meinem Innern die riesige Besorgnis, die die mich dazu verleitet hat ihm das Leben zu retten, ihm ins Arbeitszimmer zu folgen und nicht aus diesem Schlafzimmer zu gehen....

      "Tja ich denke da sollten wir was für uns finden."

      Tia's vorherige Worte verschwimmen im Hintergrund zu einem immer gleichen Strom aus Geräuschen, irgendwo am Rande meiner Wahrnehmung. "Klingt gut, Aber OP Kleidung ziehe ich ganz sicher nicht an. Das ist wie der Beginn eines Horror Thrillers in dem später sechs armselige Menschen einzeln gejagt und langsam zerhackt werden, vor den Augen aller anderen. Und das in nur einer Nacht", platzt es im flüsterton völlig ernst aus mir heraus.

      ".....Rhain geh du voraus. Bei deinem derzeitigen Gift fällt jede Kreatur eh von selbst um. Wir folgen dir!"

      Hammond unterbricht mich kurz. "Ja ne, und darum haben Sie mir jetzt das Messer weggenommen? Ich bin doch kein.......!", zische ich ihn über die Schulter hinweg an und blicke hochachtungsvoll auf seine Waffe. Tief Luft holend presse ich kurz die Lippen zusammen. Männer Logik.
      Ich drehe mich zu Hammond herum, stelle mich vor ihm und sehe herausfordernd zu ihm auf, stemme dabei die Hände in die Hüften. "Entweder kriege ich ein Messer zur Selbstverteidigung, dass ich werfen kann oder ich schlage vor, sie gehen mit bestem Beispiel voran und sichern uns Damen eine Dusche, damit wir die Unterwäsche loswerden die wir nicht tragen, weil wir keine passende finden und Kleidung von völlig fremden anziehen müssen, weil unsere eigene gar nicht mehr existiert und ganz zu schweigen vom Kleidungsstil der gar nicht unserer ist." Ein Grinsen stielt sich auf meine Lippen. Gut möglich das ich völligen Kauderwelsch rede, aber so allmählich drängen sich mir die brennenden Schmerzen wieder an die Oberfläche, die meine Arme in Brand stecken und nur danach schreien irgendwas zum Kühlen zu finden oder in eine der Apotheken nach einem Schmerzmittel zu suchen, um endlich schlafen zu können.
      "Also los jetzt".

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 03.04.2022

      Meine Nasenflügel beben als ich zur Küche herein stürme, kaum eine Notiz von Tia und Hammond nehme und stattdessen ein Messer aus einem Block ziehend, in den hinteren Teil der Küche gehen will. Schnellen Schrittes wohlgemerkt und komischerweise auf dem Trip jedem abnormalen Wesen in den Arsch zu treten.

      "Ich halte das für keine gute Idee, Rhain"

      Hammonds Stimme geht zunächst durch meine Ohren wie Durchzug.
      Maddy. Schwägerin. Kija. Umarmung. Freude. Tränen. Wie ein Gedankenkarussell schwirren diese Bilder immer wieder vor meinem inneren Auge auf und ab.

      "Leg das Messer hin!.....Bevor du dich damit selbst verletzt."

      Aus meiner Kehle dringt ein grummelnder Laut und ein murmelndes "Wenn du wüsstest....".
      Maddy. Schwägerin. Kija. Umarmung. Freude. Tränen. Seine Verzweiflung. Seine Trauer.
      Ein Schauer übergießt meinen Körper mit Eiswasser, lässt mein Herz nach dem eben Gesehenen noch stärker verkrampfen.

      "Mach kein Mist. Hilf den Brüdern! Raus hier!......Wenn die Dame hier vernünftig bleibt?"

      Da es ansonsten in der Cafeteria vollkommen ruhig ist, kann ich genau hören, wie er nach seinem Gewehr greift. Das zumindest scheint eine Wirkung auf mich zu haben, denn augenblicklich bleibe ich wie angewurzelt stehen. Das Messer liegt ruhig in meiner Hand, welche ganz entspannt herunter baumelt. Also keineswegs aggressiv. Oder wirke ich tatsächlich so? Ich habe große Lust es gegen irgendeine Wand zu schmettern, in der Hoffnung das es stecken bleibt. Nein. Ich weiß dass es stecken bleiben wird.
      Ich wende mich auf dem Absatz herum, sehe Hammond mit einem kalten, frustrierten und irgendwie wütenden Blick an. Seinem fest entschlossenen kann ich kaum ausweichen. Wir starren uns lange an in denen mehrere Sekunden wie Minuten verstreichen.
      Eine Zeit in der meine innere Raubkatze mein Bauchgefühl mit ihren Klauen umklammert hält und sich nur sehr sehr langsam mit der Peitsche wieder zurück treiben lässt.
      Ich hole sehr tief Luft, hebe ausdruckslos den Arm, lasse das Messer los, welches scheppernd zu Boden kracht ohne die beiden aus den Augen zu lassen.
      "Schön!", gebe ich bissig zurück und presse den Kiefer fest zusammen, bis ich es selbst in meinen Ohren knirschen höre.
      "Dann gehe ich mir eben frische Kleidung holen, wenn ihr gestattet", zische ich abgehackt zurück und setze mich vorsichtig in Bewegung. Ich habe nicht vor, wirklich um eine Erlaubnis zu fragen und steuere wieder den Ausgang der Cafeteria an.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 02.04.2022

      Die Zähne fest aufeinander gepresst, starren meine Augen auf dieses zärtliche, wie verzweifelte Bild zwischen Travis und dieser Frau. Einer Frau die tot sein sollte.

      "Maddy".

      Bei jedem Klang des Namens, hält die Kälte bei mir Einzug, umschließt mich wie eine Blase und drückt meine Eingeweide unsanft zusammen.

      "Maddy".

      Wie durch Watte dringt der Name erneut an mein Ohr und ruft dunkle Bilder aus einer Gruft hervor, mit den einzigen Informationen die ich bislang von Travis über den Tod seiner Frau bekommen habe.

      Mein Herz beginnt unwillkürlich schneller zu schlagen, atme gegen ein tonnenschweres Gewicht auf meiner Brust an, die sich nur schwer zu heben scheint.
      Noch immer völlig erstarrt kann ich den Blick nicht losreißen, suche nach einer Erklärung für das Alles.
      Ein kleiner, aber deutlich spürbarer Stich an meinem Herzen, treibt mir bei diesem Anblick letztendlich die Tränen in die Augen.
      Mitgefühl und Wiedersehensfreude… für alle anderen konnte es durchaus so aussehen, würde mich nur meine ausdruckslose, verbissene Miene nicht verraten.

      "Das ist Kija. Meine Schwägerin."

      Oh. Nicht Maddy. Aber ihre Schwester. Nun. Immerhin war wieder ein Mitglied aus ihrer Familie aufgetaucht. Plötzlich weiß ich nicht mehr wo ich hinsehen soll. Öffne den Mund, will eigentlich etwas sagen, doch mir fehlt in diesem Moment die Kraft auch nur meinen Namen auszusprechen. Stattdessen stellt Travis mich vor. Nur kurze Zeit später sehe ich Tia aus dem Augenwinkel verschwinden. Mein Geist schreit ihr förmlich hinterher mich am Arm zu packen und mitzureißen, doch leider tut sie das nicht. Sie ist nach dem Streit draußen ebenso aufgewühlt wie ich jetzt gerade.....

      "Was sucht ihr hier in Cleveland? Phoenix ist dann ja doch ein paar Autostunden entfernt. Und wo ist meine…"

      Unser Zuhause war so gut wie zerstört. Wusste sie das nicht?
      Als ich ihren misstrauischen Blick bemerke, bilden sich schmale Falten auf meiner Stirn. Was war denn mit der nicht richtig? Angst vor Rothaarigen?
      Ich erwidere ihn mit einem funkeln in den Augen. Vielleicht auch weil mir durch letzte Nacht und bei ihrer Anwesenheit klar zu werden scheint, welchen Schmerz sie anrichten wird.
      Meine Besorgnis für Travis, der mich nicht mal leiden kann, scheint mich unwillkürlich zu überrollen, wie eine unerwartete Sturmflut, die ich nicht habe kommen sehen.

