RE: NOCTHA 2 - Story - 3

"Nein, kein Gespenst. Wir dachten nur kurz, dass Tia deinen Bruder erschossen hat."

Meine Stirn legt sich in Falten. Tia meinen Bruder erschossen? Tia fängt an zu lachen und ich hebe den Becher um einen Schluck zu trinken. Ja, diese Welt war verdammt kaputt, aber so kaputt nun auch wieder nicht. Oder? Ich verziehe das Gesicht. Vor dem Jahrmarkt hätte ich Tia niemals zu getraut, dass sie einmal eine Waffe in der Hand halten würde um damit auf einen Menschen zu schießen. In dem Punkt hatte ich mich verschätzt. Das sie auf dem Jahrmarkt getroffen hatte, war allerdings mehr als nur Glück gewesen. Und wenn sie nicht übte, würde sie das so wohl nicht mehr hinbekommen. Ich schüttle leicht den Kopf.


"Travis! So kann man doch keinen Kaffee trinken! Setz dich! Ich mach das. Noch wer einen Kaffee?"


Dana nimmt mir die Tasse aus der Hand, die ich mir gerade zum Mund führen will und setzt einen Teekessel auf den Herd. "Hey", protestiere ich schwach. Gut, heißer Kaffee klang deutlich besser, als die kalte Plörre, die ich gerade trinken wollte. Dana dreht sich wieder zu mir.

"Travis? Du bist...warst doch Polizist, oder?"

Ich nicke und sie fummelt aus ihrer Tasche einen kleinen Zettel und hält ihn mir hin. Ich nehme ihn.

"Mit diesem Zettel in der Hand bin ich heute aufgewacht."

Ich überfliege die Zeilen und sehe dann zu Dana. Sie hatte sich schon wieder dem Teekessel zugewandt. Wow, das war harter Tobak. Dann war uns irgendjemand gefolgt? Irgendjemand beobachtete uns? Aber ich hatte die ganze Nacht wache gehalten. Hätte ich nicht? Ich presse die Kiefer aufeinander. Nein du Idiot, hättest du nicht. Scheiße, ich hätte im Bett gehört, wenn einer der Untoten versucht hätte ins Haus zu kommen. Nicht, wenn sich jemand ins Haus schleicht. Eine Tatsache, die ich völlig ignoriert hatte und mit der ich ehrlich gesagt auch nicht gerechnet hätte. Und jetzt das. Ich lasse den Zettel sinken. Dana sieht mich mittlerweile wieder an. Könnte jemand sein, der schon vor der Katastrophe etwas gegen Dana gehabt hatte. Oder jemand, der in ihren Ehemann verknallt gewesen war. Oder... scheiße könnte alles sein. Ein Irrer, der sich einen Spaß erlaubte und Freude an so kranken Spielchen hatte.
"Nur der Zettel?" Ich sehe sie fragend an.

Mein Blick gleitet zu Tia, als sie vorschlägt die Route zu ändern. Als ihr Blick ein wenig länger auf Sam hängen bleibt, weiß ich auch wieso. Keine schlechte Idee, denn das was Rhain mir gestern Abend erzählt hatte war echt übel. Aber Tia schien ja zu glauben, an diesem Zustand etwas verändern zu können. Sam lehnt ihren Vorschlag jedoch vehement ab.

“Was gibt es denn eigentlich in Toronto?”

"Eine Universität, in der Tia hofft die Forschungsergebnisse von Dr. Streeck zu finden. Er hat das Virus erforscht", antworte ich an Tias Stelle auf die Frage von Blair. Tia setzt wieder zum reden an und versucht andere Gründe zu finden, die einen Umweg rechtfertigen. Bin ich bei den ersten beiden Dingen noch ihrer Meinung, verschlucke ich mich, als sie sagt:

"Und ich brauche einen dieser Untoten. Lebend."

