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Kaetzchen
Herzog*in
Beiträge: 438 | Zuletzt Online: 02.07.2023
Registriert am:
17.06.2014
Geschlecht
weiblich
    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 07.04.2022

      "Hätte ich das gewusst, hätte ich dem General mehr als einen Helikopter aus dem Inventar geleihert. Oder ich wäre für noch mehr Tote verantwortlich. Wer weiß schon wie diese kranke Welt funktioniert."

      "Ich fühle mich geschmeichelt, Lieutenant Hammond, aber das wäre dann doch ein wenig übertrieben meinen Sie nicht?" Ich sehe ihn an und hebe die Augenbrauen. Rhain stiefelt an uns vorbei und stößt die erste Tür mit dem Fuß auf. Sie wirft einen Blick hinein und wendet sich dann Schulterzuckend ab. Kein Patientenzimmer. "Sie sind doch nicht immer noch der absurden Meinung, meine Person wäre wichtiger als der Präsident, soweit der gute Mann überhaupt noch am Leben ist." Ich bewege mich den Flur entlang. Leise, fast schleichend. Die ersten Räume lasse ich links liegen, mit großer Wahrscheinlichkeit handelte es sich hier eher um Kreißsäle. Ich folge dem Gang, vorbei an einem Empfangstresen und in einen Bereich der als C2.13 ausgewiesen ist. Vor einer Tür bleibe ich stehen und lausche. Nichts. Hieß das was? Machten die Mutanten Geräusche, wenn sich nichts in ihrer Nähe befand, in das sie ihre Zähne schlagen konnten? Befanden sie sich dann in einer Art Starre? Ich lege eine Hand auf die Türklinke, hole Luft und öffne die Tür dann leise. Zwei Betten, zwei schmale Schränke, Medikamentenständer, ein Tisch mit zwei Stühlen und ein CTG- Die Betten sind bezogen und sehen als, als wären sie in Benutzung. Links von mir ist eine Tür, die mit großer Wahrscheinlichkeit in ein kleines Bad führen würde. Ich gehe zum ersten Schrank hinüber und öffne die Tür. Hier sind feinsäuberlich Klamotten gestapelt. Ich ziehe ein Pullover heraus und betrachte ihn. Nicht ganz meine Größe, aber ich würde darin auch nicht vollständig versinken. Ganz im Ernst? Ich brauchte jetzt auch keine figur schmeichelnden Klamotten.

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 05.04.2022

      War das deren Ernst? Jetzt stritten sie sich darum, wer vorgehen sollte und wer nicht? Ich stoße die Luft geräuschvoll aus. Prima, wir hatten ja auch nicht größere Probleme. Bevor die zwei sich entschieden hatten wer jetzt als Kanonenfutter enden würde, würde entweder jemand oder etwas auf uns aufmerksam werden oder ich wäre in Folge der nassen Klamotten an Unterkühlung gestorben. 

      "Ich würde sagen wir nehmen die Treppen." Ich zeige auf das Treppenhaus, welches sich rechts neben den Fahrstühlen befand. "Bevor ihr euch noch an die Gurgel geht, melde ich mich freiwillig als Kanonenfutter." Ich warte nicht auf ihre Ablehnung, ich hatte keine Lust weiter darüber zu diskutieren. Ich stoße die Tür zum Treppenhaus auf und erklimme die Stufen bis zum zweiten Obergeschoss. Vor der Tür zögere ich kurz, dann öffne ich sie leise. Der Flur ist still. Ein paar Krankenhausbetten stehen mit Folie abgedeckt herum. Es wirkt fast so, als würde hier der normale Betrieb gleich los gehen. Ich betrete den Gang und sehe auf den Wegweiser. Rechts ging es zu der Station für Geburtshilfe. "Was haben Sie eigentlich in Charleston zu suchen gehabt, Lieutenant Hammond?", frage ich in die Stille, während ich auf die Station zu gehe.

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 04.04.2022

      Die Temperatur sinkt schlagartig um einige Grad, als Lieutenant Hammond Rhain anspricht und seine Waffe in die Hand nimmt. Rhain wendet sich ihm zu und ihr Gesichtsausdruck ist eisig. Die beiden starren sich eine Weile an und vor meinem inneren Auge sehe ich die Situation schon eskalieren. Ich sehe Rhain die mit dem Messer ausholt und in Hammonds Richtung wirft und Hammond der gleichzeitig seine Waffe hebt, zielt und schießt. Anschließend sacken beide in sich zusammen. Unter ihren leblosen Körper bildet sich eine Blutlache und…

      Irgendetwas fällt klirrend zu Boden und reißt mich aus meiner düsteren Spinnerei. Ich zucke heftig zusammen und Blinzle um die Bilder der leblosen Körper loszuwerden.


      "Schön! Dann gehe ich mir eben frische Kleidung holen, wenn ihr gestattet"


      Rhain stapfte wütend an mir vorbei. Mein Blick ruht einen Moment auf dem Küchenmesser, dass auf den Fliesen oder liegt. "Rhain du solltest nicht alleine gehen." Ich drehe mich um und sehe ihr hinterher. Sie hat schon die Hälfte der Cafeteria durchquert. "Ich brauch auch neue Klamotten und Lieutenant Hammond gibt uns freundlicher Weise Geleitschutz." Mein Blick wandert zu Hammond. Jetzt Frage ich ihn nicht mehr, ich setze voraus. "Wenn die Klinik noch eine eigene Wäscherei hat finden wir da OP-Kleidung und das in passenden Größen. Ansonsten müssen wir hoffen, das wir auf den Zimmern etwas passendes finden. Letzteres ist wohl mit mehr Risiko verbunden." Ich sehe zwischen den beiden hin und her und setze mich schließlich in Bewegung. "Die Beschilderung sollte uns weiterhelfen." Ich trete durch die Tür der Cafeteria und sehe mich um. Rechts sind Fahrstühle und ein Schild. Natürlich keine Wäscherei. Wieso auch? Ich zeige auf die Gynäkologie im 2 OG. "Tja ich denke da sollten wir was für uns finden."

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 03.04.2022

      Rhain stiefelt an mir vorbei und nimmt sich eines der großen Küchenmesser. Gut das sie mich gerade nicht ansah, andernfalls wäre ich mit Sicherheit tot umgefallen. Lieutenant Hsmmond stapelt derweile Konservendosen auf dem Küchentresen und richtet schließlich das Wort an mich.

      "Travis und Jared sind auf die Schwester von Travis verstorbener Frau gestoßen. Wo Sam, Dana und Blair sind weiß ich nicht. Ich dachte sie wären bei Ihnen." Meine Blick gleitet über die Konserven und in meinem Bauch beginnt es zu rumohren. Die letzte Mahlzeit war definitiv zu lange her. "Essen klingt fantastisch." Ich lehne mich gegen den Tresen und schlinge die Arme um den Oberkörper. Meine Kleidung ist komplett durchnässt und die Kälte lässt meinen Körper zittern. "Vorher muss ich allerdings irgendwo Kleidung auftreiben, ansonsten hole ich mir auch ohne die Riddick-Tassen den Tod." Ich schneide eine Grimasse. "Würden Sie mich vielleicht begleiten? Alleine ein verwaistes Krankenhäuser bei Gewitter während einer Apokalypse zu durchsuchen, klingt dann doch eher nach einem Horrortrip, als nach einem netten Spaziergang."

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 02.04.2022

      Jared steht auf und dreht sich in Richtung der Klinik. Bei mir blieb das Gefühl es gründlich verbockt zu haben. Ein Donnergrollen zieht über uns hinweg. Darunter mischt sich das Geräusch von quietschenden Reifen. Ein weiteres Mal donnert es und im nächsten Moment prasselt eiskalter Regen auf uns nieder. Ich bin augenblicklich vollkommen durchnässt. 

      Travis kommt durch den Regen auf uns zu, mustert seinen Bruder und wirft mir nur einen kurzen Blick zu. Ich presse die Kiefer aufeinander und schlucke. Ich hatte mit so einer Reaktion gerechnet und doch traf es mich mehr, als ich es gedacht hätte. 


      "Lasst uns in die Klinik gehen. Rhain ist alleine rein und das kann nur in einer Katastrophe enden."


      Die beiden Brüder gehen vor und ich folge ihnen wie ein begossener Pudel. Kaum haben wir die Klinik betreten, bleibt Travis wie angewurzelt stehen und das nächste Drama nimmt seinen Lauf. Er spricht den Namen seiner verstorbenen Ehefrau aus und kurz darauf schlingt eine junge Frau ihre Arme um ihn. Hatte ich irgendetwas verpasst? Ich dachte seine Frau wäre gestorben?! Rhain spricht das aus was ich mich Frage, allerdings in einem gereizteren Tonfall, als ich es getan hätte. Travis lässt von der jungen Frau ab und klärt uns auf.


      "Das ist Kija. Meine Schwägerin."


      Ah, das erklärte einiges. Kija wendet sich an Jared und nimmt auch ihn in die Arme. Anschließend schenkt sie mir ein Lächeln. Ich versuche es zu erwidern, scheitere aber kläglich. Mein Blick ruht auf Jared, während Travis uns vorstellt und Kija beginnt zu reden. Ich höre es nicht. Vielleicht wollte ich es nicht hören. Ich war gefangen in meinem eigenen Drama. Ich konnte jetzt nicht noch eines gebrauchen. Und hier würde mich mit Sicherheit niemand vermissen. Ich drehe mich um und gehe wieder hinaus in den Regen. Einen Augenblick bleibe ich stehen, richte das Gesicht in den Himmel und lasse den Regen die Tränen weg wischen. Dann hole ich Luft. Waren Dana, Blair und Hammond nicht durch den Haupteingang in die Klinik gegangen? Ich gehe los, folge ihnen durch den Haupteingang. An der Beschilderung bleibe ich stehen. Gynäkologie und Geburtshilfe 2 OG., Kardiologie 1 OG., Unfallchirugie EG., Cafeteria. Mit großer Wahrscheinlichkeit waren sie in Richtung der Cafeteria verschwunden. Keiner von ihnen konnte etwas mit den anderen Sachen anfangen. Ich folge der Beschilderung und trete schließlich durch die offene Tür der Cafeteria. Im hinteren Teil kann ich Lieutenant Hammond entdecken, der gerade die Schränke durchwühlt. Ich gehe zu ihm rüber. "Haben sie vor uns ein Festmahl zu kochen?"