      Ein Gefühl von Verlust überschattet meine Gedanken. Gerade erst habe ich alle wieder gefunden…. Nun waren bereits drei davon wieder verschwunden…. Und nun scheine ich nochmal jemanden zu verlieren.

      Betäubt hebe ich abwehrend die Hände, drücke mich gegen die Wand. Den einzigen Halt den ich gerade habe.
      Aus dem Hintergrund kann ich das klappern von Geschirr hören, womöglich aus der Cafeteria.
      Lieutenant Hammond musste hier noch sein.

      Und so sehr ich es auch will. Ich kann es nicht. Ich kann die Frau nicht ansehen und mir dabei vorstellen… nein.
      Ich muss heftig gegen den Kloß in meinem Hals schlucken und klinge trotzdem noch sehr schwach und rau in der Stimme.
      "Freut mich."
      Langsam schiebe ich mich rückwärts, fort von Ihnen, taste mich blindlings an der Wand entlang.
      "Ich…", meine Lippen beben, vielleicht eine Nachwirkung der Kälte, die über den Nassen Klamotten Einzug hält.
      "....stör euch lieber nicht länger". Mit einem letzten Blick über ihre Gesichter, drehe ich mich auf dem Absatz um folge den Geräuschen durch den Breiten Flur, nur eine Abzweigung weiter den Schildern entlang zur Cafeteria. Dort kann ich tatsächlich Hammond und Tia entdecken. Im Eingang reibe ich mir mit den Handflächen über das Gesicht. Ich sehe im halbdunkel womöglich selbst aus wie eine Leiche. Meine Arme sind noch blutig von den tiefen Kratzern des Pumas, was jetzt noch von den Ärmeln verdeckt wird, die vor Dreck fast selbst stehen können. Erschöpfung. Das ist das worauf ich warte, gepaart mit dem Schmerz, der sich unter dem Schmerzmittel wieder an die Oberfläche kämpft.
      Ich schiebe mich selbst am Tresen vorbei, in die Küche hinein, klaube mir im vorbei laufen ein großes Küchenmesser. Mit fest umschlossenen Fingern suche ich den hinteren Bereich der Küche ab.
      Meine Gedanken kreisen hasserfüllt um eine Person. Kija.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 31.03.2022

      "Maddy?"

      Die Worte dringen wie Feuer durch meine Adern, als endlich Travis, Jared und Tia auftauchen. Die Frau rappelt sich hoch, drängt sich schließlich an mir vorbei und fällt Travis stürmisch um den Hals. Nein! Das kann doch nicht sein! Das ist doch nicht möglich! Unmöglich! Sie ist ... tot ?! Sie ist gestorben! Er hat es mir selbst ... aber sie ist da! Er schaut völlig verwirrt. Doch ich bin dagegen ein weißes Laken, dass kurz davor ist vollkommen aus den Latschen zu kippen. Mein vollkommen trockener Mund klappt sich zu, schiebe mich unwillkürlich an der Wand ein paar Schritte weiter. Um meine Füße hat sich eine Pfütze gebildet. Von meinen Haaren tropft es weiter. Trotz meiner schockierten Miene kann ich das Bild der Frau um Travis Hals nicht aus den Augen lassen. "Was wird hier gespielt", bringe ich schließlich in der stille hervor und lasse aus meiner Tonlage heraus sprechen, dass ich gerade keinen Spaß verstehe. "Travis. Wer ist das?!" Ich beiße fest die Zähne zusammen. Mein ganzer Körper steht auf Spannung.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 31.03.2022

      Ich reibe mir soeben das Wasser aus dem Gesicht, als vor mir ein schneller dunkler Schatten um die Ecke wirbelt und mich wie aus dem Nichts heftig rücklinks gegen die Wand schlägt. Der Aufprall zweier Körper hinterlässt ein Aufstöhnen der durch den Torbogen hallt, als mir jegliche Luft aus den Lungen entweicht und mir unsanft die grazilen Kanten zwischen die Schulterblätter drücken.
      Mit schmerzverzerrter Miene sehe ich für einen Augenblick nur schwarz vor den Augen, ehe ich mich wankend einigermaßen fangen kann und mich leicht vorn über krümme. "Arrrghh", entweicht es meiner Kehle etwas atemlos, als ich blinzelnd eine Gestalt vor mir entdecken kann.
      Eine Frau, braune lange Haare, schmales Gesicht, nicht größer als ich und zierlich gebaut.
      Mir steht der Mund einen Spalt offen, während ich sie mit leicht aufgerissenen Augen von Kopf bis Fuß mustere. Mein Herzschlag drängelt sich schwindelerregend in die Höhe, als ich nach abnormalen Anzeichen suche. Sie hat eine Tasche dabei, vielleicht auch Waffen. Ich habe gar nichts.
      Sie sieht auf den ersten Blick völlig normal aus.
      Ob Lt. Hammond sich noch im Gebäude befindet? Er kam nicht rausgerannt.... Aber ich bin mir unschlüssig zu schreien.
      "Wer bist du?", bringe ich schließlich über die Lippen und werfe einen schnellen Blick hinaus in den Regen, wo ich jeden Moment darauf warte, dass Travis, Tia und Jared hereingelaufen kommen.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 30.03.2022

      Ich bin erstaunt, dass er meine Umarmung zulässt, aber ich bin genauso gewillt es durch zu ziehen und nicht die zurückschreckende verängstigte Person zu sein, die vor ihm davon gerannt ist. Zwei Monate auf der Flucht vor Uniformierten zu sein, hat eine starke Paranoia bei mir ausgelöst, doch im Laufe der letzten Zwei Wochen habe ich sie beinahe vollkommen verdrängt. Es ist soviel neues Geschehen, so viel Neues gesagt worden, was meine Sichtweise deutlich verändert hat. Es hat mich gelehrt zu verstehen und Mitgefühl statt Egoismus zu zeigen.

      "Gerechtigkeit ist genauso Real wie Feen, Einhörner und Zwerge"

      Ist das so? Sein unterdrücktes Knurren in der Stimmlage jagt mir eine Gänsehaut über den Körper, spüre wie mein Puls schneller schlägt, in der bloßen schreckhaften Vermutung er würde gleich völlig ausbrechen. Scheint als habe diese Neue Welt Travis Sichtweise stark ins Wanken gebracht.....

      "Würde es so etwas wie Gerechtigkeit geben, wäre der Arzt der damals Maddy operiert hat wegen seines Behandlungsfehlers hinter Gittern gelandet. Würde es so etwas wie Gerechtigkeit geben, wärst du wohl kaum im Gefängnis gelandet."

      Ich muss hart schlucken, spüre den schmerzhaften Stich an meinem Herzen und ein aufkeimendes Gefühl von Trauer, die von seiner Bitterkeit gnadenlos überrannt wird. Okay ich habe mich geirrt. Diese Welt hat seine Sichtweise vollkommen auf den Kopf gestellt. Nicht gut! Gar nicht gut.
      Meine Miene wird ernst, als ich die Lage zu begreifen beginne und mein Gehirn die Puzzleteile zusammensetzt.
      Ein kalter Windzug und das tiefe Grollen am Himmel machen es nicht besser.

      "Ich habe in meinem Job viel zu häufig gesehen, dass man vergeblich darauf wartet. Schon damals. Jetzt erst Recht......Ich will keine Gerechtigkeit. Ich will Rache."

      Scheiße. Beinahe wäre mir das Laut rausgerutscht, mustere ihn, aber lasse ihm Freiraum. Eines wird mir in diesem Moment verdammt klar. DAS ist nicht mehr der Mann den ich aus Phoenix 'kenne', nicht der Mann dem ich nach meinem Ausbruch begegnet bin... Aus der neuen Version von ihm ist nun etwas Entstanden, was keinen Halt machen wird, um in jedem Fall Menschenleben zu bewahren.... es werden Köpfe rollen ... Blut fließen ... Rache! Und ich weiß nicht ob mir die Neue Version von Travis gefällt ... hab aber auch keine Ahnung wie man ihn wieder umprogrammieren könnte ... auf andere Gedanken bringen.