Bitte was? Sie wollte eine dieser Kreaturen lebend einem MRT unterziehen? Wie genau stellte sie sich das vor? Auf freundliche Nachfrage würde diese Viecher mit Sicherheit nicht reagieren. Und nachdem was ich bisher erlebt hatte, ließen sie sich mit einem Schlag auf die Schläfe auch nicht ausknocken. Fraglich, ob eine Narkose wirken würde. Tia führt ihren Vorschlag weiter aus, während sich vor meinem inneren Auge das Bild von Jared auf der Frau in der Quarantäne manifestiert. Die Frau war klein gewesen und allein die Tatsache, dass mein Bruder mit seinem Gewicht auf ihr gesessen hatte, hätte ausreichen müssen um sie zu fixieren. Hatte es aber nicht.
"Vergiss es Tia."

"MRT und PET. Und wenn wir schon dabei sind ein MEG oder EEG."
'MFG - Mit freundlichen Grüßen - Die Welt liegt uns zu Füßen...' Lass das Sam!

"Vergiss es Tia."
"Genau, vergiss es. Für Jareds Wunde brauchen wir das alles nicht, nehme ich an. Und Antibiotika finden wir doch in jeder Apotheke oder Tankstelle? Dafür brauchen wir kein riesiges Krankenhaus."
Hmm... das meinte Travis doch oder?
"Ehm und das mit dem Zombie." Wobei... "Also lebend." Zombie? "Oder tot. Oder, ach was weiß ich. Geht ja doch immer schief! Schaust du keine Filme?"
- Nerd Alert -
"Du bräuchtest einen Käfig um ihn einzufangen, am besten sowas wie Telefonbücher um den Köder vor Bissen zu schützen. Oder festes Leder, was sie nicht durchbeißen. Dann natürlich einen Helm, Motorrad würde ich anbieten. Der müsste dann noch sehr schnell sein, eventuell bluten um einen anzulocken. Dann müsste man ihm en Kiefer fixieren oder noch besser die Zähne rausnehmen, damit er niemanden beißt. Vielleicht auch blenden, damit er nichts mehr sieht. Duftkerzen, damit er uns nicht mehr wittert. Ne Liege um ihn zu fixieren würde auch gehen. Dann am besten die Sehnen durchtrennen, damit er nicht mehr rennen kann, Handschuhe an, wegen dem Kratzen..."
Wieso ist da noch nie ein Regisseur drauf gekommen? Ich meine... alles was man in Filmen sieht, sind gute Ansätze, aber niemand zieht es wirklich durch.
"Als Köder reicht sicher auf ne Puppe, die nach Blut riecht. Könnte man in einem Einkaufswagen hin und her ziehen. Man müsste nur einen von denen Einzeln erwischen. Oder vorher alle umballern, am besten von nem Dach aus. Nen Megastore oder sowas. Dann könnte man auch einen alleine rein kriegen."
Ich hab noch nie drüber nachgedacht, Drehbuchautor zu werden. Da bräuchte ich dann aber einen Ghostwriter. Kein Bock so viel zu tippen.
"Ich meine, im Grunde sind sie ja nur auf ihre Instinkte und ihren Fresstrieb fixiert oder? Also strunzen dumm. Sollte wohl kaum ein Problem sein, einen einzukassieren."
Sollte es wirklich nicht, oder?

"Es ist trotzdem ne blöde Idee!" Schlau ist es sicher nicht...
"...aber geil!"

"Und du bräuchtest auch erst einen in Toronto oder? Da wo das Labor ist. Vielleicht sind da auch noch andere Forscher. Du kannst doch nicht vorschlagen, dass wir einen fangen, in ein Krankenhaus schleppen und da an Geräte anschließen." Meint sie das ernst? Hat ihr Kopf doch mehr ab bekommen?

"Gerne!"

Rhain steht auf, hält sich aber im nächsten Moment an mir fest, weil sie das Gleichgewicht verliert. Ich stehe auf und greife nach ihrem Arm, um ihr ein wenig Halt zu geben.