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 17.03.2022

      Travis sagt gar nichts. Nicht ein einziges verdammtes Wort verlässt seine Lippen. Hatte ich tatsächlich etwas anderes erwartet? Hatte ich tatsächlich erwartet, dass er mir verzieh? Das irgendeiner von ihnen mir verzieh?
      Dana und Blair waren schon gegangen, bevor ich überhaupt alles erzählt hatte. Hammond war ihnen gefolgt, nachdem er sich sicher war, dass Travis mich nicht umbringen würde. Nicht, weil ihm etwas an meiner Person lag, sondern einfach nur weil er glaubte ich könne die Apokalypse rückgängig machen. Wie hatte er im Flugzeug gesagt, nachdem er uns aus L.A. geholt hatte? Wichtiger als der Präsident. Rhain war darum bemüht Travis zu trösten und Jared drehte sich gerade um und ging. Konnte ich es ihm verübeln? Er hatte gerade nicht nur erfahren, dass ich unfreiwillig mit Schuld an der Apokalypse war, sondern auch, dass er eine Tochter hatte. Und Sam fragte mich nur auf Rhains Bitte hin leise: "Hey. Kann ich irgendwas tun?"

      Ich schließe kurz die Augen, hole tief Luft und schüttle leicht den Kopf. Was sollte er auch tun? Die Zeit konnte er wohl kaum zurück drehen und das was ich getan hatte, konnte er auch nicht rückgängig machen. Ich musste irgendwie damit fertig werden. Alleine. Auch wenn ich im Moment nicht die leiseste Ahnung hatte, wie ich dieses Wunder vollbringen sollte. Vielleicht hatte ich den ersten Schritt getan, indem ich alles erzählt hatte. Vielleicht hatte ich auch schon den ersten Schritt getan, als ich beschlossen hab die Ergebnisse von Dr. Streeck wieder zu bekommen. "Ich glaube ich muss da noch eine letzte Sache klären gehen" murmle ich und lächle traurig. Ich schiebe mich an Rhain, Travis und Sam vorbei und folge Jared. Er steuert auf ein Gebäude abseits des Klinikgeländes zu. Ein flaches Gebäude mit einem kleinen Turm, auf dessen Spitze ein Kreuz prangt. Eine Kirche. Ich hatte Jared nicht für gläubig gehalten aber in Krisenzeiten bekam die Kirche und der Glaube oft eine neue Bedeutung. Er geht um das Gebäude herum und sieht durch die Fenster. An einem bleibt er stehen. Irgendetwas kratzt und donnert von drinnen gegen die Scheibe. Eine Weile sieht er dem Treiben zu, dann lässt er sich seitlich an der Wand zu Boden gleiten. So Elend wie er jetzt da auf dem Boden saß, hatte ich ihn in der ganzen Zeit noch nicht gesehen. Ich schlucke und erneut brennen mir die Tränen in den Augen. Was hatte ich nur angerichtet? Warum hatte ich nicht einfach meine verdammte Klappe halten können? Wieso musste mir dieser dämliche Satz über die Lippen kommen? Ich gehe langsam auf ihn zu und bleibe mit etwas Abstand stehen. "Hey" sage ich leise. "Darf ich mich setzen?"

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 13.03.2022

      Travis Griff um meine Oberarme fühlt sich an als hätte ich sie in einen Schraubstock gezwängt. Ich beschwere mich nicht, ich versuche auch nicht mich aus seinem Griff zu befreien. Der Schmerz hielt mich gerade hier und bewahrte mich davor zu fallen.

      "Ich bin mit Sicherheit nicht der Onkel von irgendwem. Das würde voraussetzen, dass du mit meinem Bruder geschlafen hast. Und wie wir beide wissen kommst du nicht aus den USA. Jared schon. Wann hätte das passieren sollen? Hätte er ein Kind in die Welt gesetzt wüsste ich davon. Was soll das?"

      Mir schießt die Röte in die Wangen. Zum zweiten Mal heute hatte ich Informationen Preis gegeben, die in der Form nicht für die Ohren der anderen bestimmt gewesen waren. Zum zweiten Mal heute hatte mein Gehirn ausgesetzt und mein Mund hatte wahllos drauf los gequatscht.
      Das er mir nicht glaubte, war klar. Wieso sollte er auch? Er hatte von meiner Begegnung mit Jared auf der Kieler Woche keine Ahnung. Und Jared hatte es wohl kaum erwähnt. War ja auch keine große Sache. Ich war damals nur ein Mädchen gewesen, mit dem er geschlafen hatte. Ein Mädchen für eine Nacht. Er hatte mich wahrscheinlich am nächsten Tag schon wieder vergessen. Mit ziemlicher Sicherheit hatte er das. Andernfalls hätte ich doch etwas von ihm gehört. Meine Handynummer hatte er gehabt.

      "Hast du von dem Virus vor Ausbruch gewusst? Hast du das Virus mit erschaffen? Warum habt ihr es auf die Menschheit losgelassen? Warum hast du nichts unternommen um sie aufzuhalten?"

      Travis drängt mich zurück, bis ich mit dem Rücken gegen den Lieferwagen stoße. Jetzt werde ich wütend. Hatte er mir nicht zu gehört? Hatte er nicht verstanden was ich ihm gerade gesagt habe?
      Hammond greift ein und beginnt auf Travis einzureden. Er schien meine Beweggründe verstanden zu haben. Er schien zu verstehen, dass ich keine Wahl gehabt hatte.

      "Miss Vikander, denken Sie daran, dass sie noch immer das Recht haben zu Schweigen. Wir sind keine Amtsträger, dem sie rechenschaft schuldet. Noch leben wir in einem Rechtssystem. Oder ist hier irgendjemand der offiziell Anarchie ausrufen möchte?"

      Lebten wir wirklich noch in einem Rechtssystem? Konnten wir noch in einem Leben, wenn nichts mehr da war? Es gab keine Regierung mehr. Es gab keine Polizei mehr. Keine Richter. Niemand verfolgte Straftaten. Wo also lebten wir noch in einem Rechtssystem? Die Anarchy hatte doch schon längst Einzug erhalten.
      Und was würde es bringen weiter zu Schweigen? Mehr Misstrauen. Mehr Hass. Mehr Zwiespalt.
      Travis wollte also meine Lebensgeschichte hören? Bitte. Sollte er haben.

      "Ja ich habe vor dem Ausbruch von dem Virus gewusst. Ich habe von der Gefahr gewusst und ich habe gewusst, dass, sollte das Virus jemals die vier Wände des Labors verlassen, es für die Menschheit ziemlich bitter aussehen wird. Ich habe das Virus aber nicht erschaffen! Das war Christopher Moose. Und wir haben es auch nicht auf die Menschheit losgelassen gelassen! Nicht, dass ich Moose etwas derartiges nicht zu trauen würde aber soweit ich weiß ist bei Experimenten in der Arktis ein Versuchsobjekt entkommen. Ich war niemals in der Arktis tätig. Warum Moose ein tödliches Virus erschaffen hat, kann ich dir nicht beantworten. Seine Beweggründe kenne ich nicht und auch nicht sein eigentliches Ziel. Und verdammt nochmal ich habe versucht was zu unternehmen! Ich wollte mit der ganzen Sache nichts am Hut haben." Wieder rinnen mir die Tränen über die Wangen. "Ich habe mit einem Polizisten telefoniert, konnte ihm aber leider nicht so viel mitteilen wie ich wollte. Und was hat es mir gebracht? Rein gar nichts bis auf das ich meinen Hund Tod und verstümmelt auf meinem Bett vorgefunden habe. Die Warnung hat mir gereicht. Ich wollte meine Familie nicht so vorfinden. Danach habe ich keine Informationen mehr nach außen getragen. Ich habe mich darauf beschränkt Mittel und Wege zu finden das Virus zu eliminieren. Mit begrenzten Mittel und wenig Personal dauert so etwas nur leider seine Zeit. Und es tut mir wirklich unendlich leid, dass ich nicht in der Lage war eine Entscheidung gegen meine Familie zu treffen. Es tut mir unendlich Leid, dass du deine Tochter verloren hast. Es tut mir unendlich Leid, dass jeder von hier jemanden verloren hat. Es tut mir Leid, dass… Es tut mir Leid… Es tut mir wirklich so unendlich Leid," schluchze ich.
      Ich wollte das nicht. Bei Gott so etwas hatte ich nicht gewollt.

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 11.03.2022

      “Für diese ganze Scheiße hier gibt es Verantwortliche? Verantwortliche die du kennst? Watershed Embrace? Freunde von dir? Du hast für die Watershed Embrace gearbeitet richtig? Hast du vor der Apokalypse von dem tödlichen Ausmaß gewusst? Warst du mit an der Erschaffung beteiligt? Tia sag mir das du es nicht wusstest! Sag mir das du an der Katastrophe nicht schuld bist! Sag mir das die Toten nicht auf dein Konto gehen! Verdammte Scheiße, sag mir das du nicht die Mörderin meiner Tochter bist!"