      "Geh schon mal in die Klinik. Ich hole Tia und Jared."

      Wie angewurzelt bleibe ich zunächst auf der Stelle stehen. Entsetzt ... schockiert und starre ihm einfach nach. Selbst das Grollen am Himmel und die einzelnen Regentropfen die sich vom Himmel her langsam auf meinen Kopf ergießen, nehme ich anfangs kaum wahr.

      Vielleicht ist es nur eine Phase von ihm? Nur dummes Geschwafel... aber er klang so..... ernst. Ich sollte dringend mit Jared sprechen.

      Plötzlich knallt die Tür zu Klinik wieder auf und Dana kommt heraus gestürmt, rennt durch mein Blickfeld in dem ich immer noch Travis hinterher starre. Gefolgt von Blair, die völlig außer Atem ist und einem hinterher stolpernden Sam. Letzterer Springt gleich hinter Dana auf die Rückbank, während sie den Motor des Aston startet und aufheulen lässt. Nun bin ich völlig verdutzt. Blair versucht sich noch ihr in den Weg zu stellen, wartet Dana's Reaktion ab und ... springt auch in den Wagen. Der Wagen heult ein zweites Mal auf. "Hey!!! Wo wollt ihr hin??", brülle ich den dreien durchs offene Fenster noch hinterher, während Sam gleichzeitig schreit: "Wir müssen nochmal nach Charleston. Ihr Mann. Wir finden euch"
      Meine Worte gehen im dröhnen des Motors unter, sehe dem qualmenden Auspuff hinterher, der in halsbrecherischem Tempo davon rast.
      Tick... Tack ... Wie auf Knopfdruck setzt nun ein Sintflutartiger Regen ein, als hätte irgendeine Gottheit nun den Hahn aufgedreht. "Ah verdammt!", fluche ich los und renne zur Eingangstür. Travis kann ich durch den dichten Regen kaum noch erkennen, doch er, Tia und Jared werden sicherlich auch gleich kommen. Klitschnass betrete ich den Eingangsbereich zur Klinik.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 23.03.2022

      Als Travis meiner kleinen Aufforderung nicht folgt und mein Arm sich bis eben noch erwartungsvoll nach ihm ausgestreckt hat, lasse ich ihn nun auf den Stein sinken, um mein Gewicht zu verlagern und ab zu stützen.
      Er sieht aus, als hätte man einen Welpen verprügelt.

      "Gott, ihr bringt mich noch ins Grab.....Scheiße...... Warum hast du nicht vorher was gesagt?"

      Mit der zweiten freien Hand kratze ich mich einen Moment verlegen an der Schläfe, überlege ironischer Weise woran es gelegen haben könnte...
      "Ähm ... Also falls du meinst, dass ich kurz nach Tia's Entführung nichts gesagt habe, dann lag es wohl an dem Teaser den man kurz zuvor an mir getestet hat. Kurz danach hatte ich Alpträume von zerfetzen, in die Luft gesprengten Irren auf dem Jahrmarkt, DU um den ich mir nach der Explosion ganz kurzzeitig mal Sorgen gemacht habe, Tia die ihr Gedächtnis verloren hat, Ein Abend an dem wir anderes zu klären hatten, ausnahmsweise eine Nacht zum Schlafen ohne von einem Puma gefressen zu werden, Ein Helikopter der in unser Haus stürzt, das Feuer, mein Herz ... ", ich stocke, fasse mir bei dieser Erinnerung an die seltsame Begegnung mit dem Jenseits unwillkürlich an die Brust. So als ob ich prüfen müsste, ob es immer noch schlägt. Den Stromschlag den ich da gespürt habe, war anders als der vom Teaser. Die Schmerzen waren anders. Getrennt... ?! Während ich für ein paar Sekunden über diese Merkwürdigkeit zu grübeln beginne, verziehe ich nachdenklich mein Gesicht. Eine Steile Falte die sich quer über meine Stirn legt.
      "Lassen wir das ... du weißt schon was ich meine. Jedenfalls ... warum ich eben nichts gesagt habe... es ist mir auch erst kurz vorher eingefallen, was die zwei erwähnt haben. Ich habs einfach nicht in eine Verknüpfung gebracht", murmle ich Travis entgegen und zucke hilflos mit den Schultern.
      Meine Augen richten sich auf ihn, wie er die Hände über das Gesicht reibt, seine Wut allmählich aus seinem Körper weicht und Schuld diesen Platz einnimmt. Es ist verdammt Schwer aus Travis zu lesen, doch jetzt, da er mir einen winzigen Einblick gewährt, bin ich gewillt ihm zu helfen. Und seien es meine letzten Kraftreserven die ich da verwenden muss.
      Mit einem tiefen einatmen erhebe ich mich vom Stein und trete vor ihn, nehme vorsichtig seine Hände vom Kopf weg und würde ihn in eine Umarmung ziehen.
      "Komm schon, Kopf hoch Offizier", muntere ich ihn sanft auf und würde ihn an mich drücken. "Wir wissen um deinen Schmerz und was passiert ist.... ist schrecklich. Wir können es nicht Rückgängig machen, aber wir können Beweise sammeln und rausfinden was wirklich passiert ist", meine ich ernst und lasse eine kurze Pause, um zu sehen wie er reagiert. "Der Gerechtigkeit wegen", füge ich flüsternd hinzu und weiß, dass er es verstehen wird, weil er es in meinem Fall auch getan hat.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 22.03.2022

      Ich verziehe das Gesicht, als Travis sich von mir weg dreht und muss tief durchatmen. Trotzdem rolle ich wie automatisch mit den Augen.
      In meinem Kopf sammeln sich die Gedanken, um mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

      "Jared kommt auch ohne mich klar. Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte... Er ist schon groß…."

      Tatsächlich bin ich vollkommen ruhig, auch als ich merke, dass wir nur noch alleine sind. Ich hab keine Angst (mehr) vor ihm.
      "Selbstverständlich ist er schon groß." Auch meine Augen huschen für einen Moment zu Jared und Tia hinüber, der Rest der Gruppe ist im Haus verschwunden.
      Meine Hand fährt sich in die Haare, bleibt auf dem Kopf liegen.
      "Aber ihr zwei seid die einzige Familie die ihr noch habt", werfe ich leise dazwischen und presse kurz die Lippen zusammen. Wie jeder von uns bei diesem Thema, muss auch ich an meine Familie denken. Kein Kontakt. Kein Lebewohl. Vielleicht hat mir das, so hart das auch klingt, den Abschied leichter gemacht. Doch es schmerzt, wenn ich die Gedanken zu lange darum kreisen lasse.

      "Wir sollten Tia im Auge behalten. Ich glaube sie hat die Explosion auf dem Jahrmarkt nicht so gut weggesteckt wie sie uns glauben lässt. Ich glaube ihr Kopf ist noch nicht wieder der alte. Ich mein Onkel?"