"Ich sollte wirklich dringend was essen, lass uns runter gehen"

Ja das sollten wir beide. Ich warte noch einen Moment, bis ich mir sicher bin, dass sie nicht wieder das Gleichgewicht verliert. Dann lasse ich ihren Arm los und gehe mit ihr zusammen die Treppe runter in Richtung der Küche. Der Duft nach Kaffee liegt in der Luft und mischt sich mit dem von Essen. Eintopf? Egal, es roch himmlisch. Mein Magen knurrt, als ich in die Küche trete. Dana steht am Herd, mein Bruder neben ihr. Sam und Tia sitzen am Tisch und ihnen gegenüber eine junge Frau, die ich nicht kannte.

"Es ist trotzdem ne blöde Idee! Und du bräuchtest auch erst einen in Toronto oder? Da wo das Labor ist. Vielleicht sind da auch noch andere Forscher. Du kannst doch nicht vorschlagen, dass wir einen fangen, in ein Krankenhaus schleppen und da an Geräte anschließen."

Anscheinend war hier eine hitzige Diskussion in Gange. "Einen was fangen?" Ich nehme mir einen Teller vom Tisch, fülle ihn mit dem Eintopf und reiche ihn an Rhain weiter. Anschließend mache ich mir einen Teller fertig.

"Und ich brauche einen dieser Untoten. Lebend."
Diesmal verschlucke ich mich fast an meiner Spucke und mir kommt ein halbgares Fiepen über die Lippen. “Hmh?”
"Prof. Dr. Streeck und ich haben zwar das Gehirn nach der Verwandlung untersucht. Aber unsere Forschungsobjekte... waren alle schon Tod. Richtig Tod.”, fährt Tia sofort fort.
“Du hast an den Dingern geforscht?”, platze ich eine Oktave höher als sonst heraus. “Wann? Wie? Was? Wieso? Bevor oder nachdem die an allen Ecken aufgetaucht sind?” Wo bin ich denn hier hineingeraten. Mit großen Augen blicke ich wieder von einem zum anderen. ‘Horrorfilm vielleicht?’, überlege ich, ‘Oder bin ich eigentlich noch in meinem Appartement und hab vor Durst den Kloreiniger gesoffen?’
Travis ist so nett und gibt einige erklärende Worte ab bevor er Tias Plan einen Riegel vorschiebt. Guter Mann! Sehr vernünftig! Doch Sam auf der anderen Seite stürzt sich regelrecht begeistert auf die Idee Zombies zu fangen wie in ‘I am Legend’. Böser Sam! Aus!

Lange kann ich mich jedoch nicht über meine oder deren Zurechnungsfähigkeit wundern, kriege ich doch zwei neue Gesichter zu sehen. Ein Mann gefolgt von einer Frau, die sich erst einmal einen Stuhl heran zieht und sich zwischen mir und Sam an den Tisch quetscht. Irritiert rutsche ich zur Seite. “Seid ihr…”, will ich schon fragen bevor ich mich an meinen Fauxpas von vorhin erinnere. Ich wollte doch nicht vorschnell urteilen! Einfach nicht einmischen! Ich beiße mir auf die Lippe und mache mit quietschenden Stuhlfüßen noch etwas mehr Platz.
"Ich bin übrigens Rhain, falls das noch nicht erwähnt wurde und wo kommst du her", wendet sich die Rothaarige an mich.
“Blair... Schottland”, antworte ich langgezogen und beobachte stirnrunzelnd wie sie Sam über die Wange streichelt. Kurz öffne ich den Mund um irrationalerweise meinen halben Lebenslauf zu erwähnen und dass meine Familie dem schottischen Adel angehört, doch dann verpasse ich mir rechtzeitig einen gedanklichen Schlag auf dem Hinterkopf. ‘Sei nicht blöd, Blair! Das interessiert keinen!’. Also schließe ich den Mund wieder und gehe stattdessen auf Rhains Frage zum Plan ein: "Momentaner Stand scheint wohl zu sein, das nächste größere Krankenhaus aufzusuchen, wegen Jared und Sam und eventuell einem lebenden Zombiehirn. Richtig?"