      Der Ausbruch kam überraschend. Nicht, weil ich nicht mit so einer Reaktion gerechnet hätte, wenn sie erfuhren was wirklich passiert war. Eher, weil ich noch am Rätseln gewesen war, was ich mit meinen Worten gerade alles verraten hatte. Ob ich überhaupt was verraten hatte. Travis Wut und der schmerzhafte Griff um meine Oberarme machen mir allerdings mehr als deutlich klar, dass meine Worte nicht nur etwas verraten hatten sondern vor allem das es zu viel gewesen war.
      Und ehrlich? Ich weiß verdammt nochmal nicht was ich ihm antworten soll. Wie ich ihm antworten soll. Die Vergangenheit war verkorkst und durch einige Dinge stieg ich auch noch nicht durch. Wenn ich stumpf auf seine Fragen antworten würde, wären meine Antworten: Ja. Zum Teil. Ja. Zum Teil. Ja. Jaein. Nein.
      Aber die Dinge waren nicht so einfach und seine Fragen ließen sich nicht einfach so stumpf beantworten. Hier gab es kein klares Schwarz und Weiß.

      "Verdammte Scheiße, sag mir das du nicht die Mörderin meiner Tochter bist!"

      Mir treten Tränen in die Augen. Ich konnte ihn verstehen. Ich konnte ihn so verdammt gut verstehen. Aber konnte ich ihm das sagen was er hören wollte? Würde ihn meine Antwort zufrieden stellen oder alles nur noch schlimmer machen? Würde es mich an seiner Stelle zufrieden stellen? Das Leben meines Kindes für das eines anderen? Ich wäre voll auch Blind vor Wut.
      "Travis…", flüstere ich.
      Hammond erscheint hinter ihm, eine Waffe in der Hand. Kurz darauf sehe ich Sam, der sich neben Hammond stellt. Dana die das Auto verlässt, Jared hilft und sich ebenfalls zu Hammond gesellt. Sie alle reden beschwichtigend auf Travis ein. Als wäre er der Böse in dieser Situation. Aber sie lagen falsch. Er hatte allen Grund. Er hatte jedes Recht.
      Ich war Schuld.
      Ich hatte für das NiF gearbeitet.
      Ich hatte von dem Virus gewusst.
      Ich hatte von der Tödlichkeit und der Gefahr für die Weltbevölkerung gewusst, sollte das Virus jemals die vier Wände des Labors verlassen.
      Bei Gott, ich hatte es nicht aus freien Stücken getan. Moose hatte meine Familie als Druckmittel eingesetzt. Ein klassisches Druckmittel, würde ich meinen und so verdammt wirksam. Was also hätte ich tun sollen? In Kauf nehmen, dass er meine Familie umbringt und dafür der Welt erzählen, dass Moose an einem tödlichen Virus arbeitete? Belastende Beweise hatte ich zur Genüge gehabt. Wohlgemerkt für ein tödliches Virus das bis dato nur in einem Labor existiere. Ich hatte keine Ahnung was er konkret damit vor hatte. Ich hatte seine Pläne nicht gekannt. Wir hatten Spekulationen angestellt und es waren Gerüchte im Umlauf gewesen. Mehr nicht. Sicher hatten wir es nichts gewusst.
      Ein Mal hatte ich mit einem Polizisten telefoniert. Anschließend hatte ich meine Westhighland-Terrier Hündin Tod auf meinem Bett vorgefunden. Keine Ahnung wie sie davon Wind bekommen hatten, aber die Warnung zeigte Wirkung. Sie scherzten nicht. Noch ein Fehltritt und sie würden meine Familie etwas antun. Danach riskierte ich vorerst nicht noch einmal Informationen nach außen zu tragen. Prof. Dr. Streeck und ich hatten allerdings mit zwei anderen Forschern versucht ein Mittel zu finden um das Virus zu neutralisieren. Ohne das Moose davon Wind bekam. Dr. Streeck hatte zudem Ergebnisse an einen befreundeten Forscher geschickt.
      Zu wenig.
      Mit Sicherheit zu wenig.
      Unterlagen an andere Forschungseinrichtungen zu geben und der Versuch das Virus zu neutralisieren, soweit es unbemerkt ging, konnte man wohl nicht als “Sie hatten alles erdenklich Mögliche versucht” bezeichnen. Aber auch die anderen hatten sie unter Druck gesetzt. In welcher Art und Weise wusste ich nicht. Wir hatten nie darüber gesprochen.
      Und dann war es zu spät gewesen. Wir hatten Anfangs geglaubt, dass das Virus, welches sich durch die Menschheit fraß ein anderes war. Die Medien behaupteten durch die Klimaerwärmung und die damit verbundenen Eisschmelze in der Arktis wäre dieses Virus ins Meer gelangt. Es hätte sich über die Meeresfauna ausgebreitet und wäre letztendlich über die Nahrung in den Menschen gelangt. Und wir glaubten ihnen. Anfangs. Solange bis ich von den Experimenten Wind bekam, die Moose in der Arktis sowohl an Tieren, als auch an Menschen durchführte und das es bei einem dieser Experimente zu einem Zwischenfall gekommen war, bei dem ein Testobjekt aus der Einrichtung entkommen war. Patient Null, wenn man so wollte.
      Nach dem Ausbruch verbreitete sich das Virus in einem Tempo, dass wir nicht für möglich gehalten hatten und das vor allem nicht mehr zu kontrollieren war. Und es mutierte. War es uns kurz vor dem Ausbruch noch gelungen bei einer Maus das Virus abzuschwächen, entfernten wir uns mit jeder weiteren Mutation wieder von diesem Erfolg.

      Aber würde irgendjemand von ihnen die Gründe hören wollen? Würde es noch irgendjemanden von ihnen interessieren, wenn erst einmal die Worte: “Ich habe es gewusst bevor die Apokalypse über uns herein gebrochen ist” meinen Mund verlassen hatten? Und vor allem würden diese "Argumente" bei ihnen überhaupt zählen oder würden sie meine Beweggründe nicht verstehen?

      "Verdammte Scheiße, sag mir das du nicht die Mörderin meiner Tochter bist!"

      Ich schlucke und die Tränen rollen mir über die Wangen. Ich hatte seine Tochter nicht umgebracht, aber vielleicht hätte es verhindert werden können. Das alles. Wenn ich meine Familie geopfert hätte, meinen Vater, meine Schwester, Haylie und mich, dann wären die anderen jetzt vielleicht noch am Leben. Vier Leben für das der Welt? Man sollte meinen eine solche Entscheidung würde einem leicht fallen. Man sollte meinen über so eine Frage müsste man nicht lange nachdenken. Vier Leben waren nichts im Gegensatz zu 8 Milliarden. 8 Milliarden wenn man von der Weltbevölkerung vor den unzähligen Naturkatastrophen ausging. Als ich mit dieser Frage konfrontiert wurde hatte ich auch nicht lange überlegt. Meine Entscheidung war jedoch nicht für die 8 Milloarden Leben ausgefallen.
      Ich hatte es nicht gekonnt.
      Ich hatte meinen Vater, meine Schwester und Haylie nicht opfern können. Nicht für etwas bei dem die Chance bestand, dass es niemals zur Katastrophe kam.
      Ich hatte es nicht gekonnt. Egoistisch nicht wahr?

      "Keine Chance! Wenn er ihr was antut feuere ich! Sergeant Dunford hat den General von Phoenix überzeugt das Doktor Tia Vikander wichtig ist, darauf rückte eine Truppe der Airforce aus. Ich werde von der Wichtigkeit von Miss Vikander nicht abweichen. Er soll zurück treten!"


      Scheiße, die ganze Situation hier drohte zu eskalieren. Ich musste irgendetwas sagen. Irgendwas. Ich straffe meine Schultern und sehe wieder zu Travis. "Ich habe für das NiF gearbeitet. Ein Tochterunternehmen der Watershed Embrace. Anfangs in der Krebsforschung. Durch einen unglücklichen Vorfall bin ich in die Abteilung für das Noctha-Virus gerutscht. Wir hatten die Aufgabe das Virus unter die Lupe nehmen. Seine Eigenschaften, sein tödliches Potenzial. Ich wollte das nicht. Ich wollte damit nichts zu tun haben. Ich tat es um meine Familie zu beschützen. Meinen Vater, meine Schwester und Haylie…" Bei ihrem Namen muss ich schlucken. "Moose hat sie als Druckmittel gegen mich eingesetzt. Er hielt sie gefangen und drohte…" Meine Stimme bricht. Bisher hatte ich es erfolgreich verdrängt. Bisher war es mir tatsächlich gelungen diesen Teil meiner Vergangenheit in einer Kiste verstaut zu halten. Es war weniger Real, wenn man es ignorierte. "Ich habe keine andere Möglichkeit gesehen um ihnen das Leben zu retten. Um meiner Tochter das Leben zu retten." Jetzt war es raus und die Welle der Gefühle traf mich mit voller Wucht. Die Angst. Die Ohnmacht. Die Wut und Verzweiflung.

      Mein Blick trifft auf den von Travis. Und der Schmerz in seinen Augen holte mich zurück an die Oberfläche. Seine Tochter war gestorben damit meine Leben konnte. Das Leben war ein dreckiges Stück Scheiße.
      Seine Tochter…
      Er war Vater…
      Mein Blick wandert von dem vor Wut verzerrtem Gesicht von Travis zu Sam, weiter zu Dana, Hammond und Jared.
      Jared.
      Ich sah mich wieder in dem Schlafzimmer in Charleston. Ich sah das Doppelbett mit Blümchen-Steppdecke in Rosa. Die rosa Wandfarbe und die roten Vorhänge vor den Fenster. Ich konnte Jared am Fenster stehen sehen. “Ich war der Soldat mit dem dein Vater die hitzige Unterhaltung geführt hat.” Seine Worte klingeln mir in den Ohren und mein Gesicht verliert sämtliche Farbe, als die Bedeutung seiner Worte viel zu spät zu mir durchdringt. Er war der Soldat der mit meinem Vater die Diskussion geführt hatte. Ich hatte es verdrängt. Vielleicht hatte ich es auch nicht wahrhaben wollen. Luke war Haylie ein fantastischer Vater gewesen. Obgleich er nicht ihr leiblicher Vater war. Er hatte die fehlende Rolle gänzlich ausgefüllt. Vielleicht hatte ich es deswegen verdrängt.
      Jared war nicht nur der Soldat, der mit meinem Vater eine hitzige Diskussion geführt hatte. Er war vor allem der Soldat, mit dem ich vor acht Jahren die gesamte Nacht verbracht hatte. Jay. Er hatte sich damals als Jay vorgestellt. Mein Blick huscht kurz zu ihm. Vielleicht war es besser es weiterhin zu verdrängen. Vielleicht war es besser es zu verschweigen. Wer wollte schon hören, dass er vor acht Jahren Leben in die Welt gesetzt hatte? Und wenn Jared… dann war… "Travis der Onkel von Haylie?" wispere ich.