      Jetzt hieß es alles oder nichts. Das was Tia da gesagt hat, muss ein heftiger Schlag für beide sein. Zumal anscheinend beide Kinder tot sind. Irgendwer meint es mit der Folge Generation Dunford ganz eindeutig nicht gut.
      "Travis", spreche ich ihn leise an, folge den wenigen Schritten die er sich weiter weg bewegt hat und lege ihm eine Hand auf die Schulter. Ich merke selbst, wie mir das Stehen ordentlich schmerzt, nach all den Strapazen des Tages.
      "Komm mit", forder ich ihn auf, umfasse mit meinen beiden zierlichen Händen zögernd die Seine und würde ihn zu einem nahegelegenen dicken Stein ziehen, damit wir uns daraus setzen konnten. Mir fällt sofort auf, wie warm seine Hand ist. Meine fühlen sich deutlich kälter an… vielleicht ist es der Anspannung geschuldet, die mein Körper lieber darauf verwendet, in Deckung zu gehen. Immerhin konnte er hier nicht mit Türen schmeißen, wohl aber auf Bäume einprügeln. Ich klopfe neben mich auf den freien Platz. "Setz dich". Ich warte kurz ab was er tut, dann fahre ich fort.
      "Hörs dir an", ich versuche es mit einem zögernden Lächeln, streiche mir die roten Haare hinter die Ohren. Mein Bauch grummelt leicht vor Hunger.
      "Du bist tatsächlich Onkel wie es aussieht. Jared war damals im Einsatz in… Kiel…zur … Kieler Woche", stocke ich etwas, da mir die Aussprache der Worte schwer fällt.
      "Dort hat er Tia's Vater kennen gelernt und eben auch Tia selbst. Sie haben mir die Geschichte erst gestern erzählt, kurz bevor Tia aus dem Haus entführt worden ist."
      "Ich vermute mal die zwei hatten dort was miteinander", ich zucke etwas hilflos mit den Schultern. "Ich glaube Tia was das betrifft und ich schätze ihrem Kopf geht es wunderbar".
      In meinem Hals sitzt ein Kloß, betrachte Travis von der Seite.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 17.03.2022

      Stückchenweise kann ich an Travis die kleinen, aber feinen Veränderungen spüren, wie er seine Wut auf Tia schließlich nur noch hinter einer finsteren, sehr düsteren Miene verbirgt. Auch ich habe mich kaum merklich angespannt, auf das Schlimmste gefasst gemacht... ein kleines Dejavu überkommt meine Gedanken. Es wäre nur allzu vorhersehbar, wenn Travis genau jetzt meine Nähe und die aller anderen Verschmähen würde. Vor meinem Inneren Auge kann ich bereits das Kopfkino sehen, wie er meinen Arm grob zur Seite schiebt .... Abstand zwischen uns bringt und mich schließlich anschnauzt. Wie in diesem Arbeitszimmer. Kurz überkommt mich ein kalter Schauer, als hätte ich mit einem Mal das Gefühl seiner Umarmung auf meinem Körper. Doch es verschwindet so schnell wie es gekommen ist. Seine Worte reißen mich zurück ins Hier und Jetzt.

      "Sie würden schon dafür Sorge tragen, dass meine restliche Lebenszeit nicht mehr allzu lange wäre"

      Keine Ahnung wozu Hammond wirklich fähig ist. Ich weiß nur, dass ich am Funkgerät ziemlich sauer auf ihn gewesen bin, weil er sich geweigert hat Sam, Travis und mich aus der Klinik abzuholen. Ja er hat sich dann von Tia breitschlagen lassen einen Hilfstrupp zu senden, doch die Verzögerung hätte beinahe Travis das Leben gekostet, Sam seinen Verstand und mich meine Seele.

      Warte... was hat da gerade gesagt? Klang so als würde er Hammonds Worte gerade ernsthaft in Betracht ziehen.
      Tiefe Furchen graben sich in meine Stirn, als sich eine Maske aus fassungsloser Empörung über mein Gesicht zieht.
      "Du Esel! Spinnst du?!", fauche ich Travis mit herausplatzenden Worten an und verpasse ihm einen Schlag gegen die Brust. Kaum der Rede wert bei meiner nicht ausreichenden Schlagkraft ihm weh tun zu können, daher ist es mehr als Warnung zu verstehen, als eine Kriegserklärung.
      "Das habe ich jetzt nicht ernsthaft aus deinem Mund gehört!". Ich muss mich stark zusammenreißen diesen Satz nicht laut zu brüllen, sondern eher gedämpft über meine Lippen zu bringen. Schließlich bin ich mir nur allzu bewusst in welcher Lage wir hier immer noch stecken. Keine Ahnung was sich womöglich noch in der Klinik befindet, aber ich bin froh, dass Hammond Ihnen zumindest folgt.
      Hinter mir nehme ich wahr, wie Sam auf Tia versucht einzugehen. Der hatte eindeutig auch schon mal mehr Elan. Aber vielleicht ist es sein Kopf der ihm da gerade einen Strich durch die Rechnung macht? Steht er schon an einem kritischen Punkt?
      Vielleicht wäre es ratsam sich mehr um Sam zu kümmern?
      Was wenn Tia nun wieder davon läuft? Wer hält sie auf?
      Was wenn Travis Amok läuft und nur darauf wartet Tia doch zu erwürgen, um sich dann doch von Hammond umbringen zu lassen?!
      Nein! Ausgeschlossen! Das kann nicht sein. Ich weiß wie es sich anfühlt, wenn man am Ende seiner Kräfte ist ... ich weiß wie es sich anfühlt, wenn jeglicher Lebensmut einen verlassen hat, man nichts und niemanden mehr zu verlieren hat und der Einzige Ausweg bedeutet zu gehen....
      Aber das kann unmöglich auch alles auf Travis zutreffen?!

      >Nicht alles gleichzeitig!!<, versuche ich mich zu ermahnen und beiße mir kurz auf die Unterlippe um mich zur Vernunft zu rufen. Tief durchatmen.
      Ruhig und deutlich gedämpfter fahre ich schließlich an Travis gewandt fort. In meinen Augen spiegelt sich Entsetzen und Besorgnis gleichermaßen wider.
      "Travis...", beginne ich damit seinen Namen zu flüstern, blinzle. "Du kannst nicht ... ich meine du hast immer noch Jared... wie kannst du dann sowas sagen? Das hast du nicht ernst gemeint oder?". Heftiges Schlucken. Meine sowieso schon gedämpfte Stimme, verwandelt sich bei meinen letzten Worten in ein Flüstern. Kraftlos sinkt mein Arm von seiner Schulter, traue mich kaum irgendwas bei ihm zu berühren, aus Angst er könnte mich tatsächlich zurück weisen.
      Irgendwo hinter mir kann ich sich entfernende Schritte hören und Sand der unter der Schuhsohle knirscht.
      Tia geht, umso besser. Beide brauchen dringend Abstand.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 13.03.2022

      Es tut mir Leid, dass… Es tut mir Leid… Es tut mir wirklich so unendlich Leid.....

      Es sind diese Worte Tia's die mich letztendlich dazu bewegen mich in Gang zu setzen. Ihre Erklärungen hinterlassen eine Gänsehaut auf meinem Körper, muss dabei zweifellos auch an meine Familie denken. Wir alle haben unsere Lieben verloren, doch zu sehen wie heftig die Emotionen mit Travis Ping Pong spielen, geht mir bis aufs Mark. Zumindest in meinem Kopf läuft im Hintergrund ein trauriges Kopfkino ab, was mich mit Sicherheit bis in die Träume verfolgen wird, nur unterbrochen von Travis Satz:

      "Ich bin mit Sicherheit nicht der Onkel von irgendwem. Das würde voraussetzen, dass du mit meinem Bruder geschlafen hast. Und wie wir beide wissen kommst du nicht aus den USA. Jared schon. Wann hätte das passieren sollen? Hätte er ein Kind in die Welt gesetzt wüsste ich davon. Was soll das?"