"Nur der Zettel?" , war die einzige Frage von Travis. Hm, vielleicht sollte ich mir das wirklich nicht zu sehr zu Herzen nehmen. "Nein, noch eine weiße Rose. Aus dem Vorgarten vermutlich", beantworte ich seine Frage, ehe wir uns beide an Tia richten, die gerade so ganz salopp erzählt, dass sie ein Zombie Gehirn will. Klar, wieso auch ni...wie bitte?! Ich hebe eine Braue und mustere sie. Ganz sicher nicht nochmal auf den Kopf gefallen, oder hat das irgendwas mit der Kugel zu tun?
"Einen was fangen?"
"Tia will so ein Zombie ähnliches Ding haben. Tia...äh, das ist echt eine bescheuerte Idee. Zumindest jetzt. Wir sind kein eingespieltes Team. Ich erinnere nur nochmal an die Aktion auf diesem Jahrmarkt." Ich deute in die Runde. "Und Blair ist gerade erst zu uns gestoßen. So etwas sollten wir also gar nicht in Erwägung ziehen. Außerdem...wo willst du das Gehirn untersuchen? In einem Krankenhaus? Ich hab "The Walking Dead" gesehen, länger als nötig halte ich mich nicht darin auf." Ich pruste mir eine Strähne aus dem Gesicht. Mein Blick gleitet zu jedem einzelnen aus der Gruppe. Sams Augen glitzern voller Begeisterung, Blairs Blick deutet eher auf Verwirrung, vor allem als Rhain Sam sehr liebevoll über die Wange streichelt. Ein wenig unangemessen, aber naja... und Travis und Jared sehen ebenfalls sehr verdattert drein. "Also sorry, aber ich bin dagegen." Ich schüttle bekräftigend den Kopf hin und her. Wir spielen hier nicht Resident Evil nach. Wir sind nicht die Umbrella Corporation - wer will das auch schon sein - aber wir sind kein ausgebildetes Spezialteam, dass darauf vorbereitet ist so ein Ding zu fangen. "Toronto sollte das nächste Ziel sein und Ende. Vorerst." Ich hebe meinen Zeigefinger in die Höhe. "Dann sehen wir weiter, wie es dort überhaupt aussieht."

"Guten Morgen!" Rhain kommt in die Küche, begrüßt alle, sogar Blair und setzt sich dann zu mir. Recht nah sogar und ich spüre plötzlich ihre Hand auf meiner Wange. "Was ist mit deinem Auge passiert?" Meint sie leise und schon bin ich wieder in der Garage gestern Abend. Ich versuche ein Lächeln anzusetzen. Nicht, weil ich das nicht fertig bringe, sondern weil ich nicht über beide Ohren grinsen will. "Nix, alles okay." erwidere ich ebenso leise, doch dann bemerke ich etwas. Ich zwinkere verwirrt, ziehe die Augenbrauen zusammen und mustere sie mit schief liegendem Kopf. Ihre Alkoholfahne lässt sich schwerlich ignorieren. Hab ich gestern etwas verpasst? Oder, nein Moment, riecht nicht abgestanden. Eher frisch. Ehm... Ihre Augen sehen auch irgendwie glasig aus. Was zum...?

Gerade versuche ich irgend etwas zu sagen, da fängt Blair an zu reden.
"Momentaner Stand scheint wohl zu sein, das nächste größere Krankenhaus aufzusuchen, wegen Jared und Sam und eventuell einem lebenden Zombiehirn. Richtig?" Wegen Sam... Wegen... ja, dem Auge! Was sonst. Tia kann das einfach nicht ernst meinen. Wieder setze ich an, doch dieses Mal ist Dana schneller. Schneller und energischer. Und irgendwie hat sie ja auch recht. Es ist eine blöde Idee... Hmm...