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 08.03.2022

      Dana hält den Aston vor einer Privat Klinik. Mir tut jeder Muskel weh und alles in mir schreit danach endlich die Tür zu öffnen, von Hammonds Schoß zu rutschen und die malträtierten Muskeln zu bewegen. Aber ich bleibe sitzen und warte, sehe aus dem Fenster und lausche. Mein Blick fährt über die Hecken und Bäume, die das Grundstück säumen und gleiten die Fassade des Gebäudes hoch und runter. War das eine Bewegung am Fenster, oder spielten mir meine angespannten Nerven einen Streich? Mein Blick bleibt kurz an dem Fenster hängen, doch ich kann nichts mehr sehen. Einbildung. Ich war einfach viel zu Müde. Ich sehe mich weiter um und bleibe am Eingang der Tür hängen. Ein weißer Lieferwagen steht vor dem Eingang. Der Lieferwagen sah schon ziemlich mitgenommen aus. Die weiße Farbe blätterte ab und am Rahmen fraß sich der Rost durch. Auch der Schriftzug war nicht mehr vollständig zu erkennen. Die ersten beiden Wörter waren nur noch Fetzen, keine Chance irgendwas zu erahnen. Darunter konnte ich die Buchstaben he sehen, dann pftion und zum Schluss matters. Durch meinen Körper fährt ein Stromschlag und ich starre wie paralysiert auf den Schriftzug.
      When Perfektion matters.
      Die Worte hatten sich bei mir ins Gedächtnis gebrannt. Und die Firma die dahinter stand, sorgte bei mir für Übelkeit.
      Watershed Embrace.
      Ich habe plötzlich das Gefühl mich von außen zu beobachten. Wie ich nach dem Türgriff greife, die Tür öffne und von Hammonds Schoß rutsche. Wie ich einige Schritte auf den Lieferwagen steht gehe und dann doch wieder stehen bleibe. Hammonds Worte schießen mir wieder durch den Kopf.
      "Mädels und Doktoren? Zu eurer Rechten Doktor Horrors Haus. Viele Skalpelle und definitiv blutig"
      Der Gute lag ungewollt anscheinend vollkommen richtig. Ich sehe ein Stück hoch. Seitlich am Eingang prankt ein Graffiti. Der Umriss einer weißen Rose.
      Watershed Embrace. Was hatten sie hier gemacht? Ich hatte von einer Außenstelle in Cleveland nichts gewusst. Was wohl auch nichts zu bedeuten hatte. Moose war ein Meister in der Verschleierung gewesen.
      "Keine Ahnung was ihr vor habt, aber wir sollten uns die Klinik genauer Ansehen. Watershed Embrace. Verantwortlich für das Virus." höre ich mich sagen, bevor ich meine Zunge unter Kontrolle bringen kann.

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 24.02.2022

      Mir fällt ein Stein vom Herzen als wir alle endlich im Auto sitzen. Mir macht es nicht einmal was aus, dass ich mich fühle wie eine Sardine in der Dose. Ich bin einfach nur heilfroh, dass wir das nächste Unglück alle unversehrt überstanden hatten. Ich stoße die Luft aus und sehe einem nach dem anderen an.

      "Na dann wollen wir mal den Leutnant einsammeln." Ich zähle einmal durch. "Hm, wird etwas kuschelig im Wagen, aber sollte schon klappen. Wo ist Hammond hin? Fein. Vielleicht hat er ja eine Unterkunft gefunden, wo man sich ausruhen kann. Sam und Blair sollten vorne sitzen, Jared hinter mir, Tia hinter Sam und Travis und Rhain müssen sich den mittleren Platz teilen."

      “Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber mir wäre es lieber, wenn wir die Stadt weit hinter uns lassen.” Und das lag nicht ausschließlich an dem Monster, dass mittlerweile in der Innenstadt angekommen war oder an der Tatsache, dass wir irgendwann einmal Toronto erreichen sollten. Irgendetwas war in der Stadt noch passiert. Etwas, dass bei mir noch im Dunklen lag und mir dennoch eine heidenangst einjagte. "Richtung Toronto oder Krankenhaus oder", ich zucke mit den Achseln, "egal. Hauptsache weg." Ich schlinge die Arme um meinen Körper und werfe einen Blick aus dem Seitenfenster

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 09.02.2022

      "Hey."

      Seine Berührung lässt meine Haut kribbeln und sorgt dafür, dass sich die Angst und Panik auf ein händelbares Ausmaß schrumpfen. Er war da und würde mir helfen. So wie er es schon in Los Angeles getan hatte.

      "Lass uns Hammond und Rhain holen und dann hier verschwinden. Es sind circa drei Meter..."

      Das Gefühl hielt genau solange, bis er die drei Meter in den Mund nahm. Ich meine drei Meter? Runter? Ich verkrampfe mich. Ich war im Klettern eine absolute Null. Die Fähigkeit vernünftig und sicher zu Klettern bewegte sich ungefähr auf dem Niveau der guten Selbstverteidigung. Herr Gott ich war weder ein Affe noch ein boxendes Känguru oder ein garstige Gans. Ich war Ärztin. Ich kletterte vielleicht mal auf einen Stuhl und das war es. "Ähm Jared...?"
      Mein mickriger Protest geht in den Rufen zwischen Travis, Jared und Hammond unter. Gut. Solange sie sich unterhielten musste ich nicht Klettern.

      "Verschüttet ist nicht der richtige Ausdruck, Dunford. Ich bin in einer Art Wurmtunnel. Etwa 10 oder 15 m tief. Ich folge dem Gang. Habe aber keine Ahnung in welche Richtung. Irgendwo wird es schon hinaus gehen. Folgt der Kreatur. Ich bin am Ende dieses... am Ende dieses x-Ray oder was auch immer die Biologie dazu sagt. Frag am besten die Frau Doktorin. Die hat sicher einen lateinischen Begriff dafür."

      Ich sollte es positiv sehen. Immerhin standen mir "nur" drei Meter kletterei bevor und keine 15. Meine Chance bei einem Sturz zu überleben war deutlich höher. Meine Gedanken schweifen kurz zu meiner Arbeit. Ich hatte Patienten gesehen, die aus mehr oder weniger großen Höhen gestürzt waren. In fast 60 Prozent der Sturzunfälle war es zu einem Schädel-Hirn-Trauma gekommen. Bei etwa zehn Prozent aller Unfallverletzten und bei 30 bis 50 Prozent der Polytraumatisierten hatte ein Thorax-Trauma vorgelegen. Auch Dezelerations-Trauma...
      Ich schüttle den Kopf. Unwichtig. "Die Ärztin hat andere Probleme als für den Herrn Lieutenant das lateinische Wörterbuch zu spielen" rufe ich zu Lieutenant Hammond runter.

      Travis erscheint unten in der zerstörten Turnhalle und beginnt dicke Turnmatten unterhalb unserer Position zu stapeln. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Nicht Klettern. Einfach nur springen. Das bekam ich hin.

      "Ein Freiflug für jeden."

      Travis klopft breit grinsend auf die Matten und verschwindet anschließend. Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Ich stehe auf und gehe an Jared vorbei an den Rand unserer Plattform. Und Abflug. Unten angekommen rutsche ich von den Matten und sehe zu Jared hoch. Wenn ich nicht Klettern müsste würde ich glatt nochmal springen. "Jetzt du. Lande möglichst nicht auf deiner Schusswunde."

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 23.01.2022

      Bei jedem Schritt von diesem Untier bebt die Erde und auch wenn die Erschütterungen von Mal zu Mal an Intensität verlieren, verkrampfe ich mich bei jedem weiteren Mal. Ich schaffe es nicht mich aus meiner Erstarrung zu lösen und ich schaffe es auch nicht Lieutnant Hammond zu Antworten, als seine Stimme zu uns dringt. Mein Blick bleibt starr auf diesem Monster, dass in Richtung Stadt von dannen zieht. Die Krabbe in der Militärbasis war schon mehr als beeindruckend gewesen, aber dieses Vieh toppte sie um mehrere Meter und um mehrere Tonnen Gewicht. Was hatte dieses Virus noch alles hervor gebracht? Immer wenn ich glaubte, ich hätte das Ende der Fahnenstange erreicht, kam das Nächste, was mich völlig aus der Fassung brachte.
      Jared scheint den Schock deutlich besser weg zu stecken als ich. Lag vielleicht an seiner militärischen Ausbildung. Er rutscht an der Wand entlang und ruft Lieutnant Hammond eine Antwort zu. Und die Entgegnung von Hammond folgt prompt. Klang als wäre er verschüttet.
      Ich reiße den Blick von diesem Monster los und sehe zur Seite. Schutt, Asche und Zerstörung. Ein Anblick der uns zu Verfolgen schien.