      Aus meiner Erinnerung taucht sofort wieder die hässliche Blumentapete auf, die Musterbettwäsche und der Geruch der Toten Katze ...
      >Er hat ... Sie hat .... Sie haben gemeinsam .... Kieler Woche < ist meine gedankliche Antwort an Travis und bin selbst höchst schockiert. Doch ich kann mich relativ schnell aus meiner Erstarrung lösen, da mir die aktuelle Situation wieder bewusst wird.
      Dankbar bin ich dafür, dass Blair's Stimme an mein Ohr dringt. Mein Kopf dreht sich zu ihr und bin erleichtert, dass sie zumindest den Baseballschläger in Händen hält. Ich nicke ihr zu, wende mich schließlich an Hammond.
      "Würden Sie mit ins Gebäude gehen? Sie sind derzeit der Einzige mit einer Waffe. Ich versuch hier mal zu schlichten", raune ich ihm gedämpft zu, damit Travis davon nicht gleich Wind bekommt. Mein Blick wandert zu Sam, da ich glaube allein durch Jareds Anblick nicht viel Hilfe zu erwarten. Doch ich bin fest entschlossen Tia jetzt daraus zu holen.
      "Sam? Würdest du mir helfen und dich Tia annehmen?"
      Ohne seine Antwort abzuwarten, nähere ich mich vorsichtig den beiden von der Seite, höre unter meinem aufgeregten Atem mein eigenes Herz laut hämmern. Meine Hand legt sich auf Travis Schulter und beginne mich langsam zwischen ihn und Tia zu schieben.
      "Hey, Sieh mich an Travis", spreche ich ihn sanft an. Mein Blick huscht über seine wütende Miene. "Ich denke es reicht gerade. Tia weiß was sie getan hat und du siehst wie sie mitfühlt. Wir alle haben starke Verluste durch das Virus erlitten", versuche ich einfühlsam an seine Vernunft zu appellieren. "Bitte Travis ... ich flehe dich an. Lass ihr Zeit sich zu sammeln und lasst uns vernünftig darüber reden, auch wenn es schwer fällt. Ich weiß das du sonst nicht so handelst und wir brauchen dich klar denkend." Ich fühle die Anspannung seiner Muskeln und beginne daraufhin langsam mit den Fingern halb streichelnd, halb massierend seine Aufmerksamkeit zu gewinnen und gleichzeitig Blickkontakt zu halten.
      Meine Hoffnung ist insgeheim, dass Sam sich inzwischen in Bewegung setzt und sich Tia schnappt, da ich in diesen Sekunden schwer einschätzen kann, ob ich gleich diejenige bin, die Travis Wut weiter kassiert.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 11.03.2022

      Meine verkrampften Muskeln beschweren sich bereits nach der langen Fahrt, sodass ich innerlich Jubelschreie ausrufe, als der Wagen endlich hält. Ich habe Schmerzen an Stellen, von denen ich nicht mal wusste und nehme den frischen Sauerstoff durch die offene Tür erleichtert entgegen. Tia ist die erste die den Wagen verlässt und sich an der Fassade der Klinik umsieht. Leider bin ich noch viel zu unkonzentriert, als ihre Worte auf die Goldwaage zu legen, die meine Ohren nur teilweise erreichen. Jemand anderes offensichtlich schon. Travis schiebt mich unsanft von sich und aus dem Weg, während er wutentbrannt Tia zur Seite zeiht und zur Rede stellt. Völlig perplex blicke ich ihnen nach. Mir bleibt keine Zeit mich zu beschweren.
      Innerhalb weniger Minuten wird die Diskussion zu einer gefährlichen Angelegenheit, Hammond zieht eine Waffe und richtet sie sogar auf Travis.
      Mir stockt das Herz in der Brust, stolpere an Sam's Seite und sehe mit bangen und großen Augen unserem Ende entgegen.
      Mein erster Impuls ist es Tia zu helfen, aber mir bereitet Travis extreme Schwierigkeiten. Ehrlich gesagt bekomme ich sogar etwas Angst vor ihm. Ich habe keinerlei Mittel und leider keinerlei Worte übrig, die seine Stimmung abmildern könnten.
      Alles andere wurde bereits in den Raum geworfen ... werfe mit stockendem Atem Hammond immer wieder beunruhigende Seitenblicke zu.
      >Hoffentlich schießt er nicht ...<
      Unbewusst trete ich dichter an Sam heran, drücke mich leicht rücklinks an seine Schulter. "Was sollen wir nur tun ... Sie mit Dosen bewerfen?", frage ich so leise, dass nur er die Worte hören kann. "Wir brauche Sie beide. Wir können doch nicht einfach dabei zusehen, wie Hammond die beiden erschießt ..." >oder wie Travis fast Tia erwürgt< Angespannt verfolge ich ihren Wortwechsel, sehe mitfühlend auf Tia's Tränen.
      Wie von einer unsichtbare Kraft angetrieben bewegen meine Füße sich ein paar Schritte auf sie zu. Ihre letzten Worte gehen trotzdem in der Akustik des Chaos unter. "Travis ... Bitte.... Hör sie an!"
      Noch immer steht mir Hammond im Weg, drehe meinen Kopf zu ihm. Ich habe keine Lust in sein Schussfeld zu kommen.
      "Nehmen Sie die Waffe runter, Er hat schließlich auch keine!", fauche ich Hammond an und hoffe das Travis nicht völlig durchdreht, weiß aber auch nicht was ich anderes tun kann. Hilfesuchend gleitet mein Blick über Blair, Dana, Sam und bleibt schließlich bei Jared hängen. Immerhin ist er der Bruder.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 27.02.2022

      "Ich hätte dich nicht für jemanden gehalten, der Herr der Ringe guckt und zitieren kann, aber dein Wunsch ist mir Befehl."

      "Schön euch alle heil wieder zu sehen", gebe ich an Dana's und Sam's Ohren weiter, doch für ein riesiges Gruppenkuscheln fehlt uns die Zeit.
      Sicher am Auto angekommen, gebe ich ein hüsteln von mir. Ich fühle mich von mal zu mal schwächer auf den Beinen und will mich am Liebsten nur noch auf die Rückbank schmeißen. Doch ich kann mich gerade noch solange Beherrschen, bis die anderen Sitzen. Kurz zögere ich an der Autotür, da mir offensichtlich nur noch der Platz auf Travis Schoß bleibt.
      Mit einem tiefen Atemzug klettere ich Kopf einziehend auf die Rückbank und nehme wohl oder übel auf Travis Schoß platz. Unsicher wie er das finden wird.
      "Wehe du wagst es eine Bemerkung über meinen Arsch zu machen Dunford", zische ich leise, während Jared hinter Dana und Tia hinter dem Beifahrersitz platz nimmt. Wir sitzen da so gequetscht, die Beine dicht an den Körper gepresst, von sehr viel Körperkontakt ganz zu Schweigen. Hauptsache wir lüften zwischendurch mal, sonst könnte uns sehr schnell der Sauerstoff ausgehen.
      Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als mich vor allem während der Fahrt gegen Travis seitlich zurück zu lehnen und mich irgendwie halb gegen Jared und halb an Travis Schulter gepresst festzuhalten.
      Das schöne an der Sache ist zum Glück...... Es ist mir vollkommen egal. Der Wunsch hier weg zu kommen und Ruhe zu haben überwiegt allem.
      Abgesehen davon habe ich es weich.
      Dana beschreibt einen Bogen und sammelt nur wenige Meter weiter Hammond ein, der offenbar dabei ist ein Haus zu inspizieren.
      Er hat die Wahl einzusteigen oder hier bleiben. Zwar zögert er noch, steigt dann aber trotzdem unter Protest ein, zu Travis seiner rechten. Tia setzt sich auf seinen Schoß. Jetzt wird es so richtig kuschelig.
      Als Dana endlich Gas gibt und Richtung Stadtgrenze fährt, komme ich auch endlich zu einer Erwiderung.
      Im Flüsterton, auch wenn das irgendwie unnötig ist in diesem engen Raum.
      "Das hier ist besser als unser Schlafzimmerdate", murmle ich und merke wie mein Kopf unter der Fahrt immer schwerer wird, schließlich erschöpft gegen seine Schulter sinkt und mein Atem irgendwo gegen sein Hals schlägt.
      Kurz muss ich über diesen Umstand lächeln.
      "Herr der Ringe? Soll das ein Witz sein? Diese Serie plus der Hobbit muss man einfach gesehen haben. So ein Serienmarathon ist eine tolle Beschäftigung in einer Zelle, ich kann dir gerne noch mehr zitieren", füge ich fast noch leiser nuschelnd hinzu. Mir ist sogar egal was die anderen aus der Antwort filtern. Mehr als Fragen können sie nicht.
      "Verrätst du mir deine Lieblingsfilme?"
      Meine Augenlider flattern bereits.
      So bekomme ich noch halb mit, wie Tia mit Dana die Strecke abspricht nach Toronto. Anscheinend brauchten wir auch dringend eine Karte.
      Wir schlagen den Weg nach Cleveland ein, der uns ganze 3,5h auf die Rückbank fesselt.
      Vielversprechend scheint aber zu sein, dass Cleveland deutlich weniger Zerstört aussieht, jedoch zur Hälfte überschwemmt zu sein scheint.
      Ob Glück oder Zufall, folgen wir der Beschilderung am Stadtrand zu einer kleinen Privat Klinik für "Chirurgie und Orthopädie".
      Das kleine Grundstück von rund 1000 Quadratmeter wird umfasst von einer Baumreihe aus dicken Eichen und Büschen.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 20.02.2022

      "Ich wusste nicht einmal das wir schon ein Date hatten.....Selbst die Schnecke hat dich überholt." Er deutet auf eine kleine Schnecke, die am Rande des Abgrunds entlang kriecht. "Aber mach dir nichts draus, vielleicht besiegt du sie beim nächsten Mal."