"Ganz im Ernst? Ich mag deinen Plan. Theoretisch können wir das Risiko noch einmal verringern." Plan? Welchen Plan? Tia spricht mich direkt an. Plan? Ich hab doch gar keinen. Also... was? Plan?
"Diese Viecher sterben nur, wenn man das Gehirn durchstößt. Also bräuchten wir doch eigentlich nur einen Kopf." Ich sehe sie einen Augenblick lang an. Dann ziehe ich die Mundwinkel runter und nicke anerkennend. Wo sie recht hat... "Dummerweise sind am Kopf auch die Zähne dran." Hab ich das gerade wirklich... "Hast du das gerade wirklich...?" Ja, was? Scheiß drauf! "Haben wir irgendwas um einen Kopf abzutrennen? Kettensäge? Axt? Nagelfeile?" "Well... you got this. I'm out!" Ich schaue in die Gesichter der Anderen und erwarte Ablehnung. Mindestens aber Ignoranz. Aber hey, wenn wir einen Zombie jagen oder zumindest drüber streiten, interessiert sich niemand für mein Hirn. Oder mein Auge, dass langsam zugeschwollen ist und leicht tränt. Netter Willkommensgruß Highlander! Bei meiner Sightseeing Tour durch die Gesichter der Anderen mache ich Zwischenstopp unter Blairs Nase. Sieh was du getan hast Nessi! Und dann nicht einmal richtig gekilt. Killt.

"Nein, noch eine weiße Rose. Aus dem Vorgarten vermutlich."

Eine weiße Rose? Also jemand, der Wert darauf legte einen Stempel zu hinterlassen?

"Wir sollten die nächsten Tage wachsamer sein. Sag mir bescheid, wenn dir irgendwas merkwürdig vor kommt." Ich werfe einen sehnsüchtigen Blick auf den Kaffee. Der Adrenalinschub, der durch Tias Schuss verursacht worden war, klang ab und die Müdigkeit kehrte mit alle Macht zurück. Ich versteckte mein Gähnen hinter der Handfläche und sehe zu Sam, als er beginnt Tia für ihre wahnwitzige Idee einen Plan zu liefern. Klasse, beihilfe zum Suizid. Wieso nicht?
Jared betritt die Küche und Rhain folgt einen Moment später. Sie scheint sich beruhigt zu haben. Sie lässt sich am Tisch sinken und streichelt Sam kurz über die Wange. Ich hebe die Augenbraue.

"Toronto sollte das nächste Ziel sein und Ende. Vorerst."

Danke, mit Blair waren wir dann jetzt drei die derzeit nicht Selbstmordgefährdet waren.

"Diese Viecher sterben nur, wenn man das Gehirn durchstößt. Also bräuchten wir doch eigentlich nur einen Kopf."

Hatte ich mich gerade verhört, oder hatte Tia tatsächlich vorgeschlagen einem dieser Dinger den Kopf abzuschlagen, damit in ein Krankenhaus zu rennen und das abgetrennte Körperteil einem MRT oder was? AEG? CTG? Was auch immer... zu unterziehen?

"Dummerweise sind am Kopf auch die Zähne dran. Haben wir irgendwas um einen Kopf abzutrennen? Kettensäge? Axt? Nagelfeile?"

Schlief ich vielleicht noch? Oder Halluzinierte ich vor Müdigkeit? Ich kam mir vor wie bei einer schlechten Mordplanung oder als wäre ich im Irrenhaus gelandet. "Dana? Kneif mich bitte." Ich fahre mir mit einer Hand über das Gesicht. "Tia, mag ja sein, dass man dadurch neue Erkenntnisse bekommen könnte. Aber wie Dana schon ausgeführt hat, sollten wir uns vorher aufeinander einspielen."

“Blair... Schottland”

"Jared." Ich lächle ihr zu und schiebe mir einen Löffeln von dem Eintopf in den Mund.

"Momentaner Stand scheint wohl zu sein, das nächste größere Krankenhaus aufzusuchen, wegen Jared und Sam und eventuell einem lebenden Zombiehirn. Richtig?"

Ein lebendes Zombiehirn? Spannend welche Themen man am Frühstückstisch besprach.

"Tia will so ein Zombie ähnliches Ding haben."