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 13.01.2022

      In Zusammenarbeit mit Jared Dunford

      „Kommt darauf an.“
      „Worauf?“
      „Ob du lieb bist.“
      „Ich bin immer lieb.“ Er macht eine unschuldige Miene und ich knuffe ihn in die Seite.
      „Klar." Ich schneide ihm eine Grimasse. "Und ich bin größer als du." Ich deute auf die Tür. "Wir sollten in ein anderen Klassenraum gehen."
      Er nickt und humpelt in Richtung Tür.
      "Warte ich helfen dir." Keine Ahnung wie. Er überragte mich um mehr als einen Kopf. Wahrscheinlich war ich eher hinderlich statt förderlich. Ich trete gerade an seine Seite da öffnet sich die Tür und Rhain kommt herein. Sie sammelt sich eilig ein paar Dinge zusammen und verlässt den Raum anschließend überstürzt wieder. Ich runzle kurz die Stirn, greife dann nach einem Arm von Jared und lege ihn mir um die Schultern, um ihn zu stützen. Jared sieht mich einen Moment an, lässt den Arm liegen, bringt aber kein Gewicht darauf. Sowas nannte man dann wohl Alibi-Stütze. Kurz darauf steckt Lieutenant Hammond seinen Kopf in den Raum. Er sieht noch immer recht blass aus und sein Gesicht scheint noch mehr an Farbe zu verlieren, als er das Schlachtfeld erblickt. Konnte heutzutage niemand mehr Blut sehen? Ich mein klar, der Raum sah furchtbar aus, aber wir hatten da draußen schon schlimmeres gesehen. Ich mein es war nur Blut. Hier lag keine Leiche, kein abgetrenntes Bein, kein herrenloser Kopf oder ausgestochenes Auge.

      "Was ist denn hier passiert?"

      Er kommt in den Raum und hebt seine Waffe etwas, als fürchte er aus irgendeiner gleich angefallen zu werden. Ich zucke mit den Schultern. "Ein ehemaliges Soldatenschlachthaus vielleicht?" Ich grinse und sehe zu Jared hinüber. Seine Mundwinkel zucken leicht.

      "Nimm dir was du brauchst und dann weiter. Wir sollten uns einen besseren Ort suchen zum verarzten und rasten als das hier. Ich schlage vor in Richtung der Turnhalle aufzubrechen. Dort gibt es Tribünen mit erhöhtem Blick und einer erhöhten Feuerposition. Zu dem Brandschutztüren, die das Gas eine Weile länger abhalten können. Zwei Eingänge die absicherbar sind und Fenster als Notfall Extraktions-Option."

      "Ich habe schon alles. Wir wollten gerade auch gehen."
      Jared nickt. "Die Turnhalle klingt nach einem guten Plan. Auch wenn die Fenster in Turnhallen zu hoch liegen und als gute Notfall Extraktions-Option zu dienen. Können Sie Rhain holen, Lieutenant? Dann kann Tia schon mal dafür sorgen, dass ich nicht mehr völlig nutzlos bin."
      Ich wiege den Kopf hin und her. “Ich glaube da ist Hopfen und Malz verloren.”
      Er sieht zu mir runter. Seine Miene ist Todernst. “Sprach die Ninja-Kriegerin. Amen.”
      Ich “helfe” Jared aus dem Raum, den Gang entlang. Es dauert nicht lange bis wir die Doppeltüren zu der Turnhalle finden. Wir erklimmen eine der Tribünen und ich drücke Jared auf eine der unbequemen Bänke.
      "Ich habe schon Filmtitel.“ Ich lege die Sachen aus dem anderen Raum auf dem Fußboden ab. Ich nehme eine Schere aus der Arzttasche und schneide das Hosenbein oberhalb der Schußwunde ab.
      „Wofür?“, fragt er, während ich aus der Arzttasche das Morphium krame und eine Spritze aufziehe.
      „Für deine Schlachtung. Ein Horrorfilm der nächsten Generation.“ Ich verabreiche ihm das Morphium und beginne anschließend die Wunde zu reinigen. Jared verzieht keine Miene. Ich lege das Wunddesinfektionsmittel beiseite und greife anschließend nach dem Wundnahtset.
      Er lacht. „Und wie lautet dein Titel?“
      „Oh ich schwanke noch zwischen Prinz Charming, die Mutanten und ich oder Tinkerbell und die Schlachtung auf der Krankenstation oder die Elfe und das Massaker und Tod durch Touristin.” Ich zucke mit den Schultern. “Und zu allem gibt es dann die kostenlose Do-it-yourself- Anleitung: Wie Schlachte ich einen Soldaten mit Schusswunde in der Apokalypse.“
      Jared lacht schallend auf und ich beuge mich wieder über sein Bein. “Jetzt musst du still halten.” Er zuckt leicht zusammen, als ich beginne die Wunde zu nähen. “Tut mir leid”, murmle ich. Ich verknote die Fäden und klebe ein Wundpflaster über die Stelle. “Jared?”, frage ich schließlich und knete das Verpackungspapier des Pflasters in den Händen.
      “Ja?”
      “Wegen heute morgen… Es tut mir Leid. Nicht nur das ich deine Waffe genommen hab und ein Loch in den Boden geschossen habe, sondern auch das andere. Ich war noch im Halbschlaf und mein Gedächtnis…” Ich breche ab. “Ich habe gedacht… ich wollte nicht… also ich wollte dir nicht zu Nahe treten. Ich will nicht das es irgendwie komisch wird. Also nicht komischer als jetzt schon. Ich mein wir haben genug andere Probleme und ich verspreche dir das es nicht wieder vorkommt.”
      “Schade.”
      Meine Hände stocken in ihrer Bewegung ich ich sehe zu Jared auf. Er sieht mich an. Auf seinem Gesicht liegt kein Grinsen. Kein Lächeln. Er zuckt nicht einmal mit den Mundwinkeln. Er sieht mich einfach nur an. “Schade?” Ich hatte mir fast allem gerechnet, aber nicht damit, dass seine Antwort auf meine Entschuldigung ein ‘Schade’ war. Ein ernstes Schade.
      "Hör zu Tia. Ich bin nicht gut mit Worten und anscheinend bist du in festen Händen." Er lacht kurz und ich verstehe nur noch Bahnhof. "Aber das ist die verdammte Apokalypse" Er beugt sich zu mir herunter und legt eine Hand auf meine Wange. "Und das wollte ich schon lange tun." Seine Lippen berühren meine. Vorsichtig. Zärtlich und mir bleibt die Luft weg. Der Boden unter meinen Füßen beginnt zu Beben. Anfangs ist es nur ein leichtes Vibrieren. Ein leichtes Zittern, dass ich gut hätte auf den Kuss schieben können. Dass das Zittern sich schnell steigert allerdings nicht.
      “Jared?”, frage ich panisch. “Bilde ich mir das nur ein oder bebt die Erde?” Wie verhielt man sich bei einem Erdbeben? Ich hatte noch nie eins erlebt. ich kannte sie nur aus dem Fernsehen. Was machten die Leute dann? Was…?
      Jared antwortet mir nicht, sondern packt mein Handgelenk und zieht mich die schwankende Tribüne runter. Irgendwo zerbarst Glas und mehr als einmal kämpfen wir um unser Gleichgewicht. Als wir die Doppeltüren erreichen stürzen die ersten Trümmerteile auf uns herab und der Boden unter uns beginnt sich zu heben. Jareds Lippen verlässt ein Fluch, während ich ungläubig auf den sich neigenden Boden starre.
      “Tia!”
      Ich sehe auf. Jared hat die Tür geöffnet und hält sich am Rahmen fest. Eine Hand hat er in meine Richtung gestreckt.
      “Scheiße!”, fluche ich, als ich merke, dass meine Füße über den Boden rutschen. Hinter mir sackt der Boden der Turnhalle ab und ein Teil der Decke stürzt krachend nach unten.
      “Tia komm schon!”
      Ich greife nach seiner Hand. Er zieht mich zu sich ran und schiebt mich durch die Tür auf den Flur. Der Boden neigt sich weiter. Die Schule bäumt sich vor uns auf. Ich lehne mich gegen die Wand und presse die Hände auf die Ohren, als ein ohrenbetäubendes Kreischen die Luft zerfetzt. Der Flur vor uns verschwindet aus meinem Sichtfeld und an seine Stelle tritt ein gräulich-weiß geschuppter Rücken, der sich in die Höhe schiebt. Was war das?

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 10.01.2022

      Hammond sieht aus als würde er sich jeden Moment übergeben. Ich quäle mich umständlich aus dem Fußraum, während Rhain das Auto verlässt und erst die Tür bei Hammond aufreißt und dann zur Beifahrerseite geht. Ich stemme mich mit Schwung gegen meine Tür. Einmal. Zweimal. Beim dritten Mal öffnet sie sich und ich falle, kann meinen Sturz aber im letzten Moment aber noch abbremsen. Ganz verhindern kann ich es nicht, dass ich auf dem Schuttberg Lande.

      "Schnell rein, in den Räumen sollten wir so lange Schutz finden, bis sich der Scheiß verzogen hat. Außerdem will ich verhindern, dass du uns hier verblutest"

      Ich stehe auf, klopfe mir den Dreck von den Klamotten und ignoriere meine protestierenden Glieder. Ja ich wäre auch dafür, dass wir das verhindern. Rhain stützt sich an der Motorhaube ab und ich sehe mich um. Ich hielt es für ein gutes Zeichen, dass bisher weder bewaffneten Menschen aufgetaucht waren, noch Untote oder Mutierte.
      "Ja sollten wir. Ich geh mal gucken ob ich sowas wie einen Erstehilfekoffer finde." Ich deute auf den Gang rechts und gehe dann los. Hinter der ersten Tür die ich aufschiebe befindet sich ein Klassenraum. Klar. Und auch hinter der zweiten. Im dritten Raum liegen einige zerissene Schlafsäcke. Dann die Toiletten. Ein Chemieraum und... Ich bleibe stehen. Der Raum stand voll mit Feldbetten. Einige umgekippt. Viele verschoben. Zerstörte Trennwände. Blutige Verbände. Blutige Wände. Nicht definierbare klebrige Flecken am Boden. OP-Besteck quer im Zimmer verteilt. Keine Ahning was für ein Massaker hier stattgefunden hatte, aber mit Sicherheit ließ sich hier noch etwas brauchbares finden. Ich trete zurück in den Gang und sehe zu dem Ford zurück. "Nichts für Schwäche Nerven aber hier sollten wir deine Wunde versorgt kriegen Jared." Ich schlüpfe wieder durch die Tür und beginne den Raum zu durchsuchen. Hammond und Rhain würden Jared schon hier her bekommen. Tatsächlich stellt sich der Raum als wahre Fundgrube heraus. Ich finde Verbände, eine Arzttasche, Nadel und Wundfaden steril verpackt, Antibiotika und sogar Morphium. Damit würde ich Jared definitiv wieder auf die Beine bekommen.