      "Pff, ich bin zutiefst gekränkt Officer. Ich habe Energie damit verschwendet uns was Gutes zu tun", stoße ich mit soviel dramatik aus wie ich in meiner Stimme zur Verfügung habe und grinse, dabei eine Hand über mein Herz gelegt. Am Rande bekomme ich mit, dass nun auch Tia und Jared wieder mit uns auf einer Ebene weilen und zwischen den Trümmern kann ich auch Blair entdecken. Dafür dass sie uns zu helfen versucht, obwohl wir komplett Fremde für sie sind, steigt sie in meiner Sympathie und ich werde mir vornehmen mich bei ihr zu bedanken wenn ich sie in Hörweite habe. Mit meiner momentanen eher geringen Lungenleistung halte ich es für Unklug zu schreien.
      Irgendwo vernehme ich dann schließlich auch Dana's Rufe, drehe und wende mich, bis ich sie auf der anderen Seite einer Kluft entdecken kann, genau wie Sam.
      Ich strecke einen Arm mit einem ausgestreckten Daumen in die Luft und winke zum Zeichen dass es mir gut geht.

      Noch während die Verhandlungen laufen, wer um welchen Spalt herum fährt, wer wen einsammelt, vernehme einen eindringlichen Ruf. Moment… war das nicht dieser Hammond?
      Leider verdecken Trümmer, Bäume und Autos mir die Sicht auf eine davon laufende Person.
      "He, habe ich ihn da nicht eben gehört?", stelle ich die Frage frei aus, an alle die in Hörweite sind.

      “Braucht jemand Hilfe? Soll ich schonmal jemanden zu unserem Shuttleservice begleiten?”

      "Oh ja, Erstmal raus hier, bevor hier noch mehr einstürzt und ich womöglich doch noch unser nächstes Date verpasse", kann ich mir den Kommentar einfach nicht verkneifen und mache mich daran über die herum liegenden Trümmer hinweg zu steigen. "Komm Officer, Sie sind eindeutig zu schwer als das ich sie daraus ziehen kann", werfe ich noch hinterher und vergewissere mich dass auch er den Weg mit raus findet. Was sollte er auch anderes tun. Es würde ihn schon zu seinem Bruder zurück ziehen, die ebenfalls erstmal außer Reichweite der Trümmer kommen mussten. Aber zumindest scheint es Tia und Jared den Umständen entsprechend gut zu gehen. Alle wohl auf.
      Jetzt bekomme ich aber trotzdem noch ein schlechtes Gewissen, dass ich den Wagen noch kurz vorher gegen die Tür gefahren habe. Es tat unseren Strapazen nicht gerade gut, auch noch mutwillig zugefügte Wunden zu lecken.
      "Schlaf, Essen, Haus,... nicht unbedingt in der Reihenfolge", fange ich an zu jammern, als ich die Trümmer bewältigt habe und nun nur noch den Schulhof mit diesem Spalt vor mir habe.
      Ich blicke mich zu Travis um und muss mir ein Kichern verkneifen, dass einfach meine Kehle hinauf steigt. Sind das die Nebenwirkungen die langsam einsetzen? Euphorie vor völliger Depression?
      Mein Kopf pocht und am ganzen Körper brennt und sticht irgendwas. Der Schmerz lässt nie nach. Zumindest nicht der körperliche. Aber die emotionale Zuwendung tut mir gut, sie kuriert mich.
      Mir schwirrt ein Filmzitat durch den Kopf, den ich unbedingt los werden muss und gar nicht so abwegig ist.
      "Wirf mich".
      Die Reichweite macht mir zumindest jetzt in meinem stark angekratzten Zustand sorgen. Entweder ich nahm zu wenig Schwung, stieß mich nicht kräftig genug ab oder oder…. Ach was auch immer.
      Außer natürlich sie fuhren mit dem Wagen einen Umweg um uns einzusammeln. Ich wollte nur noch Ruhe finden.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 07.02.2022

      So sehr mich die Sehnsucht auch nach vorne treibt, fort von der Dunkelheit, all dem Dreck und wieder hoch unter Menschen.... desto schneller endet meine Klettertour auch wieder. Ich habe es gerade mal ein paar wenige Meter hochgeschafft und bin tatsächlich aus der Puste. Der Staub zwingt mich immer wieder zum Husten. Überall ragen Kabel aus der Erde, genau wie Rohre und Eisenstangen, die nebenbei umgeknickt sind als wären es bloße Streichhölzer. Dies wäre besonders gefährlich sollte ich irgendwo abrutschen und den Weg hinunter schlittern. Dabei würde ich mir vermutlich nicht nur Gliedmaßen aufschlitzen, sondern womöglich auch durchstechen wie ein Grillspieß und elendig verbluten. Ich hätte mir hier sprichwörtlich mein eigenes Grab geschaufelt.
      Soweit will ich aber gar nicht denken, achte auf jeden Handgriff und trotzdem rutschen meine Schweißfinger immer wieder ab. Auf den glatten Betontrümmern finde ich einfach keinen Halt und einige der Trümmer sehen schon beim hinsehen so einsturzgefährdet aus, dass ich sie lieber nicht berühren werde.
      Was ich hier tue ist wirklich wieder alles andere als sicher.
      Ich hocke mich hin und starre nach oben.

      "Rhain? Hammond? Ich suche etwas um euch hoch zu helfen. Ein wenig Geduld müsst ihr aber haben............"

      Der Rest des Satzes kommt bei mir nicht mehr vollständig an, weil er seine Lautstärke deutlich reduziert, sich wegdreht oder sonst was. Ich vermute mal, dass dort noch einer der anderen ihm beim Suchen hilft, kann von hier aber keinen aus machen. Ich soll also geduld haben Dunford? Na klar, ich kann hier ja auch nicht weg, wo soll ich denn auch hin?
      Daher spare ich es mir zurück zu schreien und bringe nur ein Nicken und ein schwaches "na klar" heraus, während ich seufzend den verzerrten Stimmen an der Oberfläche lausche. Es gelingt mir die Stimme von Hammond auszumachen. Seine Erwiderung lässt mich jedoch Schaudern und gleichzeitig die Stirn runzeln.
      Wurmtunnel? Igitt. Unwillkürlich sehe ich mich um. Ein Glück bin ich nur in den Kellerbereich der Schule gestürzt.

      Für mich vergehen gefühlte Stunden, ehe ich Travis Stimme erneut wieder laut und deutlich vernehmen kann.

      "Hier wird sich nicht einfach in einem Erdloch verkrochen."

      Ein Seil wird mir entgegen geworfen.

      "Ich hoffe du kannst klettern?"