Mein Blick wandert zu Tia. Sie sitzt kerzengerade auf dem Stuhl und wendet sich voller Tatendrang an Sam. Mit gerunzelter Stirn folge ich ihrem Gespräch, dass sich mittlerweile nur noch im den Kopf eines Zombies drehte und dem Werkzeug, mit dem man ihn vom restlichen Körper trennen konnte. Nicht unbedingt ein Thema, dass förderlich für den Appetit war. Und bis auf Sam und Tia stieß das Thema auf Ablehnung. Verständlich. Ich hielt von dem Plan auch nicht viel, zumal ich derzeit keinen Sinn darin sah uns in eine solche Gefahr zu bringen.
Ich lehne mich neben meinem Bruder an die Küchenzeile und hielt mich vorerst zurück.

Ich schenke für Travis, Jared und für mich einen Kaffee ein und reiche den Beiden jeweils eine Tasse.
"Wir sollten die nächsten Tage wachsamer sein. Sag mir bescheid, wenn dir irgendwas merkwürdig vor kommt.", höre ich Travis zu mir sprechen und ich nicke ihm zu. "Mach ich."
Den frischen Kaffee stelle ich mit weiteren Tassen auf den Tisch und genehmige mir dann meinen Kaffee. Endlich.
Er ist stark genug und weckt nun auch die letzten müden Geister in mir.
Tadaa!
Hab dich schon vermisst. Ich lächle, bevor ich mir einen weiteren Schluck gönne, doch der bleibt mir fast im Halse stecken, als Tia, Sam und jetzt auch noch Rhain ihre wahnwitzigen Ideen weiter ausführen.
“Was haben wir schon zu verlieren?”, höre ich Rhain sagen und versuche nicht laut aufzulachen. Unsere Leben vielleicht?!
Verwirrt höre ich weiter zu, bis Rhain endlich wieder in einen Keks beißt und die Tüte rascheln lässt. Hey...wieso eigentlich Kekse? Ich sehe zum Topf mit den Ravioli und hebe eine Braue. Nur weil wir über Hirn und Körperflüssigkeiten reden, wird mein gekochtes Essen abgelehnt?! "Pff", gebe ich leise von mir und setze mich endlich an den Tisch, um mir einen Teller zu genehmigen. Leicht genervt kaue ich auf einer gefüllten Nudel herum und richte meinen Blick an Blair. "Was sagst du denn zu diesen brillanten Ideen, die unser aller Leben kosten könnten, oder nur ein paar?", frage ich und versuche den Sarkasmus in der Stimme zu verbergen. Oder auch nicht. Keine Ahnung was sich die Drei in der Nacht eingeschmissen haben, aber sie sollten weniger davon nehmen. Unruhig zittert mein Bein auf und ab, während ich mir den nächsten Löffel in den Mund stopfe. Scheint ja niemand außer Blair und mir Hunger zu haben. Wehe, die jammern nachher!

Ich verfolge mit halb offenem Mund die weitere Diskussion. Zwischendurch fragt mich Rhain plötzlich, ob ich bleibe. Ich nicke erst einmal stumm. Auch wenn mich der Plan um das Zombiehirn etwas daran zweifeln lässt.

“Was haben wir schon anderes zu tun…”
Überleben vielleicht?
“...Wir rennen von einer Scheiße in die nächste…”
Ein Grund mehr sich von offensichtlicher Scheiße wie Zombiehirne aufgabeln fernzuhalten.
“...und ganz im ernst. Wo sollen wir sonst hin, als Tia’s Forschungswissen zu vertrauen und versuchen mehr über diese Leichen heraus zu finden…”
Ein nettes Fleckchen finden, eine Kommune gründen und einen Gemüsegarten anlegen vielleicht?
“Ich finde diese Viecher auch absolut ekelhaft, aber es ist doch nur eine Frage der Zeit, wann es uns auch trifft”
Und noch ein Grund, den Viechern vielleicht gerade deshalb fern zu bleiben!

Ich starre auf die Kekse, die Rhain mir hinhält, zögere aber zu lange, sodass sie bereits selbst die Tüte weiter leert.