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 04.01.2022

      Der Nebel kommt schnell. Keine Ahnung wieso mich sowas noch aus dem Konzept brachte. Schon vor dem kompletten Zusammenbruch war das Wetter unberechenbar gewesen. Vielleicht waren es auch die panischen Reaktionen der anderen. Blair die ins Auto springt und mit dem Aston im Nebel verschwindet. Jared der sich das zerissene Hemd vor Mund und Nase presst und mit voller Wucht auf die Hupe haut. Der Ton der darauf hin über den Parkplatz hallt, zerreißt mir fast das Trommelfell. Rhain springt in den Ford, startet den Motor und haut krachend den Gang ein. Das Getriebe ächzt und der Wagen macht einen kurzen Satz nach vorne, bevor der Motor verreckt.
      Mein Körper schaltet auf Autopilot. Ich packe Lieutnant Hammond am Arm und zerre ihn auf die Rückbank des Fords. Der Motor jault wieder auf und das Auto setzt sich bockend in Bewegung noch während ich die Tür zu ziehe. Ich habe Mühe das Gleichgewicht zu halten, stütze mich notdürftig mit einem Unterarm am Beifahrersitz ab und mit einer Hand an der Rückenlehne. Ich fühle mich, als würde ich bei einem Rodeo auf einem wütenden Bullen sitzen. Wahrscheinlich würde es auch ähnlich enden. Mit der Fresse im Dreck. Mit Glück erst, nachdem ich mich zwei Sekunden auf dem Rücken des Tieres gehalten hatte.
      Der Bulle... nein... der Ford hört auf zu Bocken, dafür heult der Motor gequält auf, als Rhain in einem viel zu niedrigen Gang Vollgas gibt. "Runter ihr zwei!!" Ihrem Schrei nach hatte mich der Bulle gerade im hohen Bogen in die Luft befördert. Mein Blick geht kurz zur Windschutzscheibe. Von dem Grau-Weiß des Nebels hebt sich ein dunkles Gebäude ab, dass in viel zu hoher Geschwindigkeit auf uns zu raste. Da war er. Der Boden auf dem ich gleich mit voller Wucht aufschlagen würde. Den Trip in die Hölle hatte ich eigentlich noch nicht gebucht und eigentlich hatte ich auch noch vor, ein wenig weiter zu Leben. Bei dem Anblick der Wand, die immer dichter kommt, sehe ich meine Leben allerdings schon an mir vorbei ziehen. War schön mit dir Welt. Gott? Das Ende hättest du gerne etwas anders gestalten können. Eine Apokalypse ist in Filmen ganz nett, aber in der Realität dann doch eher was zum Abgewöhnen. Für mehr Spannung hättest du auch einfach Fleischklöße vom Himmel regnen lassen können oder so.
      Ich hebe meine Unterarme schützend vor mein Gesicht und kauere mich auf dem Rücksitz zusammen. Zu spät frage ich mich, warum ich nicht an den Sicherheitsgurt gedacht hatte. Die Schnauze des Ford trifft auf die verrammelte Eingangstür. Von 50 auf 0 in weniger als 3 Sekunden. Es kracht ohrenbetäubend. Ich werde nach vorne geschleudert und pralle mit dem Rücken schmerzhaft gegen den Beifahrersitz, während mein Hinterkopf Bekanntschaft mit der Mittelkonsole macht. Scheiße, warum endeten Fahrten oder Flüge mit Rhain immer in einer Kollision? Die Rückbank verschwimmt vor meinen Augen und ich schwöre ich kann die Sterne hüpfen sehen. Mir ist schlecht und in meinem Kopf tanzen Elefanten Polka. Ich schließe die Augen für einen Moment und atme langsam ein und aus. Von vorne dringt ein gemurmelter Fluch nach hinten. Ich öffne die Augen wieder. Ich liege verkeilt und verrenkt im Fußraum.
      "Lebt ihr noch?"

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 22.12.2021

      "Grundsätzlich habe ich dagegen nichts einzuwenden. Aber findest du das ist hier der richtige Ort?"

      Er grinst mich an und zieht sich das Leinenhemd über den Kopf. Mir schießen die Bilder von heute morgen durch den Kopf und das Blut schießt mir in die Wangen. War ja klar, dass er darauf Anspielungen machen würde. Verdammt! Warum hatte ich auch kurzfristig meine Erinnerungen verlieren müssen? Und warum musste ich auch im Halbschlaf... Ich schüttle kurz den Kopf und nehme das Hemd entgegen. Ich brauche zwei Anläufe um einen der Ärmel von dem Rest zu trennen.
      "Hier." Ich drücke ihm das zerrissene Hemd wieder in die Hand und kremple den Ärmel um. Die Innenseite sah noch sauber aus. Als notdürftiger Verband sollte es vertretbar sein. Ich binde ihm den Ärmel um den Oberschenkel und übe dabei relativ viel Druck aus. Für den Moment sollte es die Blutung zumindest verringern. Langfristig sollte ich die Wunde definitiv nähen. "Das sollte vorerst helfen. Halt es möglichst still."

      "Außerdem scheint sie mehr zu wissen und wichtig zu sein. Aus unserem Gespräch aus dem Flugzeug damals. Ich würde sie ungern einer Gefahr aussetzen."

      Dann hatte er mir im Flugzeug also doch zugehört. Warum glaubte er, dass ich noch mehr wusste, als ich ihm im Flugzeug erzählt hatte? Warum interessierte es ihn jetzt? Damals hatte er meine Worte ignoriert. Er wollte nichts wissen.
      Und ich konnte nichts mehr sagen. Mit der Watershed Embrace legte man sich nicht an. Und Moose war niemand, den man als Feind haben wollte.

      “Wie lange sind sie jetzt im NiF, Dr. Vikander?”
      “Drei Wochen.” Ich rutsche auf meinem Stuhl hin und her. Ich hatte schon ein komisches Gefühl gehabt, als ich den Brief geöffnet hatte. Oben auf dem Papier hatte ein Firmenlogo geprangt, die Umrisse einer weißen Rose. Darunter hatten in verschlungenen Lettern die Worte “Watershed Embrace, when perfection matters” gestanden. Ein Logo, dass mir nach einem Monat am NiF schon übel aufstieß.
      “Sie wissen, dass das NiF mir gehört?”
      Gewusst hatte ich es nicht. Das die Watershed Embrace mit dem NiF irgendwie in Verbindung stand hatte ich aber vermutet. Ich schüttle den Kopf.
      “Wissen Sie Dr. Vikander. Ich finde es sehr erstaunlich, dass sie in der kurzen Zeit auf Dinge gestoßen sind, auf die Sie niemals hätten stoßen sollen. Sie arbeiten für Dr. Streeck in der Krebsforschung richtig?”
      Ich nicke.
      “Wie sind Sie dann an diese Probe gekommen?”
      Mir wird schlecht. Er wusste davon?
      “Sie stand auf meinem Schreibtisch.” Das war nicht ganz die Wahrheit, aber ich würde mit Sicherheit niemanden verpetzen. Dr. Streeck hatte mir die Probe zugesteckt und gesagt, ich müsse mal einen Blick darauf werfen. Das hatte ich getan. Welche Auswirkungen das alles nach sich ziehen würde hatte ich nicht geahnt.
      Moose lehnt sich nach vorne, stützt die Ellenbogen auf den Tisch und verschränkt die Hände.
      “Hören Sie Dr. Vikander. Ich schätze Sie.”
      Ja klar. Weil er mich so gut kannte. Weil er so genau wusste, was ich leistete.
      “Ich will nur nicht, dass Missverständnisse aufkommen.” fährt er fort und öffnete eine Schublade. “Also…” Er schiebt mir einige Zettel zu. “Ab sofort werden Sie Prof. Dr. Streeck direkt zur Hand gehen. Ich ziehe sie von der Krebsforschung ab.” Er tippt auf den Zettel. “Eine Verschwiegenheitsklausel. Das kennen Sie ja bestimmt. Und eine kleine Gehaltserhöhung.” Er lächelt und ich könnte Brechen. War ja klar, dass er nicht wollte das ich darüber ein Wort verlor. War ja klar, dass er versuchte mich mit mehr Geld zu bestechen. Aber das was da passierte, konnte so nicht weitergehen. Er züchtete, nein er ließ ein äußerst Aggressives Virus züchten. Keine Ahnung was er damit vor hatte, aber wenn dieses Virus die vier Wände der Forschungseinrichtung verließ… Ich schüttle kaum merklich den Kopf.
      “Wenn Ihnen das NiF gehört, dann haben Sie mit Sicherheit auch meine Kündigung erhalten. Ich werde nicht weiter für Sie arbeiten. Meine Koffer sind gepackt. Morgen verlasse ich Los Angeles.”
      Moose lehnt sich in seinem Sessel zurück und verschränkt die Hände hinter dem Kopf. “Ich kann Sie nicht gehen lassen, Dr. Vikander. Und ich denke, dass Sie auch nicht gehen wollen.”
      Ich stehe von meinem Stuhl auf. Warum war ich überhaupt hierher gekommen? Hatte ich wirklich geglaubt, dass er sich erklären würde? Das er mir sagen würde, dass das alles ein Unfall gewesen war und man schon dabei war, alles zu vernichten?
      “Ich denke, da liegen Sie gewaltig daneben.” Ich drehe mich um und gehe auf die Tür des Büros zu.
      “Dr. Vikander? Bevor Sie gehen, werfen Sie doch bitte noch einen Blick auf diese Fotos.”
      Die Hand am Türgriff zögere ich, drehe mich aber letztendlich noch einmal um. Moose schiebt Fotos über den Schreibtisch und ich gehe wie automatisch darauf zu. Meine Finger streichen fast zärtlich über die Fotos.
      “Ich hoffe wir verstehen uns jetzt Dr. Vikander?”