      Mir klappt der Mund auf, als ich nach oben starre und Travis Gesicht mit einem fetten Grinsen sehen kann. "Och weißt du, ist total gemütlich hier unten, dachte ich probiere mal was Neues aus", entgegne ich sarkastisch, greife gleichzeitig energisch nach dem Seil und beginne zu klettern. Die Handgriffe habe ich nicht verlernt, aber meine Kraft und meine Ausdauer und meine Verletzungen sprechen gegen jede sportliche Anstrengung, egal ich kämpfe mich weiter hoch, nutze die Trümmerteile zum Abstützen. Um meiner Angst ein wenig entgegen zu wirken, versuche ich mich mit reden abzulenken.
      "Ich verkrieche mich nicht Dunford. Ich hab gedacht, ich besorge uns ein leckeres Dosenabendbrot für ein nächstes Schlafzimmerdate und schwupp, was soll ich sagen, hat die Erde mich verschluckt." Ich zucke ein wenig belustigt die Schulter, ächze, atme kurz durch und klettere dann weiter Stück für Stück nach oben.
      "Noch schlage ich dich beim Klettern um längen du frecher....", *keuchen*, "....frecher Polizist".
      Ach wie hab ich unser Necken doch vermisst.

      Das helle Licht sticht mir bald schon in die Augen, als ich nach der letzten Kante greife und mich von Travis die wenigen Zentimeter wie ein Stück Watte hinauf ziehen lasse. Zunächst auf allen Vieren, schnappe ich um Sauerstoff, der hier oben richtig angenehm ist und meine Lungen füllt.
      "Hab ich den Rekord geknackt?", frage ich nach Luft schnappend, reibe mir kurz über die Rippen und komme dann langsam ein bisschen wackelig auf die Füße.
      Dabei stütze ich mich kurz bei Travis Armen ab. "Hast deinen rothaarigen Schatten endlich wieder", meine ich leise an ihn gewandt und grinse leicht, weil ich mich innerlich freue wie ein Schnitzel ihn zu sehen. Vorsichtig klopfe ich mir den Staub von der Kleidung.

      "Kann mir mal einer verraten warum über uns immer alles wie ein Kartenhaus zusammenbricht?", frage ich etwas lauter und empört, sehe mich nach den anderen um und lasse mein Blick über die zerstörte Schule wandern.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 25.01.2022

      Als würde mein Gehirn den Moment zurück spulen, als mein Bein knapp vor dem einstürzen des Bodens nochmal einknickt, meine Muskeln sich bis zum absoluten Limit anstrengen und mir mit letzter Kraft einen größeren Sprung ermöglichen... nur um dann in den wenigen Sekunden des Sprunges festzustellen, dass ich es niemals schaffen kann. Die Erde gibt weiter nach, versackt einfach als wäre es zu dünner Keksboden.
      Schon sehe ich mich abartig aufgespießt auf einem der eisernen Pfähle die aus den Betonblöcken ragen oder was auch immer dort unten alles liegen mag.
      Ein dumpfer Laut entringt sich meiner Kehle, als meine Hände noch den Rand des Bodens zu fassen kriegen und mein Körper gleichzeitig gegen die Trümmer knallt. Mit einem dumpfen Stöhnen entweicht die Luft meiner Lunge und ich weiß sofort, dass ich hier nicht weiter komme. Nicht hoch. Mein Brustkorb schmerzt so heftig vom Aufprall, dass ich mühe habe überhaupt zu atmen.
      Meine Stimme fehlt mir .... der Rauch plagt meine Augen und das Krachen des Gebäudes hinterlässt immer noch ein nervtötendes Piepen in meinen Ohren.
      Ganz kurz bekomme ich die Chance hinab zu sehen, irgendwo unter krisseligem Blick, lasse ich schließlich erschöpft los.
      Mit dem Gedanken, dass mir nicht mal Zeit geblieben ist, den anderen Leb wohl zu sagen....

      Ein Kribbeln schleicht sich in meine Nase und erinnert mich reflexartig daran gleich niesen zu wollen. Verdammter Staub. Meine Hand rührt sich, massiere mir den Nasenrücken, öffne die Augen. Dunkel ... Grau... einzelne dünne Lichtfäden bahnen sich ihren Weg durch die Betontrümmer nach unten. Als Erstes sauge ich Sauerstoff in meine Lungen und muss sofort husten. Schlechte Idee, aber jetzt weiß ich, dass ich noch Lebe. Trotzdem ziept und drückt es bereits am ganzen Körper, als ich mich vorsichtig bewege und schließlich aufsetze.
      Um ganz sicher zu gehen, streiche ich mir mit den Händen über Arme und Beine, kann aber auf die schnelle keine großen Verletzungen feststellen.
      Nur kleine Trümmerteile bedecken meinen Körper, doch die sind schnell beiseite geschubst, dafür bin ich über und über mit grauem Staub bedeckt.
      Unzählige Schnittwunden haben sich zu den alten hinzugesellt, aber das ist im Grunde nicht der Rede wert. Einzig das Brennen der Kratzer bereitet mir Sorge.
      Zwischen den wenigen Lichtstreifen, an die sich meine Augen allmählich gewöhnen, kann ich erkennen, dass ich im Keller der Schule gelandet bin, umgeben von Trümmern und halb verschüttet. Über mir liegen die Betonpfeiler wie Mikado Stäbchen und ich vermute mal auch genauso instabil.
      "Scheiße", fluche ich leise und merke das ich total rau klinge. Meinen Rucksack habe ich tatsächlich aufbehalten, ziehe ihn ab und krame darin umher.
      Ein hoch auf das Wasser, was ich kurz zuvor eingesammelt habe und gönne mir ein paar große Schlucke. Ich lebe.
      Aber was mochte mit den anderen sein? Waren sie auch ....?
      Mir sackt das Herz immer tiefer, bekomme Tränen in den Augen und merke nur wenige Sekunden später wie die Tropfen rollen.
      Träne um Träne landet im Dreck zwischen meinen verschränkten Beinen und finde unter der Trauer kaum Motivation aufzustehen.
      Sollten sie .... nein daran darf ich nicht denken! Aber sollte es sie erwischt habe .... haben ihre Leichen es nicht verdient hier verschüttet zu liegen.
      Was sollten wir dann tun? Ich kann nur hoffen, dass es Blair und den anderen gut geht, dass sie es raus geschafft haben, wohin auch immer ....
      Ich schniefe laut, stecke das Wasser wieder ein und den Rucksack auf. Wertvoll.
      Tatsächlich finde ich, nur ein paar Meter von mir entfernt, halb im Dreck vergraben, die Taschenlampe. Auch nicht schlecht. Schalter an, aus, an, kurz dagegen schlagen, Licht an!
      Ein zaghaftes Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, da vernehmen meine Ohren mit einem Mal ein paar Laute von oben.
      Moment. Sind das Stimmen? Sie klingen verzehrt, leise. Als würden die Trümmer die Stimmen von mir fern halten.
      Ich kann mehrere unterschiedliche ausmachen. Drei mindestens ... nein warte ... vier? Die Letzte, eindeutig männlich brüllt deutlich lauter. Darunter vernehme ich auch meinen Namen. Ich sehe hoch, als könnte ich da oben eines ihrer Gesichter sehen, dass von Travis vielleicht. keine Chance bisher.
      Ich muss da hoch.
      Für einen Moment bin ich so überwältigt von Erleichterung, dass ich nichts anderes will als mich in seine Arme zu werfen, die mich schon in der Nacht so beschützend umschlungen haben. Ich will das nicht aufgeben, ich will mehr davon kosten, ich bin süchtig danach. Und das ist sogar schlimmer, als jedes Schmerzmittel, was ich mir in den letzten vergangenen Tagen gespritzt habe.
      "TRAVIIIIIIS!" beginne ich aus voller Kehle verzweifelt und mit soviel Kraft zu schreien, wie mir möglich ist. "ICH BIN HIER UNTEN!!!", füge ich noch unnützerweise hinzu und mache mich vorsichtig daran, den Aufstieg zu wagen.
      Mein Wille und die Hoffnung wieder Geborgenheit erfahren zu dürfen, treibt mich vorwärts.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 13.01.2022

      Ich folge dem Gang, laufe dem kleinen, hellen Schein der Taschenlampe hinterher, der vor meinen Füßen immer wieder auf und ab hüpft.
      Kurz nachdem ich um die erste Abzweigung gelaufen bin, kann ich nochmal die Stimmen von den anderen drei hören. Sie hallen in diesen Gängen unnatürlich laut wieder, doch ich bleibe nicht stehen.
      Selbst ein wenig unschlüssig, was mich gerade voran treibt, finde ich schließlich ein 1 Meter langes Rohr, hebe es auf und beschließe es notfalls als Waffe zu verwenden.
      Beim dritten Klassenraum angekommen weist mein Rucksack eine eher magere Ausbeute auf.
      Irgendwie habe ich mir mehr erhofft.
      Dafür finde ich jede menge Müll .... offenbar haben hier wirklich Menschen gehaust.
      Immerhin finde ich auch noch zwei geschlossene Wasserflaschen und vier Konservendosen. Mein Magen beginnt sofort zu knurren.
      Im Bad gegenüber stoße ich die Tür nur mit dem Fuß auf. Tja, Alles was rein geht, muss natürlich auch wieder raus.... ekelhaft. Das ist schlimmer als der Geruch dort draußen.
      Sollten dort auch Leichen liegen.... ich würde es nie erfahren, weil ich nicht hinein gehe.