"Was sagst du denn zu diesen brillanten Ideen, die unser aller Leben kosten könnten, oder nur ein paar?", fragt mich Dana, die die Idee offensichtlich für das genaue Gegenteil von brilliant hält. Ich räuspere mich.
“Ähm…”, setze ich an, unterbreche ich mich aber wieder. Ich meine, ich bin die Neue, was habe ich schon zu sagen? Abgesehen davon will ich mich nicht schon wieder selbst blamieren. Aber beherrschen kann ich mich auch irgendwie nicht.
“Also..”, fahre ich fort in dem Bemühen so diplomatisch wie möglich zu klingen, “Ich denke, dass wir mit jemandem, der anscheinend frühmorgens bereits leicht einen im Tee sitzen hat...”, ich blicke entschuldigend in Richtung Rhain, “...jemandem, der nicht mal in diesen kranken Zeiten auf der Hut ist…”, ich werfe Sam einen entschuldigenden Blick wegen dem Klobürstenvorfall zu, “...jemandem, der aktuell von einem psychotischen Möchtegern-Bachelor bedroht wird…”, ich blicke auch entschuldigend zu Dana, “...und mit Leuten, die offensichtlich noch verletzt sind…”, ich deute auf Jared, Sam und auch Rhain, “...nicht unbedingt auf Zombiejagd gehen sollten. Abgesehen davon kennt ihr mich nicht einmal, ganz zu schweigen davon, was ich kann oder nicht kann. Und ich kenne - bis auf Dana - euch nicht. Und Tia, was willst du mit dem Zombiehirn in einem Krankenhaus? Wenn du es erforschen willst und die Forschungsergebnisse in Toronto sind, wäre es dann nicht ohnehin sinnvoller ein Forschungslabor zu suchen? Am besten in Toronto? So wie Sam eingeworfen hatte? Vielleicht ist in den Forschungsergebnissen ja schon all das enthalten, was du jetzt herausfinden willst und wir würden uns alle nur unnötig in Gefahr bringen. Und wenn nicht, dann wäre es doch auch besser einen Zombiekopf in Toronto zu besorgen. Dann müssten wir den nicht gegebenenfalls in einem übergroßen Einmachglas durch die Gegend schleppen und das Risiko ist für alle dann vielleicht geringer, wenn wir eben eingespielt sind, wie Dana auch meinte.”

Ich blicke unsicher in die Runde. Wahrscheinlich hab ich es mir eh gerade mit fast allen verscherzt. Warum hab ich nicht einfach den Mund gehalten? Angespannt knete ich meine Hände auf meinem Schoß.
“Also ich bin dabei, wenn es ins Krankenhaus gehen soll wegen der Verletzten, ich bin dabei, wenn es darum geht nach Toronto zu kommen und ich bin dabei, wenn es darum geht, zu überleben. Aber für Hau-den-Zombie fehlt mir ein bisschen der Anreiz, wenn ich ehrlich bin”, meine ich abschließend.

Oh man...
Oh man...

Ich sehe schon, wie das hier nicht gut ausgehen wird! Gestern wurde Tia noch in Watte gepackt, heute will sie Zombies jagen? Das kann nur schief gehen. Und ich stimme ihr auch noch zu, irgendwie? Ja, ja, okay... Zombies jagen wäre schon was, aber die Argumente der Anderen sind eben Argumente und nicht einfach nur eine Idee. Und dann springt ihr Rhain auch noch bei? Rhain? Ich räuspere mich kurz, während Blair ruhig erklärt, was ihrer Meinung nach Sachstand ist. Eine stille Beobachterin mit neutraler Meinung, die “Ich denke, dass wir mit jemandem, der anscheinend frühmorgens bereits leicht einen im Tee sitzen hat...” HA! Ich bin nicht der einzige der das bemerkt hat! Ob sie das schon seit einer Woche macht? Die sieben Tage, die sie alleine war? Hilfreich ist das sicher nicht. Ich sehe zu Rhain rüber und versuche ihre Reaktion auf diesen Satz mitzubekommen. Im Ernst, dass kann kein Schlückchen gewesen sein. “...jemandem, der nicht mal in diesen kranken Zeiten auf der Hut ist…” Entschuldige mal? Wer rechnet schon damit aus dem eigenen Badezimmer attackiert zu werden? Am frühen Morgen? Ich fixiere Blair mit zusammen gekniffenem Auge. Einem! Die Schönheit des Anderen wird auf ewig dahin sein...