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 19.12.2021

      "Habt ihr im Aston einen Verbandskasten?"

      Ich drehe mich zu Travis um und runzle die Stirn. Was wollte er mit einem Verbandskasten? Hatte er sich im Haus doch verletzt? Er hatte während der Fahrt nicht den Eindruck gemacht als hätte er...
      Meine Gedanken stocken und mein Blick huscht zu Jared als bei mir der Groschen fällt. Verdammt natürlich. Die Flucht aus dem brennenden Haus, die Schießerei und die Kamikaze-Fahrt waren für eine frische und nicht genähte Schusswunde der Todesstoß.

      “Also nein, hier ist nichts. Müssen wir es doch so machen, wie Sam meint”

      Blair. Klasse. Gute Nachrichten wären auch wirklich zu viel verlangt. Ich verziehe das Gesicht und gehe um den Ford herum zur Beifahrerseite.

      “Sicher, dass wir da rein wollen?”

      Auf Blairs Frage hin wandert mein Blick kurz zu dem Schulgebäude. Völlig verbarikadiert. Vertrauenserweckend. Ich schneide eine Grimasse und öffne die Tür. Wie gesagt, gute Nachrichten wären zu viel verlangt.
      Jared hat eine Hand auf sein Bein gepresst und versucht die Blutung zu stoppen. Vergeblich. Das Blut quillt zwischen den Fingern hindurch. Wirklich? Warum verdammt hatte er nicht seine Zähne auseinander bekommen und auf der Fahrt was gesagt? Wieso verdammt mussten Männer immer so tun als wäre nichts? Als wäre alles in bester Ordnung? Warum verdammt ließen sie sich nicht helfen? Warum...?
      Ich stoße die Luft geräuschvoll aus. Kein Verbandsmaterial zur Hand. Unsere Klamotten waren voller Staub, Ruß und Asche. Nichts womit man eine Wunde verbindet sollte. Zumal ich nur ein verdammtes Hemd und keine kurze Hose trug.
      Ich haue Jared gegen die Schulter und funkle in wütend an. "Wann wolltest du was sagen? Wenn du verblutet bist?", fauche ich. "Scheiße!", fluche ich. "Zieh dein Hemd aus." Ich deute auf sein Leinenhemd.

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 30.11.2021

      Lieutnant Hammond springt auf die Ladefläche und Dana gibt Gas. Ich sehe kurz über die Schulter zu Hammond. Ja wie kam er hierher... Gute Frage. Zufall? Schicksal? Ich hatte geglaubt ich würde ihn nie wieder sehen. Das Chaos auf dem Stützpunkt... dieses mutierte Wesen... wenn er wirklich da geblieben war um zu kämpfen, dann war es ein Wunder das er noch unter den Lebenden weilte. Und das er dann hier auf uns traf... Ich schüttle den Kopf. Die Wahrscheinlichkeit ging gegen Null.

      Dana hält auf einem Parkplatz und steigt aus. Ich sehe ihr nach, wie sie auf Blair zu geht. Dann steigt Sam aus, holt Luft und hustet. Die Drei sahen relativ fit aus. Zumindest konnte ich keine offensichtlichen Verletzungen entdecken.

      Ich bleibe sitzen und sinke in dem Sitz ein bisschen zusammen. Gott, was würden sie tun, wenn sie wüssten was ich weiß? Mein Blick gleitet zu Travis, dann zögerlich zu Jared. Ich beiße mir auf die Unterlippe und senke meinen Blick.

      "Wir sollten uns drinnen umschauen Leute. Sicher haben die ne Krankenstation oder wenigstens Erste-Hilfe. Außerdem eine Kantine, vielleicht finden wir Vorräte."

      Jetzt schiebe ich mich vom Rücksitz. "Gute Idee und anschließend sollten wir nochmal gucken, was unser nächstes Ziel ist."

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 23.11.2021

      Sam sieht mich hilfesuchend an, als Rhain stehen bleibt und völlig abwesend wirkt. Sie geht rückwärts und presst sich die Hände an ihren Kopf. Und ich stehe einfach nur da. Sehe von Rhain zu Sam, der völlig aufgelöst scheint. Sehe weiter zu Dana, die gerade einem Häftling einen Tritt gegen die Schläfe verpasst. Sehe zu Jared, der mit einer Schusswunde auf dem Beifahrersitz sitzt. Sehe zu Blair, die kalkweiß im Gesicht ist.
      Scheiße verdammt. Mein Kopf beginnt zu schmerzen und ich kneife die Augen zusammen, als mich eine Erinnerung überrollt.

      „Hast du heute schon einen Blick in die Zeitung geworfen?“ Tarek sieht durch den Rückspiegel zu mir.
      Ich sinke tiefer in den Sitz und lehne mich gegen die Hintertür des Wagens. „Warum? Damit ich schwarz auf weiß sehe, wofür ich verantwortlich bin?“ Ich beginne auf meine Unterlippe zu kauen und vermeide es Tarek anzusehen.
      „Das ist nicht deine Schuld.“
      Ich schweige. Da war ich anderer Meinung. Vielleicht trug ich nicht alleine die Schuld und freiwillig hatte ich es auf keinen Fall getan. Weniger schuldig war ich deswegen trotzdem nicht.
      „Sieh es dir an, Tia.“ Er nimmt eine Zeitung von der Beifahrerseite und reicht sie zu mir nach hinten. Ich starre die Zeitung an, mache aber keine Anstalten sie abzunehmen.
      „Nimm schon.“
      Ich zögere noch einen Moment, dann nehme ich die Zeitung. Watershed Embrace finanziert Forschung mit Milliarden. Ich lache ungläubig auf. Klar finanzierten sie die Forschung. Sie waren schließlich die Wurzel allen Übels. Das sie sich jetzt als große Retter ins Rampenlicht stellten war einfach unfassbar. Mit verbissenem Gesichtsausdruck lasse ich die Zeitung sinken und sehe aus dem Fenster. Tarek lenkte den Wagen aus der Stadt heraus. Wahrscheinlich wählte er eine Route, die uns um die Stadt herum führte. Doch auch hier am Stadtrand kann ich die Sirenen der Einsatzwagen hören und die Stimmen aus den Lautsprechern. Polizei und Militär, die vergeblich versuchten Ordnung in das Chaos zu bringen. Vergeblich. Sie hatten ihre Glaubhaftigkeit und ihre Autorität genauso verloren, wie die Politik. Jeder versuchte jetzt seinen eigenen Hintern zu retten und das überwiegend mit Gewalt. Die Straßen von New York waren zum Kriegsschauplatz geworden. Überall sah man brennende Autos und Geschäfte, Straßenbarrikaden, gewalttätige Demonstranten, Menschen die verzweifelt versuchten ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen. Der Tod war mehr den je zum grausamen Alltag geworden.
      Die Bevölkerung zeigte mehr als deutlich, dass sie mit den Entscheidungen der Regierung nicht einverstanden waren. Sie zeigten deutlich, dass sie den Versprechungen der Regierung nicht trauten. Kein Wunder. Das Virus hatte in einem unglaublichen Tempo um sich gegriffen und die Bevölkerung ohne Vorwarnung getroffen. Bis auf Watershed Embrace und den durch sie finanzierten Forschungseinrichtungen wusste auch niemand genau, was hier wirklich los war. Keiner kannte das wirkliche Ausmaß und doch spürten sie alle, dass die Welt den Bach herunter ging.
      Ich wende den Blick von dem draußen herrschenden Chaos ab und sehe wieder auf die Zeitung in meinen Händen. Auf der Titelseite fand sich nur ein kleiner Ausschnitt des Watershed Embrace Artikels, also schlage ich die Zeitung auf. Ich stoße die Luft aus. „Hast du den Artikel schon gelesen?“ Mein Blick wandert zum Rückspiegel und ich sehe wie Tarek nickt.
      „Wo fahren wir hin?“
      „Die Nacht bleibst du in einem Hotel in Santa Monica. Morgen früh geht es dann zum Santa Monica Airport und von da aus in die Schweiz“ antwortet er, während ich weiter in der Zeitung blättere. In die Schweiz? Der Hauptsitz der Firma lag dort. Der Firma, nicht der Forschungseinrichtung.
      „Keine Ahnung, Tia.“ Tarek wirft mir über den Rückspiegel einen Blick zu. Das konnte er gut. Fragen beantworten, bevor ich sie überhaupt ausgesprochen hatte. Er wusste also auch nicht, wieso sie mich in der Schweiz haben wollten. Ich halte seinen Blick, bis er ihn wieder auf die Straße richtet. Tarek war mir ans Herz gewachsen, dabei kannte ich ihn kaum. Er sorgte stets dafür, dass ich sicher von A nach B kam und die Zeit im Wagen verbrachten wir stets mit Unterhaltungen. Wir lachten viel. Über unser Leben außerhalb von NiF sprachen wir allerdings nie. Ich wusste nichts von ihm. Er nichts von mir. Da war eine Mauer, die bisher keiner von uns gewagt hatte zu überwinden.
      „Und was machst du?“
      „Ich soll Moose nach Washington bringen.“
      Ich runzle die Stirn, frage aber nicht weiter nach. Er wusste wahrscheinlich selber nicht, was Moose in Washington wollte. Ich richte meinen Blick wieder auf die Zeitung. Der Artikel von Watershed Embrace prangt über eine Doppelseite und ich beginne den Text zu überfliegen.