      Raum Nummer vier ist total gewöhnlich, trotzdem drehe ich kurz meine Runde, um wirklich nichts zu übersehen, da vernehme ich ein schwaches Brummen .... nein ein Vibrieren.
      Mir kommt in den Sinn mich nicht weiter als jetzt von der Gruppe zu entfernen und lieber zu Ihnen zurück zu kehren, um meine Wunden zu lecken, da nimmt das vibrieren schlagartig an intensität zu.

      Sofort bleibe ich stocksteif stehen, lausche, umklammere das dünne Rohr in der Rechten. Nur um sicher zu gehen ... ja es steckt mir im Bauchgefühl, schließe ich den Rucksack fest um meinen Oberkörper.
      Unter lautem Pochen meines Herzen, wird das Vibrieren zu einem Grollen ... immer stärker, ehe in der nächsten Sekunden ein Beben den Erdboden erzittern lässt.
      Innerhalb einer Minute höre ich lautes Krachen, als die Risse sich durch Fliesen, Glas und Beton fressen.
      Mit einem Satz komme ich von der Stelle, an der ich eben noch festgewurzelt bin, los. Der Türrahmen kommt mir bereits entgegen, als ich unter einem lauten, durchdringenden Kreischen hindurch hechte. Im Flur sieht die Lage kein bisschen besser aus.
      Trümmerteile fliegen umher und unter dem Tosen, glaube ich mich bereits begraben zu sehen.
      Wie ein Häschen springe ich durch den Gang, um den absackenden Bodenteilen auszuweichen. Tiefschwarze Löcher, die wie Treibsand alles verschlucken.
      Die Abstände werden größer... bin bereits völlig außer Atem und am Limit meiner Kräfte angekommen.
      Dicke Schweißperlen durchsetzen mir die Kleidung, als ich mit noch letzten Atemzügen um die Ecke sprinte .... doch die Schule gibt über, neben und unter mir nach ....
      Bevor ich erneut auf dem Boden aufkomme .... ist er weg. Reflexartig halte ich mich noch an der Kante fest, rutsche mit Schweißnassen Händen aber wieder ab.
      Ein Brüllen, das nicht von dieser Erde stammt durchzieht die Luft, ehe ich mit all dem Geröll hinabgezogen werde.

    • Uli hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 11.01.2022

      Ich atme tief durch und bleibe noch eine Weile an der Motorhaube stehen. Auch wenn ich weiß, dass sie raucht, aber das ist mir gerade völlig egal. Ab und an schwankt meine Umgebung .... sehe hier und da .... ach quatsch! Blödsinn. Passt schon. Irgendwie muss es weiter gehen. Jared und Tia gehen an mir vorbei, wobei Tia nach ein paar Blicken in den Räumen, tatsächlich etwas zu finden scheint.
      Ihrer Tonlage nach ist sie hellauf begeistert, was letztendlich auch Jared dazu bewegt ihr humpelnd zu folgen.

      >Warte, ich kann dir doch .....<, denke ich geradewegs, während ich Jareds Gestalt mit den Augen verfolge.
      helfen? dich stützen? dich tragen? über die Schulter werfen?

      Ganz bestimmt nicht ohne das meine Knie Schlussendlich selbst nachgeben. Also doch lieber gar nichts tun.

      "Wer auch immer diese Idee hatte. Sie war abgrundtief dämmlich!......Gas breitet sich aus und macht vor Gebäuden nicht halt. Es geht durch Löcher und wir haben gerade ein sehr großes gemacht. Dieser Ort ist in circa 1 bis 2 Stunden genauso sicher wie draußen!.......Erinnert mich daran den Fahrer zu erschießen, ehe er uns töten kann."

      "Tut euch keinen Zwang an, bevor ich noch ein Schiff finde, was ich mit Euch versenken könnte!", gifte ich bissig zurück, was aber nur halb so gut klingt wie es sich anhört, da ich immer noch meine Nase zu halten muss, um dem ekelhaften Gestank zu entkommen.

      "Das weder der Nebel noch dieser ekelhafte Gestank bisher dafür gesorgt hat, dass einer von uns Tod umfällt, schätze ich ihn als nicht gefährlich da. Hier ist auch kein bewaffneter Trupp mit Gasmaske aufgeschlagen, also ist es wohl eher kein Giftgasangriff........Der ist wohl hinüber.......Wenn wir nicht wie ein Blinde durch den Nebel irren wollen, bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als abzuwarten bis der Nebel sich verzieht.

      "Ich bin sicher wir finden hier Schutz", meine ich etwas lauter, werfe Hammond noch einen funkelnden Seitenblick zu, ehe ich mich von der Motorhaube abstoße und ihnen den Gang entlang folge.
      Am Eingang des Raumes, wo Jared und Tia verschwunden sind, bleibe ich stehen. Kaum erblicken meine Augen das Ausmaß dieses Schlachtfeldes, wird mir in Kombination mit diesem Geruch ganz anders.
      Trotzdem fällt mir auf, dass sich der Geruch innerhalb des Gebäudes deutlich langsamer ausbreitet. Er zieht rein ja, aber deutlich weniger konzentriert.
      "Okay .... ähm....", kurz betrachte ich meine Arme. Ja ich bräuchte eigentlich auch, aber ich weigere mich ganz bestimmt hier zu bleiben. Also schnappe ich mir nur schnell was ich finden kann .... einen kleinen Rucksack und eine Taschenlampe, ehe ich mich Rückwärts in den Flur schiebe.
      "Hey Hammond! Wenn sie sich noch trauen mir zu folgen, Sie finden mich den Gang runter um nach nützlichen Sachen Ausschau zu
      halten".
      Nützliche Dinge auf meiner Liste .....
      * Schmerztabletten, Verbände, Messer, Wasser.

      Beim Anblick der vielen Utensilien die Tia gefunden hat, hat es mir für einen kurzen Moment den Magen zugeschnürt und mein Verlangen wäre beinahe ausgerastet. Beinahe hätte ich mich auf die Tasche gestürzt und alles durchgewühlt, nur um vielleicht fündig zu werden.
      Allmählich muss ich mir Gedanken machen, wie ich meinem sich frei windenden Geist wieder unter Kontrolle bringe ... die Klauen die sich in Form von ausbrechendem kalten Schweiß durch meine Haut graben, mir den Schmerz signalisieren.
      Körperlich wie auch emotional.
      Der inszenierte Autounfall war da nicht gerade förderlich.
      Aber an sowas kann ich nicht denken..... an meine Auswirkungen kann ich nicht denken. Ich brauche etwas und ich werde es bekommen.... komme was wolle!

Sie haben nicht die nötigen Rechte, um diesem Mitglied eine Private Nachricht zu senden.

Melden Sie sich an, um die Kommentarfunktion zu nutzen


Xobor Einfach ein eigenes Xobor Forum erstellen