“Also ich bin dabei, wenn es ins Krankenhaus gehen soll wegen der Verletzten, ich bin dabei, wenn es darum geht nach Toronto zu kommen und ich bin dabei, wenn es darum geht, zu überleben. Aber für Hau-den-Zombie fehlt mir ein bisschen der Anreiz, wenn ich ehrlich bin”

"Mal im Ernst Leute," "Du und vernünftig? MUHA! Das wird nix..." "wir wollten Tia nach Toronto bringen, in der Hoffnung dort Antworten zu finden. Jetzt überlegt Tia ob es die Antworten nicht schon hier zu finden gibt und ihr blockt alle ab? Ja, sie hat was auf den Schädel bekommen..." ich werfe ihr einen entschuldigenden Blick zu und forme Tonlos das Wort 'Sorry' bevor ich weiter spreche "...trauen wir ihr deshalb weniger? Dana hat den Jahrmarkt angesprochen. Ich war zwar nicht dabei, aber überlegt oder koordiniert war die Aktion sicher nicht." Dabei schaue ich in Jareds und Travis Richtung. "Davon einmal abgesehen, sollen wir nicht eingespielt sein? Seit einer Woche schlagen wir uns durch Charleston, ihr beiden zeigt uns wie Waffen funktionieren, Dana etwas Nahkampf und wie wir uns verteidigen. Wenn zwei Brüder nicht eingespielt sein sollen, wer dann?" Ich werfe fragend die Hände in die Luft. "Wenn einer von uns irgendwo hocken würde, von Zombies oder Mutanten oder sonst irgendwelchen Arschlöchern umringt und die Möglichkeit bestünde, dass er noch lebt, würde einer von euch zögern sein Leben für ihn zu riskieren?" Dabei kommt mir der blutige kleine Onkel in Erinnerung, der uns quasi die Hoffnung geraubt hatte, Rhain wieder zu finden. "Blair, du willst die Gruppe nicht unnötig in Gefahr bringen. Will hier wohl niemand..." Hoffe ich zumindest?!? "Prost!"" 'Was...? Ach egal.' "Thihi..." "...aber was bedeutet das? Uns irgendwo einen Bunker suchen, immer in der Hoffnung oder Angst leben, doch entdeckt zu werden? Rum reisen in der Hoffnung alles geht gut? Mehr Gefahr als Morgens die Augen," ich grummle "das Auge zu öffnen geht in dieser neuen Welt wohl kaum. Und selbst dabei kriegt man eine Klobürste in die Fresse." "Das war zu gut! Muhahahaha!" Jetzt ist es raus. Was solls... "Da die Idee mit dem Krankenhaus ja auf allgemeine Zustimmung zu stoßen scheint, wäre mein Vorschlag, dass wir uns eines suchen, schauen was wir für Jared tun können und was wir sonst noch abgreifen können und hauen so schnell wie möglich wieder ab. Wenn wir dabei zufällig einem Monster nicht gerade ins Hirn ballern..." ich zucke mit den Schultern "...sollten wir vielleicht die Gelegenheit nutzen. Ich trag den Kopf auch. Und wenn wir das unendliche Glück haben, nichts und niemandem zu begegnen, dann suchen wir uns auch keinen Ärger oder locken irgendwas an."

Ha, nach so einem erhabenen Moment bekomme ich immer Hunger und schaue nach dem Topf Ravioli, den mir Dana gerade wegzieht. Ich schaue sie bettelnd an, kriege aber nur ein "Wolltest ja nicht." als Antwort. Zicke. Kekse? Leer. Kaffee? Ich stehe auf, nehme mir eine Tasse und kriege sie knapp halb voll. Kalt ist er auch langsam. Schlürf. Eklig. Nichts anmerken lassen. Schlürf. "DRAMAQUEEN!!!" 'Schnauze!' "Hehehe... wir zwei Beiden werden noch viel Freude haben."