      Zu den Hauptakteuren in der Noctha-Forschung zählt das NorthBay für Infektionsforschung (NiF). Zurzeit arbeiten 20 Gruppen des NiF an der Erforschung des Noctha Virus. Watershed Embrace unterstützt die Forschungseinrichtung nun zum wiederholten Mal mit knapp 45,5 Millionen US Dollar. Mit den Geldern werden nicht nur Projekte im medizinischen Bereich gefördert, sondern auch Projekte in der Forschung, die sich mit ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen befasse. Finanziert werde nur „exzellente“ Forschung, betont der Geschäftsführer der Watershed Embrace Christopher Moose.
      Eines der geförderten Projekte durch die Watershed Embrace, widmete sich der Erforschung von Blutproben. Das Team um den Virologen und Molekularbiologen Prof. Dr. Streeck von der NiF teste derzeit die DNA Proben von 6.000 Menschen, die an dem neuartigen Virus erkrankt sind. Erste Untersuchen ergaben, dass die Blutgruppe den Verlauf der Erkrankung beeinflussen könnte. So sollen sich Menschen mit der Blutgruppe B positiv weniger oft mit dem Virus infizieren, als andere. Menschen mit Blutgruppe A positiv und 0 infizieren sich dagegen weitaus häufiger und schneller. Die Forscher erhielten rund 25 Millionen US Dollar von Watershed Embrace.
      „Das Noctha-Virus zeigt uns einmal mehr, dass jeder Einzelne auf die Medizinforschung angewiesen ist. Wir von der Watershed Embrace haben es uns zur Aufgabe gemacht Innovationsfinanzierung stärker zu fördern. Wir wollen im Kampf gegen das Noctha-Virus unterstützen wo wir können.“


      Ich lache auf. Das Ganze war doch Bullshit! „Das ist lächerlich Tarek. Die stellen sich hin, als wären sie der strahlende Held in der goldenen Rüstung.“ Ich schnaube verächtlich.
      Tarek lacht. „Lies mal die Frage an Moose an der Seite.“

      Los Angeles Times: Es ist immer öfter von Virus-Mutationen die Rede und einige Virologen warnen
      speziell vor einer hochansteckenden Virus-Mutation und befürchten rapide steigende Infektionszahlen. Was ist an diesem Schreckenszenario schon gesichert? Was wissen wir darüber, wie viel ansteckender diese Variante ist?

      Christopher Moose:Ich bin weder Virologe noch Mikrobiologe, also kann ich Ihnen nur das sagen, was ich von den Forschern bisher zu hören bekommen habe. Allem Anschein nach gibt es eine Variante, die genetische Eigenschaften einer Eigenständigkeit hat. Sie hebt sich von dem ursprünglich beobachteten Noctha-Virusgenomen ab und besitzt somit eine eigene genetische Signatur. Bisher sieht es so aus, als würde sich diese Variante in einigen Gebieten schneller vermehren. Ob sie es generell tut, ist noch nicht bestätigt. Es gibt auch Hinweise auf ein anderes Replikationsverhalten, aber auch da fehlen noch die entsprechenden Analysen.

      Los Angeles Times: Ist diese neue Variante für die hohe Sterblichkeit verantwortlich?

      Christopher Moose: Dafür liegen uns noch keine Ergebnisse vor.

      Los Angeles Times: Wenn die höhere Ansteckungswirkung noch nicht wirklich erwiesen ist und die hohe Sterblichkeitsrate noch nicht erklärt werden kann, wie kommt es dann zu den Zahlen, welche die WHO an die Öffentlichkeit gibt?

      Christopher Moose: Wie ich anfangs schon erwähnt habe, bin ich weder Virologe, noch Mikrobiologe. Das Team von Prof. Dr. Streeck arbeitet ununterbrochen um eben diese Fragen klären zu können.

      Los Angeles Times: Mr. Moore, es sind Gerüchte im Umlauf, dass das Virus dafür sorgt, dass Tote wieder zum Leben erwachen. Was sagen Sie dazu?

      Christopher Moose: Gerüchte gibt es überall. Gerade zu Krisenzeiten häufen sie sich und verbreiten Angst und Panik, genauso wie Verschwörungstheorien. Ich kann nur raten sich an die Fakten zu halten. Die Watershed Embrace und die NiF arbeiten absolut Transparent. Sämtliche Projekte und Forschungsergebnisse können Sie auf der jeweiligen Website nachlesen.


      Dieses ganze Interview war Heuchelei. Christopher Moose wusste deutlich mehr, als er hier zugab. Nicht nur, weil die Forschung schon deutlich weiter war, sondern vor allem, weil er das Noctha-Virus und allem voran die Noctha-Variante C2 unter dem Mikroskop zum Leben erweckt hatte. Ich schlage die Zeitung zu und lege sie auf den Sitz neben mir.
      “Glaubst du das ist gewollt?”, frage ich Tarek, während ich einige Artikel überfliege.
      "Klar. Moose wäre schön blöd, wenn er die Wahrheit sagen würde. Die Zeitung stellt auch die falschen Fragen."
      Ich schüttle den Kopf. "Nicht das. Ich meine die Banalität einiger Artikel. Wen interessiert es jetzt bitte noch, dass es einen Gefängnisaufstand gab oder das irgendeine Fahrschülerin einen Pizzaboten fast überfahren hat?"
      "Die Reichen und Schönen die in ihren Villen sitzen, sich ins Fäustchen lachen und die nächste Million darauf wetten, wann der Pöbel endlich an ihren kleinen Spielchen zugrunde gegangen ist?"
      Ich sehe ihn durch den Rückspiegel an. "Dein Ernst?"
      Tarek zuckt mit den Schultern. "Mich wundert es ohnehin, dass die noch Zeitungen produzieren." Er lenkt den Wagen auf eine Hotelauffahrt. Ich sehe aus dem Fenster. Le Meridien Delfina.
      Der Wagen hält. "Hotels werden ja anscheinend auch noch betrieben, wieso also nicht die Zeitungen?" Ich steige aus. Hier vor dem Hotel war es relativ ruhig. Keine brennenden Autos. Keine randalierenden Gruppen.
      Tarek kommt um das Auto herum. "Das Hotel wird nicht mehr betrieben. Ich kenne den Inhaber. Ein alter Freund der dir für die Nacht Unterschlupf gewährt."
      Tarek reicht mir meine Tasche. „Pass auf dich auf, Kleines.“
      Ich schenke ihm ein Lächeln, zögere einen Moment und schließe ihn letztendlich in meine Arme. Theoretisch war das hier kein Abschied für immer. Theoretisch sahen wir uns in einigen Wochen wieder. Praktisch schwebte das Damokles-Schwert über unseren Köpfen.
      „Du auch auf dich.“


      Wie ich es hasste, dass meine Erinnerung weg gewesen war. Viel mehr hasste ich allerdings das, was nach und nach wieder an die Oberfläche kam. Ich blinzle Sam an, der gerade ausholt und Rhain eine schallende Ohrfeige verpasst. Er sagt irgendetwas zu ihr und schiebt sie dann auf den Aston zu. Blair brüllt irgendwas. Dana auch. Keine Ahnung was, aber ich setzte mich in Bewegung und lasse mich auf die Rückbank des Fords nieder.
      Scheiße, ich hatte bei der ganzen Sache meine Finger im Spiel?
      Vor dem Ford landet eine Leuchtfackel. Sie leuchtet rot auf und verleiht dem Mann mit dem Gewehr, der am Straßenrand auftaucht kurzzeitig ein bizarres Aussehen. Oder spielte mein Gehirn mir einen Streich, weil ich noch nicht wieder ganz im hier und jetzt angekommen war? Ich blinzle ein paar Mal und verscheuche die letzten Fetzen der Erinnerung, bevor ich den Mann erneut betrachte. Das war doch...
      "Lieutnant Hammond!" Die Worte kommen ein Tick zu Laut über meine Lippen, während ich auf den Mann am Straßenrand deute. "Nicht überfahren Dana!" Nur für den Fall, dass die aufgeheizte Situation zu übereilten Handlungen führte. Ich reiße die hintere Tür auf und strecke den Kopf aus den Wagen. "Lieutnant Hammond! Kommen Sie!"

    • Kaetzchen hat einen neuen Beitrag "NOCTHA 2 - Story " geschrieben. 12.11.2021

      Rhain beginnt sich langsam zu bewegen, hustet und tastet mit einer Hand suchend umher. Mir entrinnt sich ein Schluchzer und ich sinke zurück ins Gras, während die Tränen zu laufen beginnen. Verdammte Scheiße, dass hier war nicht meiner erste Wiederbelebung. Im Gegenteil. Ich hatte schon so grausam viele hinter mir, dass ich aufgehört hatte zu zählen. Und bei Gott, ich hatte nicht jeden Patienten wiederbeleben können. Aber das hier... Rhain wiederzubeleben... Jemanden den ich persönlich kannte und der mir am Herzen lag... Das war eine andere Nummer und sie nahm mich mehr mit, als ich es erwartet hatte. Als Ärztin bewahrte man schließlich einen kühlen Kopf oder nicht? Als Ärztin hatte man den Überblick... Wieder entrinnt sich mir ein Schluchzen und ich schlage eine Hand vor den Mund.

      "Verdammt, was geht hier ab? Geht's?"

      Ich blinzle hoch zu Sam. Er sieht nicht gut aus. Niemand hier sah wirklich gut aus. Aber immerhin hielt er sich alleine auf den Beinen. Ich bringe kein Wort über die Lippen.

      "Kommt schon!"

      Sam greift nach der Hand von Rhain und legt mir die andere auf die Schulter. Ich wische mir die Tränen hastig von den Wangen und stehe auf. Einfach weiter machen.

      "Nichts wie weg hier! Ich hab keine Lust unseren Bus zu verpassen."

      Ich nickte, noch immer nicht ind er Lage ein Wort über die Lippen zu bringen. Einfach weiter machen. Ich helfe Sam Rhain auf die Beine zu bringen und stütze sie auf einer Seite. Einfach weiter machen.

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